Wie toll. Würde am liebsten Spazierengehen. Ein Sommerregen hat immer so etwas beruhigendes.
Ein Kumpel von mir meint immer, wenn ich etwas besonderes mache, dann muss es wirklich besonders sein. Wenn ich also reisen wollen würde, müsse es DIE Reise sein. Er hat damit nicht ganz unrecht.
Ich denke in letzter Zeit viel über das Reisen nach und was reisen für mich bedeutet. So wirklich weiß ich es nicht. Ich weiß nur, dass ich schnell unzufrieden sein kann und mir vieles nicht gefällt - ganz generell gesprochen.
Reisen also. Jeder reist. Zu reisen ist heutzutage eine inflationäre Tätigkeit. Scheiß egal, wo es hingeht. Es ist nichts besonderes mehr. Wie viele Studenten waren wohl schon in Südostasien? Wie viele in Australien? Wie viel in Lateinamerika? Alles kalter Kaffee.
Man sagt, man reist nicht, um die Welt sondern um sich selbst zu erkunden. Anderseits muss man eben dafür auch nicht zwangsweise in die Ferne. Und was, wenn man sich nicht mehr großartig selbst erkunden muss?
Es würde mir nichts bringen, einfach irgendwo hin zu fliegen und dann ein wenig zu backpacken. Man mag ein paar schöne Orte sehen, ein paar nette Tage und Wochen haben und viel Geld ausgeben. Bringt mich das als Mensch weiter? Ich denke, nicht wirklich. Es mag sich übertrieben anhören, aber ich habe viel Fantasie und ich muss nicht alles selber erlebt haben, um daraus lernen zu können, um dadurch menschlich weiter zu kommen. Ganz egal, worum es sich handelt. In der Wissenschaft ist diese Lernmethode sogar bekannt. Mediale Informationen können reale, soziale Informationen ergänzen (vgl. Cantor/Mischel 1979). Und heutzutage ist doch alles medial gegenwärtig. Tausend Berichte, tausend Erzählungen. Es gibt keine unentdeckte Welt mehr da draußen.
Somit braucht es wirklich einen ganz besonderen Aspekt für eine Reise. Ein bisschen verwegen muss es schon sein. Abenteuerlich. Und auch halb ungeplant. Vielleicht wache ich ja eines morgens auf, packe ein paar Kleinigkeiten in eine Tasche und gehe einfach los, einfach so. Irgend wo hin. Okay, es ist nur eine abstruse Idee, aber es wäre doch vielfach spannender, als irgend so einen dämlichen Tripp zu machen. Ich brauche nur irgend einen Zauber, eine Einflüsterung, ich brauche das Gefühl, dass etwas ganz besonderes auf mich wartet und dass es sich irgend wie realisieren lässt ... ich wäre sofort dabei.
Literaturhinweis: Cantor, N. & Mischel, W. (1979). Prototypes in person perception. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 12, pp. 3-52). New York: Academic Press.
Super. Ich möchte gerade für mein Diplom noch schnell ein kleines Kapitel über (Online-) Jugend-Feuilleton schreiben und habe das mal schnell gegoogelt. Was finde ich auf Platz 3? Mein eigenes Blog. Sehr witzig!
Gibt doch nix Schöneres, als wenn der Kühlschrank wieder proppevoll ist. Kühlschrank: voll, Schubladen: voll, Eisfach voll, Getränkekisten: voll. Super! Musste auch nur sechs mal vom Auto in die Wohnung gehen, um alles rein zu tragen. Komme was wolle. Ich bin versorgt!
Gibt doch nichs Befreienderes als einfach mal mit voller Kraft in die Tasten des Klaviers zu "hauen", so dass das ganze Haus bebt.
Es macht keinen Sinn nach dem Studium zu reisen, wenn dieses Reisen ein Hörnerabstoßen vor dem gesetzten Arbeitsleben ist. Der Drang nach Freiheit und Ferne würde so ad absurdum geführt - eine Quoten-Reise fürs eigene Gewissen.
Man muss etwas tun. Anbei die Mails, die ich geschrieben habe, um der Union von Pocher und Schmidt entgegen zu wirken.
Die erste Mail ging an den Programmdirektor der ARD, Günter Struve - und in abgewandelter Form auch an Reinhard Grätz, den Vorsitzenden des WDR-Rundfunkrats.
