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meinung

Freitag, 23. November 2007

Über das Phänomen "Dichterschlacht"

In Darmstadt findet heute mal wieder eine "Literatenschlacht" statt. Manchmal heißt so etwas auch "Dichterschlacht". An sich sicherlich eine lustige Sache, aber ich glaube nicht, dass so etwas wirklich etwas mit Poesie zu tun hat.

Natürlich mag es da tolle Leute mit guten Texten und kurzweiligen Performances geben, aber das Prinzip des Wettbewerbs, des Buhlens um die Stimmen der Zuschauer, kurz all dieser Ausverkauf steht für mich im exakten Gegensatz dazu, wie man Poesie behandeln sollte - nämlich mit Behutsamkeit.

Wenn man sich einmal die Originalaufnahmen von Dichtern anhört, die ihre eigenen Gedichte eingelesen haben, so stellt man oft fest, dass diese Literaten alles andere als Rezitatoren sind und wahrscheinlich bei so einem Bühnenschabernack grandios untergehen würden. Warum sollten sie auch dort bestehen wollen? Das eine hat mich dem anderen nichts zu tun. Dichter schreiben Gedichte! Sie sind keine Bühnenclowns. Aber genau um so eine comedyeske Heiterkeit geht es aber bei "Dichterschlachten".

Es mag dort wirklich talentierte Entertainer geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass aus diesem Kreis ein wirklich guter oder gar bedeutender Poet hervorgehen wird.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Das System Schule

Angeregt durch das Ende von diesem Eintrag.

In der Schule geht es primär darum, gesellschaftlich zu überleben. Und auch der Lehrstoff, der hochinteressant sein kann, muss sich zumeist den gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen unterordnen. Wenn eine Klasse einen Lehrer nicht mag und diesen nicht unterstützt, wird man nicht viel lernen können, geschweige dass sich eine Atmosphäre des Intellektes aufbauen kann. Ich merke es schon daran, wenn ich nur an Schulhöfen vorbei gehe. Es gibt da zum Beispiel einen, der auf meinem Weg zum Bahnhof liegt. Ich weiß nicht, was für eine Schule es ist, aber ich glaube es ist eher eine Haupt- oder Realschule. Sollte es ein Gymnasium sein, wäre es dramatisch, denn jedesmal - und das obwohl ich mittlerweile viel älter und gestandener bin - werde ich an alte Zeiten erinnert, wo es in erster Linie darum geht, dass man sich in dem Umfeld behauptet. Sofort wird der Druck spürbar, in den Gruppen sozial überleben zu müssen. Und auch, wenn ich dieses ab der 11. Klasse relativ gut beherrscht habe, so ist es doch eine Last. Alleine schon, weil so vieles Feingeistige durch dieses subtil-aggressive Machtgefüge zerstört wird.

Und wirklich dramatisch wird es, wenn dann auch noch der Lehrer resigniert oder man sich in einer Schule/Klasse befindet, in der es nich einmal um höheres Wissen und Intellekt geht und auch unter den Schüler eine latente bis starke Bildungsfeindlichkeit herrscht.

Hinzu kommt, dass so mancher Lehrer - so ist meine Erfahrung - nicht in der Lage ist, den Reiz und den Zauber von Wissen und Intellekt zu vermitteln.

Neulich saß ich erst in der S-Bahn und beobachtete eine Lehrerin (samt einer Praktikantin oder Referendarin) und ihren jungen Schülern - und ich muss sagen, dass mir die Lehrerin gehörig auf die Nerven ging. Folgenden Text notierte ich daraufhin in mein Notizbuch (Vorsicht, er ist pamphletisch und in der Erregung des Augenblicks entstanden):

Warum sind Lehrer immer nur die unintellektuellsten Wesen? Pädagogische Hennen, die nur so herumhühnern und ernsthaft ihre belanglose Überaktivität so über die Untergebenen dominieren lassen, dass diese meinen müssen, jenes sei nun archetypisch für das System Schule? Woher soll so Ruhe und Geist kommen?

