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gedanken

Montag, 25. Juni 2007

Creare

Kreativität bezeichnet die Fähigkeit schöpferischen Denkens und Handelns. Insbesondere wird der Begriff Kreativität als Bezeichnung für die Ursache persönlicher geistiger Schöpfungen [...] von Künstlern verwendet. [...]

Der Ursprung des Begriffs Kreativität ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt mehrere ähnliche und vom Wortstamm her verwandte Wörter, die auf den lateinischen Begriff creare zurückgehen, was so viel bedeutet wie "etwas neu schöpfen, etwas erfinden, etwas erzeugen, herstellen". [...] In dem Begriff Kreativität klingt aber auch das lateinische "crescere" an, das "werden, wachsen, wachsen lassen" bedeutet. (vgl. Wikipedia 2007)

Kreatives Handeln und künstlerisches Schaffen bedeuten nicht weniger, als einen Teil von sich unsterblich zu machen beziehungsweise zumindest vor Alter und Tod zu bewahren. Doch Kunst und Kreativität können nicht ohne Mangel und nicht ohne Fragen existieren. James Morrison formulierte in der Rolle des T.C. McQueen in einer Folge von "Space - Above and Beyond" die ultimativen Fragen: "Wer bin ich? Und wozu das Ganze?"

Samstag, 26. Mai 2007

el-Diekmann

Die Staatsanwaltschaft und die Bundesanwaltschaft durchsuchen Wohnungen, nehmen Geruchsproben, wollten das Demonstrationsrecht beschneiden und schnüffeln in Briefen. Man will gegen terroristische Vereinigungen vorgehen. Nebenbei brennt das Auto von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Das war dann - nebenbei gesagt - der Auslöser für das Schnüffeln in Briefen. Aber vielleicht wollten ja auch nur einige eigentlich rechtstreue Bürger, quasi in höherem Auftrag, die Bundesanwaltschaft auf die Machenschaften der Bild hinweisen, indem sie Diekmanns Wagen ansteckten. Denn unter Umständen ist die Bild die einzige wirkliche terroristische Vereinigung in Deutschland.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Die Magie der Zusammenkunft

Gustave Flaubert schrieb in seinem Roman November: "Beim Abschiednehmen kommt ein Augenblick, in dem man die Trauer so stark vorausfühlt, dass der geliebte Mensch schon nicht mehr bei einem ist." Damit spricht sich Flaubert im Grunde genommen gegen eine nennenswerte Reflexion der Situationen, in denen man sich befindet. Ich finde aber, gerade durch die Reflexion vermag man es, die Momente noch intensiver zu erleben als wenn man sich ungeöffneten Geistes in sie hinein begeben würde.

Es geht mir mittlerweile mit vielen Dingen so, dass ich mich in ihre Natur hineingefühlt habe oder um es deutlicher auszudrücken: Oft denke ich über Begebenheiten, Orte und Menschen in meinem Leben nach und berausche mich an den Erinnerungen. Es ist dann manchmal fast so, als hätte ich nicht mehr als die Erinnerung, was aber oft nicht stimmt. Wenn ich dann zum Beispiel einen Menschen wiedersehe, den ich lange nicht getroffen habe, ist eine viel größere Herzlichkeit da als sonst. Es ist, als hätte ich alles, was mich mit einem Ort oder mit einem Menschen verbindet, in mir konzentriert, als wäre ich sensibler für diesem Menschen geworden.

Montag, 7. Mai 2007

Nachtgedanken in Darmstadt

Der Wind jagt durch die Stadt, wie ein unbändiger Hund, der sich losgerissen hat. Doch er weiß nicht wohin in dieser Nacht - auf diesen leeren Straßen. Der Hund und ich berühren uns, erkennen einander und sind froh uns zu haben. Denn die Welt erscheint uns falsch heut Nacht. Wie ein Abziehbild. Ein blasses Bild einst blühender Tage. Da ist der Tankwart in diesem einsamen neongrellen Kassenraum, der beim Sprechen wirkt, als müsse er Fusseln spucken und es deshalb nicht mag, da ist das Begreifen, dass ein Abschnitt in meinem Leben zuende geht und nur noch Leere da ist, und da ist die Furcht vor dem Alter, das ich immer lachend in den Arm genommen habe.

Die Tankstelle ist nur noch ein trostloser Ort. Ein Friedhof. Damals habe ich dort noch gearbeitet. Damals pulste dort noch das Leben. Es war ein Ort zum Verweilen, ein Ort zum Reden, ein Ort der Herzlichkeit. Seitdem mein Chef damals rausgeworfen wurde ist es nur noch ein Gespensterschloss.

Der Wind jagt durch die Zapfsäulen. Eine Geisterstadt? Wo sind die Spieler? Wo das Lachen? Wo der Wein? Wo die Frauen?