Sehr geehrter Herr Struve,
Sehr geehrte ARD-Programm-Direktion,
Ich möchte mich mit der Bitte an Sie wenden, die geplante Aufnahme von Herrn Oliver Pocher in die Harald Schmidt-Show zu überdenken. Laut Landesrundfunkgesetz hat die ARD den so genannten öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen. Er soll garantieren, dass das Programm eine seriöse ausgewogene Mischung aus Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung bietet. Herr Pocher steht mit seiner bisherigen Art der medialen Selbstinszenierung in Widerspruch dazu.
Es wäre Schade, wenn sich die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland mit dem Engagieren von Herrn Pocher zu Teilen dem Anspruch beraubt, dem sie sich seit der Gründung verschrieben hat.
In heutigen Zeiten bedeutet Pressefreiheit nicht mehr so sehr, sich politisch frei äußern zu können, sondern vielmehr, eine gesellschaftskritische Stimme in Zeiten medialer Verdummung und Quotenhörigkeit zu sein. Die gebührenfinanzierten Sender sollten in dieser Hinsicht ein Leuchtfeuer sein, an dem sich die kritische bundesdeutsche Presse ausrichten kann.
Ich hoffe, meine Bedenken nachvollziehbar erläutert zu haben. Mehr vermag ich nicht zu tun. Weise und charaktervolle Entscheidungen mögen andere treffen.
Hochachtungsvoll
Jan Söfjer
Die zweite Mail ging an Harald Schmidt selbst:
Sehr geehrter Herr Schmidt,
Wenn es einen gesellschafts- und medienkritischen Feuilletonisten im deutschen Fernsehen gibt, dann sind Sie das. Doch nun ereilte die Bastion der letzten deutschen, anspruchsvollen Zuschauer die Nachricht, sie würden ab Herbst mit Herrn Oliver Pocher gemeinsam Ihre Sendung moderieren. Natürlich muss man da als Zuschauer keine Bedenken haben, dass Herr Pocher Sie ernsthaft in seinen Schatten manövrieren könnte. Soviel Charakter wird er in diesem Leben schwerlich noch erreichen können. Doch alleine die reine Infiltration in das Herz der deutschen TV-Kritik, die Infiltration Ihrer Sendung, Herr Schmidt, verdirbt eben dieser den Charakter aufs Schlimmste. Es ist der Todesstoß des Unterschichtenklamauks, der Triumph der Egalität über den Respekt.
Herr Schmidt, vielleicht mag es sein, dass Sie die Verantwortung für die Mitarbeiter ihrer Produktionsfirma abhält, zu sehr der Linie zu folgen, die Sie seit Jahrzehnten im deutschen Fernsehen folgen. Doch Bedanken Sie, dass der Schaden, der eine Union mit Herrn Pocher anrichten würde, irreversibel wäre. Es gibt immer eine Alternative. Und wenn die ARD nicht erkennen mag, in welch Dilemma sie sich begibt, dann, lieber Herr Schmidt, reden Sie doch einmal mit Arte, dem allerletzten Kämpfer für Kultur im Fernsehen.
Mit freundlichsten Grüßen
Jan Söfjer
Nachtrag von 15:39 Uhr: Irre, Grätz schreibt zurück, er werde sich an die WDR-Intendantin wenden.
Auch, wenn nichts bei rumkommen sollte, ich finde, es ist alleine schon gut, Verantwortlichen bewusst zu machen, dass kritische Stimmen da sind und diese sich engagieren. Genauso wie damals, als ich für die Medienseite der Süddeutschen Zeitung eine Medienkritik über die Stern-Serie über käufliche Schönheit geschrieben habe bzw. schreiben wollte und mich in der Angelegenheit auch an die Stern-Chefredaktion gewandt habe. Letztlich habe ich zwar das Thema fallen gelassen, weil es eine zu schmale Gratwanderung war bzw. weil es der SZ zu heikel war, aber es ist dennoch gut gewesen durch das Erbitten einer Stellungnahme Präsenz zu zeigen.
Wir, die wir fast jeden Spaß verstehen und uns, wer weiß wie oft, auch durch träge dahin fließende Harald Schmidt Shows geschleppt haben allein um der Hoffnung willen, doch noch eine einzige Leben erhaltende Sottise des Großmeisters zu erhaschen, sagen Nein!
