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Das System Schule

Angeregt durch das Ende von diesem Eintrag.

In der Schule geht es primär darum, gesellschaftlich zu überleben. Und auch der Lehrstoff, der hochinteressant sein kann, muss sich zumeist den gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen unterordnen. Wenn eine Klasse einen Lehrer nicht mag und diesen nicht unterstützt, wird man nicht viel lernen können, geschweige dass sich eine Atmosphäre des Intellektes aufbauen kann. Ich merke es schon daran, wenn ich nur an Schulhöfen vorbei gehe. Es gibt da zum Beispiel einen, der auf meinem Weg zum Bahnhof liegt. Ich weiß nicht, was für eine Schule es ist, aber ich glaube es ist eher eine Haupt- oder Realschule. Sollte es ein Gymnasium sein, wäre es dramatisch, denn jedesmal - und das obwohl ich mittlerweile viel älter und gestandener bin - werde ich an alte Zeiten erinnert, wo es in erster Linie darum geht, dass man sich in dem Umfeld behauptet. Sofort wird der Druck spürbar, in den Gruppen sozial überleben zu müssen. Und auch, wenn ich dieses ab der 11. Klasse relativ gut beherrscht habe, so ist es doch eine Last. Alleine schon, weil so vieles Feingeistige durch dieses subtil-aggressive Machtgefüge zerstört wird.

Und wirklich dramatisch wird es, wenn dann auch noch der Lehrer resigniert oder man sich in einer Schule/Klasse befindet, in der es nich einmal um höheres Wissen und Intellekt geht und auch unter den Schüler eine latente bis starke Bildungsfeindlichkeit herrscht.

Hinzu kommt, dass so mancher Lehrer - so ist meine Erfahrung - nicht in der Lage ist, den Reiz und den Zauber von Wissen und Intellekt zu vermitteln.

Neulich saß ich erst in der S-Bahn und beobachtete eine Lehrerin (samt einer Praktikantin oder Referendarin) und ihren jungen Schülern - und ich muss sagen, dass mir die Lehrerin gehörig auf die Nerven ging. Folgenden Text notierte ich daraufhin in mein Notizbuch (Vorsicht, er ist pamphletisch und in der Erregung des Augenblicks entstanden):

Warum sind Lehrer immer nur die unintellektuellsten Wesen? Pädagogische Hennen, die nur so herumhühnern und ernsthaft ihre belanglose Überaktivität so über die Untergebenen dominieren lassen, dass diese meinen müssen, jenes sei nun archetypisch für das System Schule? Woher soll so Ruhe und Geist kommen?

Aber vielleicht sind die Lehrer auch die falschen dieses beziehungsweise den Geist eines bestimmten Faches zu vermitteln. Schließlich haben sie sich gegen das Fach selbst und für das Unterrichten der ewig gleichen Inhalte entschieden. Interessiert sich jemand für die Kunst, so wird er Kunstwissenschaftler oder Künster, interessiert sich jemand brennend für Physik, so wird er Physiker, intessiert sich jemand für die Sprache und die Welt der Literatur, so wird er vermutlich Schriftsteller oder Dichter. Lehrer sein bedeutet auch immer, sich gegen die intesiveste Auseinandersetzung mit der Materie entscheiden zu müssen. Und man wird sich entscheiden müssen. Franz Schubert beispielsweise sah seine Lehrertätigkeit mit seiner Kompositionsarbeit irgendwann nicht zu vereinen und entschied sich für ein Leben als brotloser am Existenzminimum und darunter lebender Komponist, dem obendrein zu Lebzeiten fast jegliche Anerkennung verwehrt blieb.

Lehrer werden also dem Lehrertum selbst wegen Lehrer, was sicherlich nicht das Schlechteste, aber eben schon lange nicht das Beste ist, um bei den Eleven den Nährboden für den Reiz einer Profession zu schaffen.
MissVelvet - 2007-10-07 18:17

Ach ja, da kenn ich doch was von. Jetzt bin ich seid 2 monaten wieder schüler und es ist leider genauso wie von dir geschildert. Ich muss jetzt wirklich stark überlegen, welcher lehrer es im ansatz schafft die klassen für "sein" Fach wirklich zu begeistern.... Ja doch, Audiovision heißt das fach, den namen der lehrerin hab ich schon wieder vergessen, ich hab kein namensgedächtniss... aber die hat es bei mir wirlich geschafft. Ich hatte nie ein ausgesprochen großes Interesse an Filmen, aber seid dem, vor allem durch ihre art zu unterrichten, ist es doch erheblich gestiegen. Sie unterrichtet auch Fotografie und und Mediendesing (ist eigentlich Web design). Auch Fächer wo ich voll dabei bin, mitunter weil ich es privat schon seid Jahren mache.
Es liegt aber auch zum großen Teil an den Schülern. Leider ist es nich bei allen so. Die meisten sitzen leider nur desinteressiert ihre Zeit ab. Warum verstehe ich auch nicht so ganz. Die haben alle keine hobbies, kein interesse an irgendwas. Ich frage mich immer was die machen wenn die nach hause kommen. Starren die dann die Wand an bis sie dann abends früh schlafen gehen um am nächsten tag wieder lustlos im unterricht zu sitzen? Die meisten wissen es leider wohl nicht zu schätzen, wie kostbar dieses viele wissen ist, das sie einfach so an sich vorrüberziehen lassen.
Aber es gibt auch lehrer, die mittlerweile resigniert haben. Ich erinnere mich nur an Sprüche wie "Wenn Sie hier nichts lernen wollen, dann gehen Sie doch raus". Ich glaube, das war als alle, in dem fall auch ich, nur gelangweilt dasassen. Und ich muss sagen, es war auch langweilig. Der Lehrer ratterte vor der Klasse emotionslos seinen Text runter, keine unterbrechungen erlaubt, keine fragen, einfach nur trockene materie. Das dies nicht begeistert wundert nicht...

Wie soll das alles nur weitergehen?
bateman - 2007-10-07 20:18

Gestern war ich auf einer Lehrerhochzeit. Die von einem guten Freund. Er heiratete eine Lehrerin. Seine Eltern, beides Lehrer, waren auch dort. Seine Schwester, ebenfalls Lehrerin, ebenfalls. Und viele lehrenden Gäste. Ohne Flachs! Lehrer sind ein eigenens Volk für sich.

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