Darmstadt. Wirst du dich mir entfremden? Muss ich fort, weil meine Zeit hier um ist? Abschnitte im Leben sind wie die Liebe. Man muss immer versuchen den richtigen zur richtigen Zeit zu finden, um das lachende Glück sein nennen zu können. Findet man sie nicht, ist das Leben wie der Aufenthalt in einem Hotel, wo einen jeder Gast mürrisch anblickt.

Das Alter. Ich mag es. Es erzählt von Charakter, von Persönlichkeit und von Reife. Ich erinnere mich an die Bilder aus meiner Pubertät und erschrecke. Wie konnte ich nur so naiv leben? Welch Grauen. Doch warum bleibt keine Zeit, Reife und Jugend gemeinsam genießen zu können? Der Wind jagd durch mein langes Haar und ich frage mich, ob er das in fünf oder zehn Jahren noch machen können wird. Ich hielt mich für unverwundbar. Für einen Baum, dessen Blätter nie welken. Für einen Quell nie schwindender Kraft und Jugend. Bis die ersten Zeichen kamen.

Ich stiere zu Boden und bilde mir ein Whispern ein. Ein Murmeln und Rascheln. Die Klage der Toten. Die Klage der ungezählten jungen Männer, die wie ich, auf dieser Erde standen und dachten, sie könnten dieser Welt trotzen. Doch am Ende sind wir alle Staub.

Sonntag, 6. Mai 2007

Ruhe

Von jeher habe ich meine Kraft aus der Ruhe gewonnen. Doch eben musste ich darüber nachdenken, dass man bei einem Schreibtischjob bei einem Arbeitgeber eigentlich keine Zeit für Ruhe hat. Oder ist es falsch, wenn ich sage, dass man kaum Punkte macht, wenn mann hin und wieder mal ein paar Minuten nichts anderes macht, als nachzudenken, sich zurück zu lehnen und in die Luft zu starren? Aber was soll denn Reflektiertes entstehen, wenn keine Ruhe da ist?

Donnerstag, 19. April 2007

Jazz noir

Der Klavierspieler webt warme Töne, die sacht um die Konversationen der Gäste herum gleiten. Hölzerne Dielen und die fleckige Decke glänzen im Kerzenlicht. München noir.

Der Tempranillo ist gut, doch leider schweigsam. Oh Einsamkeit. Ich würde mich gerne in eine gemütliche, dunkle Ecke legen - außerhalb der Wahrnehmung der anderen - und würde mich beim Einschlafen an dem Glauben wärmen, hier sei ich zu Hause und die Gäste gute Bekannte. Aber ich bin allein unter Menschen und fern gleicher Geister.

Schwabing ist auch fern. Schwabing ist fort. Seit 90 Jahren tot. Wo sind die literarischen Cafés? Wo die neuen Bohème? Oh weh. Das Wort klingt fast lächerlich in unserer Zeit. Sie ist zu nüchtern und abgeklärt. Immerhin kommt jetzt der Klavierspieler von seiner Pause zurück und stimmt mit seiner Musik mein melancholisches Gemüt.

Notiert beim Wein in der Jazzbar Vogler am 18.04.07

(siehe auch die Hintergrundgeschichte)

Donnerstag, 22. Februar 2007

Von fremden Orten

Manchmal reicht schon ein zufällig gesehenes Foto und Fernweh überkommt mich. Doch ich suche nicht das Exotische, nicht das Fremde, sondern das Bekannte in mir, Orte, mit denen man seinen Frieden machen kann. Letztlich ist jeder Ort nur so, wie wir ihn wahrnehmen - mit unserer Erinnerung, unserer Sehnsucht und unserem Herzen.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Teil einer Bewegung sein

Warum gibt es eigentlich in unserer Zeit keine Bewegung? Warum gibt es keine Epoche? Es gibt keine wirklichen Debatten und keine Visionen. Selbst alles künstlerische wurde unter einem Sargdeckel begraben - namens Postmoderne; und etwas anderes ist nicht in Sicht. Traurige Zeit. Und irgend wann werden wir alle alt sein und die Jugend beneiden um ihre gesellschaftsexpressionistischen (gibt's das Wort?) Ideen. Zumindest Tocotronic sangen schon vor zwölf Jahren:

lautsprecher "Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein"

Montag, 19. Februar 2007

Am Ende sind wir alle Staub

Da sitzt man am Schreibtisch, liegt im Bett oder macht sonst etwas und plötzlich kommt einem in den Sinn, dass man sterblich ist und irgend wann nicht mehr durch die Gegend laufen wird. Dann ist man weg. Komischer Gedanke. Kennt ihr das?

Freitag, 9. Februar 2007

Ich hoffe

Die Hoffnung ist das einzige, woran wir uns in unserem kleinen Leben festkrallen. Die Hoffnung auf ein Herz, die Hoffnung auf eine Zukunft, die Hoffnung auf die Hoffnung selbst. Mehr haben wir nicht.


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