Wir sagen Nein zur brüllenden Gegenaufklärung, Nein zur Ölpest des Comedy-Wahns, Nein zum besinnungslosen Dauerlachen.
Wir sagen: Lieber mit Harald Schmidt untergehen als mit Oliver Pocher weiterleben. "Mit dieser Welt gibt es keine Verständigung; wir gehören ihr nur in dem Maße an, wie wir uns gegen sie auflehnen", sagte Theodor W. Adorno in einem etwas anderen Zusammenhang.
Aber er hatte Recht. Wir lehnen uns gegen die Oliver-Pocher-Welt auf - bis zum letzten Atemzug!
- Reinhard Mohr, Spiegel Online
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Ab Ende Oktober
wird Oliver Pocher in die Sendung von Harald Schmidt integriert (SpOn). Die Sendung wird dann "Schmidt & Pocher" heißen. Grund: Schmidt alleine bringt nicht mehr genügend Quote.
Wenn ich Schmidt wäre, würde ich meinen Vertrag mit der ARD umgehend auflösen. Eine größere Demütigung als die, einen "Vollidioten" wie Pocher aufgebrummt zu bekommen, kann es für Schmidt nicht geben. Es ist ein erbärmlicher Schritt, der zeigt, wie weit sich ein öffentlich-rechtlicher Sender in die Niederungen des Kommerzes und des Boulevards begeben hat. Für so etwas zahle ich keine Rundfunkgebühr.
Gerade auf ARD
"Todesspiel - Entführt die Landshut" gesehen. Ein erschütterndes Zeitdokument. Es ist kaum vorstellbar für mich, wie krass Deutschland im Griff der RAF war. Kann sich das überhaupt jemand, der es nicht erlebt hat, vorstellen? Anderseits wurden noch in den Achtzigern und Neunzigern von der RAF Menschen ermordet. An Bad Kleinen erinnere ich mich noch, doch der Rest ging an mir vorrüber. Trotzdem: erschütternd. Und in diesem Zusammenhang frage ich mich auch, wie ein freiheitsliebender Mensch in heutigen Zeiten ernsthaft gegen den deutschen Staat sein kann. Wie kann jemand grundsätzlich der deutschen Politik misstrauen? Ich weiß es nicht. Ich bin glücklich, in dieser aufgeklärten und selbstkritischen Demokratie zu leben.
Media Perspektiven ist toll. Eben noch mal das Archiv zurück bis Januar 2006 durchsucht und einige spannende Studien gefunden. Hier oder da kann ich aus folgenden Arbeiten sicher einen Satz für mein Diplom verwenden. Bei einer früheren Suche habe ich wohl zu gezielt nach einzelnen Begriffen gesucht.
- Web 2.0: Nutzung und Nutzertypen
- Medienumgang Jugendlicher in Deutschland
- Weblogs und Journalismus: Konkurrenz, Ergänzung oder
Integration?
- Wer hört heute klassische Musik?
- Besucherpotenzial von Opernaufführungen und Konzerten der klassischen Musik
- Probleme und Perspektiven des Zeitungsmarktes
- Das Internet: Erlebnisweisen und Erlebnistypen
Irgendwie beschleicht mich gerade der Gedanke, dass ich im theoretischen (ersten) Teil meines Diploms auf bestenfalls 20 Seiten kommen werde - im analytischen (zweiten) Hauptteil hingegen nur auf 10. Dann könnte mein Thema erschöpft sein. Ein 30-Seiten-Diplom? Ob ich damit durchkomme? Okay, ich hörte mal, dass ein Prof von uns gesagt haben soll, dass letztlich nur der Inhalt zählt, aber 30 Seiten klingt schon kritisch. 30 Seiten machen Leute, die noch "nebenher" ein Webdossier als Hauptteil bauen. Aber was ist, wenn ich bei 30 Seiten wirklich alles ausgeschöpft haben sollte?
Nagut, man kann alles nach belieben erweitern und wie heißt es doch im Print-Journalismus so schön? Wenn Zeilen fehlen, einfach noch mal den Sachverhalt im Detail erklären. Aber macht es Sinn meinen "einführenden", ersten Teil künstlich aufzublähen? Und wie weit kann ich meine Analyse von jetzt.de, neon.de und diezuender.de ausweiten beziehungsweise aufblasen?
Anderseits: Haben sie nicht im 19. und 18. Jahrhundert sogar Doktorarbeiten mit wenigen zig Seiten geschrieben? Ich habe mal sowas gehört.