Aber vielleicht sind die Lehrer auch die falschen dieses beziehungsweise den Geist eines bestimmten Faches zu vermitteln. Schließlich haben sie sich gegen das Fach selbst und für das Unterrichten der ewig gleichen Inhalte entschieden. Interessiert sich jemand für die Kunst, so wird er Kunstwissenschaftler oder Künster, interessiert sich jemand brennend für Physik, so wird er Physiker, intessiert sich jemand für die Sprache und die Welt der Literatur, so wird er vermutlich Schriftsteller oder Dichter. Lehrer sein bedeutet auch immer, sich gegen die intesiveste Auseinandersetzung mit der Materie entscheiden zu müssen. Und man wird sich entscheiden müssen. Franz Schubert beispielsweise sah seine Lehrertätigkeit mit seiner Kompositionsarbeit irgendwann nicht zu vereinen und entschied sich für ein Leben als brotloser am Existenzminimum und darunter lebender Komponist, dem obendrein zu Lebzeiten fast jegliche Anerkennung verwehrt blieb.

Lehrer werden also dem Lehrertum selbst wegen Lehrer, was sicherlich nicht das Schlechteste, aber eben schon lange nicht das Beste ist, um bei den Eleven den Nährboden für den Reiz einer Profession zu schaffen.

Samstag, 6. Oktober 2007

Wie man besser nicht couchsurft

Jetzt veranstalten Mitglieder von couchsurfing.com sogar Treffen. Und heute kam in mein Postfach eine allgemeine Einladung für eine Städtetour an der deutsch-französischen Grenze entlang. Dann tringelt man vermutlich die ganze Zeit mit den "Couchsurfern" rum und unternimmt alles in der Gruppe. Aber mit diesem Gedanken kann ich mich nicht anfreunden. Ich kann Gruppenfahrten nicht ausstehen und der Grund, warum ich das Prinzip Couchsurfing spannend finde, ist, dass man eben nicht großartig plant, dass man eben nicht, wie bei einer Vereinstour in irgendwelche Vorgaben eingezwängt ist, sondern sich frei jemanden aussucht, bei dem man pennen möchte oder mit dem man einen Kaffee trinken möchte, dieses tut und dann wiedes seines Weges geht.

Samstag, 29. September 2007

Das Prinzip Arbeit

Wirklich gut ist eine Arbeit nur, wenn man sie in das eigenen Leben integrieren kann, also die Arbeit für eine andere Arbeit - und sei es Einkaufen - unterbrechen kann. Ansonsten staut sich alles auf - zumeist bis zum Wochenende, wo man dann soviel Dinge erledigen muss, dass zumindest ein Tag des Wochenendes stressiger ist als ein Tag in der Arbeitswoche.

Es ist ein merkwürdiges Prinzip, diese Arbeitswoche. Meiner Ansicht nacht völlig überholt bzw. nie sinnvoll gewesen. Arbeiten und Leben muss verschmelzen, muss in einer natürlichen Symbiose sein, selbstbestimmt und frei.

Sonntag, 26. August 2007

Der Geist der Beatniks

Ich bin derzeit verrückt nach dem Geist der Beatgeneration. Auch unabhängig davon, dass jetzt Jack Kerouacs legendäres Manifest "On the road" 50 Jahre alt geworden ist. Aber wenn ich ehrlich bin: So wild ist das Buch nicht. Eigentlich ist das Buch copy und paste-Wahnsinn. Eigentlich kann man auch alle Kapitel rausreißen und neu anordnen. Okay, Kerouacs Kollege Burroughs hat das ja sogar bisweilen gemacht, wobei dieser sogar einzelne Seiten zerschnitten und zufällig neu angeordnet hat. Aber Kerouacs Buch ist auch so. Eigentlich ist es ein einziger Wahn. Keine Story, kein roter Faden und völlig irrsinnige Monologe. Man muss das Buch auch extrem schnell lesen, denn das Buch wirkt nur, wenn man in das Tempo des Buches eintaucht und sich an den Assoziationen berauscht. Die Sätze selber ergeben meist wenig Sinn.

