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Über das Phänomen "Dichterschlacht"

In Darmstadt findet heute mal wieder eine "Literatenschlacht" statt. Manchmal heißt so etwas auch "Dichterschlacht". An sich sicherlich eine lustige Sache, aber ich glaube nicht, dass so etwas wirklich etwas mit Poesie zu tun hat.

Natürlich mag es da tolle Leute mit guten Texten und kurzweiligen Performances geben, aber das Prinzip des Wettbewerbs, des Buhlens um die Stimmen der Zuschauer, kurz all dieser Ausverkauf steht für mich im exakten Gegensatz dazu, wie man Poesie behandeln sollte - nämlich mit Behutsamkeit.

Wenn man sich einmal die Originalaufnahmen von Dichtern anhört, die ihre eigenen Gedichte eingelesen haben, so stellt man oft fest, dass diese Literaten alles andere als Rezitatoren sind und wahrscheinlich bei so einem Bühnenschabernack grandios untergehen würden. Warum sollten sie auch dort bestehen wollen? Das eine hat mich dem anderen nichts zu tun. Dichter schreiben Gedichte! Sie sind keine Bühnenclowns. Aber genau um so eine comedyeske Heiterkeit geht es aber bei "Dichterschlachten".

Es mag dort wirklich talentierte Entertainer geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass aus diesem Kreis ein wirklich guter oder gar bedeutender Poet hervorgehen wird.
Konjunktiv - 2007-11-24 00:23

vielleicht geht es ja auch nicht darum. sondern eben um entertainment.
beccla2 - 2007-11-25 18:55

ich glaube die dichterschlacht ist einfach ein versuch, die poesie mal mit anderen augen zu betrachten und eine gute möglichkeit, auch menschen für poesie zu begeistern, die damit sonst nur wenig anfangen können. die poesie im traditionellen sinne stirbt dadurch ja nicht aus sondern wird einfach um eine interpretationsform erweitert.
Malte - 2007-11-25 19:33

moderne Poeten findet man in der Hiphop Szene; Eminem z.B. hat ganz ordentliche Texte und trägt sie auch gut vor.
7an - 2007-11-25 21:55

außer frage sind die heutigen stars des wortes eher musiker als schreiber. musik lässt sich besser vermarkten und erreicht den menschen leichter. ich glaube byron wäre heute vielleicht auch ein rockstar, wenn er in dieser zeit leben würde.

doch auch wenn es musiker mit irre guten texten gibt - nicht umsonst wurde meines wissens bob dylan einmal für einen literarpreis oder gar für den nobelpreis nominiert -, so sind doch songtexte in der regel, wenn man sie als reine gedichte betrachten würde, ziemlich dürftig. der songtext ist in der regel nur die unterfütterung für die musik, was aber auch gut ist. denn es klappt ja auch. die besten lieder sind meist die mit schlichten eingängigen refrains.

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