Nachtrag: Mal wieder hat mich der Kommilitone meines Vertrauens gerettet. Grandioser Vorschlag: Ich hänge an meinen Hauptteil noch einen skizzenhaften Entwurf für ein "Optimales Jugend-Online-Feuilleton" dran. Und vor allem habe ich dadurch noch mal richtigen Mehrwert in meiner Arbeit. Konnte nur von einem Norddeutschen kommen, so ein Vorschlag - quasi einem Fast-Niedersachsen. Mein Gott, wie gut wäre sein Vorschlag erst gewesen, wäre er richtiger Niedersachse? Doch immerhin kennt er
unsere Hymne. Kulturell ist also noch nicht alles verloren.
Es nervt mich, wenn ich schnell einen Eindruck von einem Journalisten - von dem ich zum Beispiel einen Artikel gelesen habe - bekommen möchte und über ihn im Netz nichts finde. Kein Profil, kein Bild, gar nichts. Irgendwie finde ich das nicht seriös, wenn sich jemand, der sich mit seinem Schaffen der Öffentlichkeit präsentiert, so versteckt.
10 Seiten! Es geht vorwärts. Eingeweihte wussten, dass ich bisher nur fünf Seiten hatte. Allerdings bestanden die zum größten Teil aus Zwischenüberschriften. Netto waren es vielleicht zwei. Nun habe ich zehn Seiten brutto, neun netto. Wobei ich die Zwischenüberschriften ja nicht mehr Streiche, also kann ich die zwei Seiten mitzählen. Gestern habe ich nur eine Seite geschafft. Sehr qualvoll. Heute sechs. Und das ist noch ausbaufähig. Ich denke, die Grenze liegt so bei zehn Seiten pro Tag - in Diplomformatierung. Das ist ganz okay, wenn man bedenkt, dass ich nur 50 Seiten fürs Diplom anvisiere.
Na endlich! Der
Guardian online hat einen Relaunch gemacht. Das wurde aber auch bitter nötig. Gelegentlich kaufe ich mir ja mal die gedruckte Ausgabe, aber die Online-Version habe ich bisher boykottiert - einzig, weil das Layout so mies war. Da bin ich empfindlich und konsequent.
Andere relaunchen schon zum zweiten Mal, seit der Online-Journalismus ernst zu nehmen ist.
Zeit online nämlich. Dabei haben sie erst vor eineinhalb Jahren ein neues Design aufgelegt. Eigentlich fand ich
das alte Layout nicht schlecht. Aber der Weisheit letzter Schluss war es natürlich nicht.
Von neon.de bin ich enttäuscht. Kaum neue Artikel und kulturell quasi gar nichts. Für meine Analyse muss ich dort auf Archiv-Texte zurück greifen. Habe mich entschlossen meine Analyse spontan zu vergrößern und noch den
Zuender, das Jugendmagazin von Zeit online mit in den Diplomvergleich aufzunehmen. Die rocken wenigstens.
Gustave Flaubert schrieb in seinem Roman November: "Beim Abschiednehmen kommt ein Augenblick, in dem man die Trauer so stark vorausfühlt, dass der geliebte Mensch schon nicht mehr bei einem ist." Damit spricht sich Flaubert im Grunde genommen gegen eine nennenswerte Reflexion der Situationen, in denen man sich befindet. Ich finde aber, gerade durch die Reflexion vermag man es, die Momente noch intensiver zu erleben als wenn man sich ungeöffneten Geistes in sie hinein begeben würde.
Es geht mir mittlerweile mit vielen Dingen so, dass ich mich in ihre Natur hineingefühlt habe oder um es deutlicher auszudrücken: Oft denke ich über Begebenheiten, Orte und Menschen in meinem Leben nach und berausche mich an den Erinnerungen. Es ist dann manchmal fast so, als hätte ich nicht mehr als die Erinnerung, was aber oft nicht stimmt. Wenn ich dann zum Beispiel einen Menschen wiedersehe, den ich lange nicht getroffen habe, ist eine viel größere Herzlichkeit da als sonst. Es ist, als hätte ich alles, was mich mit einem Ort oder mit einem Menschen verbindet, in mir konzentriert, als wäre ich sensibler für diesem Menschen geworden.