Trotz allem: Das Lesen bringt es nicht!

Ich bin süchtig nach dem Geist der Beatniks, nicht nach ihren Werken. Spannender sind schon ihre Biografien, ihre Lebensläufe. Aber wahrhaft in diesen Geist eintauchen kann man nur, wenn man selber auf der Straße unterwegs ist. Wenn man selber alles auf sich zukommen lässt. On the road. Oder wie schrieb Kerouac doch selbst in "On the road":

Alle meine derzeitigen Freunde waren „Intellektuelle“ – Chad, der Nietzscheaner und Anthropologe, Carlo Marx mit seinen bekloppten surrealistischen, leisen, ernsten, irren Reden, Old Bull Lee und seine kritische Motzerei gegen alles und jedes -, oder sie waren heimliche Kriminelle wie Elmer Hassel mit seinem gelangweilten höhnischen Grinsen; genauso Jane Lee, die sich auf dem Orientteppich auf ihrer Couch wälzte und über den New Yorker die Nase rümpfte. Aber Deans Intelligenz war in jeder Hinsicht genauso geschult, brilliant und umfassend, nur ohne die öde Intellktualität. Und sein "Kriminalität" hatte nichts Schmollendes oder Spöttisches; sie war ein unbändiger, bejahender Ausbruch amerikanischer Lebenfreude; sie war der Westen selbst, der Westwind, eine Ode aus der Prärie, etwas Neues, lange Vorhergesagtes und lange Ersehntes (er knackte Autos nur zum Spaß für Spritztouren). Außerdem vertraten Alle meine New Yorker Freunde den negativen, alptraumhaften Standpunkt, das die Gesellschaft abzulehnen sei, und lieferten ihre müden, bücherschlauen oder politischen Gründe dafür, während Dean nur so durch die Gesellschaft raste, gierig nach Brot und nach Liebe; ihm war es egal, ob so oder anders, "solange ich nur an das nette Mädchen mit ihrem süßen Ding zwischen den Beinen rankomme, Mensch" und "solange wir was zu 'essen' haben, Mann, verstehst du mich? Ich bin 'hungrig', ich 'verhungere', lass uns 'sofort was essen'!" - und schon stürzten wir los und 'aßen', wie es, so spricht der Weise Salomo, "dein Teil ist unter der Sonne".

Ein westlicher Verwandter der Sonne - das war Dean. Obwohl meine Tante mich warnte, er würde mich in Schwierigkeiten bringen, hörter ich einen neuen Ruf und sah einen neuen Horizont und glaubte daran, jung wie ich war; und ein paar kleine Schwierigkeiten oder auch, dass Dean mich als Kumpel zurückstieß, mich hängenließ, wie er es später tun sollte, verhungernd am Straßenrand und auf dem Krankenbett - was machte das schon? Ich war ein junger Schriftsteller und wollte abheben. Irgendwo unterwegs, das wusste ich, gab es Mädchen, Visionen, alles; irgendwo auf dem Weg würde mir die Perle überreicht werden.

Freitag, 24. August 2007

Energie

Energie beziehen wir nicht aus Ruhe, sondern aus Taten, aus erfrischenden Erlebnissen.

Samstag, 28. Juli 2007

Fahrt zur Hölle, Besserwisser

Über Besserwisserei in der deutschen Sprache

In gewissen Abständen lese ich "Sinn machen" oder "Sinn haben". In beiden Fällen muss ich krampfhaft daran denken, dass es "Sinn machen" ja im deutschen gar nicht gibt bzw. dieses falsch aus dem Englischen (make sense) übernommen wurde.

