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Der Geist der Beatniks

Ich bin derzeit verrückt nach dem Geist der Beatgeneration. Auch unabhängig davon, dass jetzt Jack Kerouacs legendäres Manifest "On the road" 50 Jahre alt geworden ist. Aber wenn ich ehrlich bin: So wild ist das Buch nicht. Eigentlich ist das Buch copy und paste-Wahnsinn. Eigentlich kann man auch alle Kapitel rausreißen und neu anordnen. Okay, Kerouacs Kollege Burroughs hat das ja sogar bisweilen gemacht, wobei dieser sogar einzelne Seiten zerschnitten und zufällig neu angeordnet hat. Aber Kerouacs Buch ist auch so. Eigentlich ist es ein einziger Wahn. Keine Story, kein roter Faden und völlig irrsinnige Monologe. Man muss das Buch auch extrem schnell lesen, denn das Buch wirkt nur, wenn man in das Tempo des Buches eintaucht und sich an den Assoziationen berauscht. Die Sätze selber ergeben meist wenig Sinn.

Trotz allem: Das Lesen bringt es nicht!

Ich bin süchtig nach dem Geist der Beatniks, nicht nach ihren Werken. Spannender sind schon ihre Biografien, ihre Lebensläufe. Aber wahrhaft in diesen Geist eintauchen kann man nur, wenn man selber auf der Straße unterwegs ist. Wenn man selber alles auf sich zukommen lässt. On the road. Oder wie schrieb Kerouac doch selbst in "On the road":

Alle meine derzeitigen Freunde waren „Intellektuelle“ – Chad, der Nietzscheaner und Anthropologe, Carlo Marx mit seinen bekloppten surrealistischen, leisen, ernsten, irren Reden, Old Bull Lee und seine kritische Motzerei gegen alles und jedes -, oder sie waren heimliche Kriminelle wie Elmer Hassel mit seinem gelangweilten höhnischen Grinsen; genauso Jane Lee, die sich auf dem Orientteppich auf ihrer Couch wälzte und über den New Yorker die Nase rümpfte. Aber Deans Intelligenz war in jeder Hinsicht genauso geschult, brilliant und umfassend, nur ohne die öde Intellktualität. Und sein "Kriminalität" hatte nichts Schmollendes oder Spöttisches; sie war ein unbändiger, bejahender Ausbruch amerikanischer Lebenfreude; sie war der Westen selbst, der Westwind, eine Ode aus der Prärie, etwas Neues, lange Vorhergesagtes und lange Ersehntes (er knackte Autos nur zum Spaß für Spritztouren). Außerdem vertraten Alle meine New Yorker Freunde den negativen, alptraumhaften Standpunkt, das die Gesellschaft abzulehnen sei, und lieferten ihre müden, bücherschlauen oder politischen Gründe dafür, während Dean nur so durch die Gesellschaft raste, gierig nach Brot und nach Liebe; ihm war es egal, ob so oder anders, "solange ich nur an das nette Mädchen mit ihrem süßen Ding zwischen den Beinen rankomme, Mensch" und "solange wir was zu 'essen' haben, Mann, verstehst du mich? Ich bin 'hungrig', ich 'verhungere', lass uns 'sofort was essen'!" - und schon stürzten wir los und 'aßen', wie es, so spricht der Weise Salomo, "dein Teil ist unter der Sonne".

Ein westlicher Verwandter der Sonne - das war Dean. Obwohl meine Tante mich warnte, er würde mich in Schwierigkeiten bringen, hörter ich einen neuen Ruf und sah einen neuen Horizont und glaubte daran, jung wie ich war; und ein paar kleine Schwierigkeiten oder auch, dass Dean mich als Kumpel zurückstieß, mich hängenließ, wie er es später tun sollte, verhungernd am Straßenrand und auf dem Krankenbett - was machte das schon? Ich war ein junger Schriftsteller und wollte abheben. Irgendwo unterwegs, das wusste ich, gab es Mädchen, Visionen, alles; irgendwo auf dem Weg würde mir die Perle überreicht werden.

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Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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