Warum haben wir im siebten Semester nicht einen ganzen Kurs mit der Diplomvorbereitung verbracht? Themensuche, Arbeitsmethoden, neue Diplomformen etc. Vielleicht hätte ich so eine dynamische Arbeitsform für ein alternatives Thema gefunden. Irgendwas lebendiges. Wenig Text. Keine Anlyse. Aber auch nicht gleich so ein dummer Dossier oder Videomist. Aber was hilfts? Jetzt hänge ich drin. Eine reine Qual ist es. Den ganzen Tag Anlauf nehmen und dann nachts, wenn man nicht mehr fliehen kann, weil man noch was schaffen muss bevor man schlafen geht, sich gegen die große Felskugel schmeißen und sie den Berg hinaufschieben. Das ist für mich Diplom schreiben.
Der Wind jagt durch die Stadt, wie ein unbändiger Hund, der sich losgerissen hat. Doch er weiß nicht wohin in dieser Nacht - auf diesen leeren Straßen. Der Hund und ich berühren uns, erkennen einander und sind froh uns zu haben. Denn die Welt erscheint uns falsch heut Nacht. Wie ein Abziehbild. Ein blasses Bild einst blühender Tage. Da ist der Tankwart in diesem einsamen neongrellen Kassenraum, der beim Sprechen wirkt, als müsse er Fusseln spucken und es deshalb nicht mag, da ist das Begreifen, dass ein Abschnitt in meinem Leben zuende geht und nur noch Leere da ist, und da ist die Furcht vor dem Alter, das ich immer lachend in den Arm genommen habe.
Die Tankstelle ist nur noch ein trostloser Ort. Ein Friedhof. Damals habe ich dort noch gearbeitet. Damals pulste dort noch das Leben. Es war ein Ort zum Verweilen, ein Ort zum Reden, ein Ort der Herzlichkeit. Seitdem mein Chef damals rausgeworfen wurde ist es nur noch ein Gespensterschloss.
Der Wind jagt durch die Zapfsäulen. Eine Geisterstadt? Wo sind die Spieler? Wo das Lachen? Wo der Wein? Wo die Frauen?
Darmstadt. Wirst du dich mir entfremden? Muss ich fort, weil meine Zeit hier um ist? Abschnitte im Leben sind wie die Liebe. Man muss immer versuchen den richtigen zur richtigen Zeit zu finden, um das lachende Glück sein nennen zu können. Findet man sie nicht, ist das Leben wie der Aufenthalt in einem Hotel, wo einen jeder Gast mürrisch anblickt.
Das Alter. Ich mag es. Es erzählt von Charakter, von Persönlichkeit und von Reife. Ich erinnere mich an die Bilder aus meiner Pubertät und erschrecke. Wie konnte ich nur so naiv leben? Welch Grauen. Doch warum bleibt keine Zeit, Reife und Jugend gemeinsam genießen zu können? Der Wind jagd durch mein langes Haar und ich frage mich, ob er das in fünf oder zehn Jahren noch machen können wird. Ich hielt mich für unverwundbar. Für einen Baum, dessen Blätter nie welken. Für einen Quell nie schwindender Kraft und Jugend. Bis die ersten Zeichen kamen.
Ich stiere zu Boden und bilde mir ein Whispern ein. Ein Murmeln und Rascheln. Die Klage der Toten. Die Klage der ungezählten jungen Männer, die wie ich, auf dieser Erde standen und dachten, sie könnten dieser Welt trotzen. Doch am Ende sind wir alle Staub.
Ich habe absolut keine Ahnung, was ich nach dem Studium machen soll. Am liebsten würde ich wohl als Selbständiger arbeiten und habe auch bereits Ideen, womit ich alles Geld verdienen kann. Obendrein überlege auch noch im April 2008 für ein Jahr auf die
Reutlinger Reportage-Schule zu gehen. Damit hätte ich noch ein weiteres Standbein und könnte auch noch hin und wieder eine Auslandsreportage machen. Doch wenn ich ehrlich bin habe ich einfach nur Angst. Angst vor der Zukunft. Bisher hatte ich immer eine Perspektive und war trotzdem behütet. Mag sein, dass in fünf oder zehn Jahren alles ganz toll sein wird, aber momentan sorgt mich die Vorstellung mit einem kleinen Schiffchen aufs Meer hinaus zu müssen. Eigentlich möchte ich einfach nur im Hafen bleiben.