Aber mal ehrlich: es ist mir sowas von scheiß egal. Und wenn irgendwas schlimmer ist, als irgend eine Form, die es eigentlich gar nicht gibt, dann ist es dieses ewige Gequängel und Bessergewisse. Außerdem gibt es "Sinn machen" sehr wohl im Deutschen, ob man will oder nicht. Es hat sich nämlich in der deutschen Sprache durchgesetzt. Fakt. Punkt. Und es wird auch noch die nächsten 500 Jahre benutzt werden. Also wo ich das Problem?

Es gibt wirklich einige Wörter und Begriffe, die nicht schön sein mögen, sich aber leider eingenistet haben. Ich finde es auch nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn man immer daran denken muss, dass diese Wörter nicht "okay" sind, obwohl man nichts gegen sie hat. Dieser kleine Mann im Kopf pisst mich richtig an. Gebt mti ein Messer und ich ... nein, lieber nicht.

"Kriegen" ist übrigens auch so ein Wort. Mein Deutschlehrer sagte früher immer: "Kriegen" sei schlechtes Deutsch, es heiße "bekommen". Jahrelang habe ich mich aufgeregt, wenn ich irgendwo "kriegen" gelesen habe. Mittlerweile nervt mich nur noch, dass ich darauf anspringe. Verdammt, selbst die ZEIT benutzt "kriegen".

Auch schön sind die Bücher von Bastian Sick, diesem gottverdammten Besserwisser, der von sich sagt, er möchte nicht belehren, es aber trotzdem tut. Wenn man ihn einmal gelesen hat, ist er wie ein Virus, das sich im Kopf eingenistet hat. In manchen Fällen hat er Recht, da geht es dann aber um grammatische Regeln, die eh jeder kennt, der halbwegs des Deutschen mächtig ist. Was nervt sind Anmerkungen wie, Wörter die auf "-bar" enden würden, gingen gar nicht. "Erklärbar, reparierbar - Überall Barbaren", schrieb er in seinem einen Buch. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich immer, wenn ich ein Wort lese, das auf "-bar" endet, an Sick denken muss.

Fuck you! Verdammte Besserwisser, ich hasse euch alle. Ihr nervt!

Alle sind gleich



„Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher.“

George Orwell: Die Farm der Tiere

Montag, 9. Juli 2007

Der Unersättliche

Innenminister Schäuble sagt derzeit Sätze, bei denen man nicht ganz glauben kann, dass er sie wirklich gesagt hat. Man möchte auch eigentlich nicht darüber reden, weil es viel zu absurd ist. Aber was soll man halten von einem Mann, der laut über Tötung von verdächtigen Terroristen sinniert. Mehr als noch vor dem Terror müssen wir in Deutschland vor unserem eigenen Innenminister Angst haben. Dieser Mensch dient nicht dem Staat, er glaubt der Staat und das Gesetz müssten ihm dienen.

Siehe auch den Kommentar von Innenpolitik-Chef der SZ, Heribert Prantl, rechts in der Sidebar bei del.icio.us.

Dienstag, 26. Juni 2007

Gedanken über Studiengebühren

Gut, dass ich jetzt mit meinem Studium fertig bin. Ich wüsste wirklich nicht, wie ich jedes Semester 500 Euro aufbringen sollte. Und meinen Eltern könnte ich diese Kosten auch kaum zumuten.

Einerseits kann ich zwar irgendwo nachvollziehen, dass Studenten zu ihrer teuren universitäre Ausbildung, Geld zuschießen sollen, anderseits frage ich mich aber, ob die Studiengebühren nicht dem Ruf nach mehr Akademikern im Land zuwiderlaufen. Eigentlich sollte der Staat Studenten finanzielle Unterstützung geben, anstatt Geld zu fordern. Und mit Unterstütung meine ich kein Bafög, dass man zumindest in Teilen zurückzahlen muss.


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Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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