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gedanken

Donnerstag, 25. Januar 2007

Hartz V

Das Landgericht Braunschweig verhängte gegen Hartz zwei Jahre Haft auf Bewährung sowie eine Geldstrafe von 360 Tagessätzen à 1600 Euro, also 576.000 Euro. - heute.de


Für einen Tagessatz von 1600 Euro nehm ich auch zwei Jahre auf Bewährung.

Dienstag, 9. Januar 2007

Ein ruhiges Lädchen

Aus: "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Rainer Maria Rilke

Manchmal gehe ich an kleinen Läden vorbei in der rue de la seine etwa. Händler mit Altsachen oder kleine Buchantiquare oder Kupferstecher mit überfüllten Schaufenstern. Nie tritt jemand bei ihnen ein, sie machen offenbar keine Geschäfte. Sieht man aber hinein, so sitzen sie, sitzen und lesen, unbesorgt; sorgen sich nicht um morgen, ängstigen sich nicht um ein Gelingen, haben einen Hund, der vor ihnen sitzt, gut aufgelegt, oder eine Katze, die die Stille noch größer macht, indem sie die Bücherreihen entlang streicht, als wische sie die Namen von den Rücken.
Ach, wenn das genügte: ich wünschte manchmal, mir so ein volles Schaufenster zu kaufen und mich mit einem Hund dahinerzusetzen für zwanzig Jahre.

Nicht nur du, Rainer.

Dienstag, 2. Januar 2007

Küchengespräche als Lebensform

Weihnachten vorbei. Silvester überlebt. Wieder daheim, doch es fühlt sich komisch an. Die Wohnug ist leer.

Alleine wohnen ist toll. Man bestimmt alles selbst und keiner nervt. Und im Studium ist man eh laufend unter Leuten. Anderseits gab es immer diese Phasen. So wie auch jetzt. Ich möchte in der Küche Tee trinken und plaudern. Und nicht extra raus gehen, um Leute zu treffen. Was fehlt ist die WG-Küche - samt Mitbewohner. Schön, dass ich das auch schon mit 26 merke. Nun ja, in einem Jahr wohne ich wohl eh woanders. Berufseinstieg. Hamburg oder München wahrscheinlich. Und wie erstickend einsam die eigenen vier Wände in einer fremden Stadt sind, habe ich ja bereits damals während meiner Zeit in Hamburg gemerkt.

Meine nächste Bude wird ne große WG. Mit coolen Leuten, Kochsessions und aufwiegelnden, philosophischen, blödsinnigen Küchengesprächen. Mein Gott, das eindeutigste Merkmal des Studententums und ich entdecke diese Lebensform erst danach.

Manchmal typisch für mich: länger brauchen aber dann 'n Salto machen. Nun, manche bleiben ewig in ihrer alten Haut. Aber wie soll schon Vergil gesagt haben: "Felix qui potuit rerum cognoscere causas. - Glücklich, wem es gelang, den Grund der Dinge zu erkennen."

Dienstag, 5. Dezember 2006

Eine Frage der Freiheit

Eine Panikschrift über die Fesseln des bürgerlichen Lebens

In Kürze ist das Jahr vorbei, die weihnachtlichen Erinnerungen schon wieder halb verblasst, der Restalkohol von Sylvester ausgenüchtert. Dann ist Januar.

Der Januar wird mein letzter richtiger Monat als Student sein. So mit richtigem Studentenleben, zur Uni fahren, Kurse besuchen und so weiter. Dann folgt zwar noch das Diplom und wirklich exmatrikuliert bin ich erst im September. Aber trotzdem: Nach Weihnachten kommt nur noch ein Monat.

Ich beginne jetzt schon manche Menschen zu vermissen. Ich sehe mich alleine in einer kleinen Wohnung in Hamburg oder München sitzen. Gestopft in ein Gefäß, das sich Berufsalltag nennt.

Eigentlich ist die Vorstellung nichts schlecht. Natürlich möchte ich mal namhafter Online-Feuilletonist werden oder das, als was ich das definiere. Schließlich werde ich mein Diplom über die Zukunft des Feuilletons schreiben und der Frage nachgehen, wie das Feuilleton wieder die jungen Menschen erreichen und sich ihrer Debatten annehmen kann. Ich bin auch kein wilder Abenteurer, der mal in Afrika eine Farm aufbauen möchte, oder jemand, der ruhelos durch die Welt zu treiben gedenkt. Nein. Natürlich ist es mit wichtig, irgendwann meinen tollen Job, ein Haus, Frau und Kinder zu haben. Aber auch wenn ich manchmal weit voraus denke. So weit bin ich noch nicht.

Wie gesagt: Ich sehe mich allein in einer kleinen Wohnung. Meine Freunde alle weg. Ein netter kleiner Job, ein paar nette Kollegen. Ein Tag beginnt und zehn Jahre enden. Wo werden die Möglichkeiten sein? Wo wird das Neue sein? Wo wird das Unvorhersehbare sein?

Ich sehe mich in einem Jahr genau wie jetzt Damien Rice hören und ein Glas Wein trinken. Dabei werde ich auf ein Blatt Papier starren. Es hat fast kein Ende. Lauter Tage stehen drauf. Daten und was ich dort gemacht haben werde. Jede Woche ähnelt sich. 2008. 2009. 2010. 2015. 2020. Die banalste und unergründlichste Frage der Welt wird mir jeden Tag im Kopf dröhnen: Wofür leben? Oder anders: wofür sterben? Schließlich stirbt jeder Mensch an seinem Leben und an nichts anderem. Und wie dieser Tod sein wird, liegt bei jedem selbst.

Schon jetzt bin ich in die Zwänge des Geldes geraten. Eine eigene Wohnung, ein großes Auto und ein Klavier kosten ziemlich viel Geld. Es ist die Sklaverei der Annehmlichkeiten. Und leider liegt es in der Natur der Sache, dass man nie einen Schritt zurück machen möchte. Werden mich also meine Ansprüche an den Alltag versklaven und an diesen ketten?

Ich habe das Glück, Eltern zu haben, die mich immer großzügig unterstützt zu haben. Vielleicht hat es mir auch die Angst in Herz gepflanzt, keine geordneten Verhältnisse zu haben, nicht alles im Griff zu haben.

Mittlerweile scheine ich meinen Eltern zumindest ein wenig nahe gelegt zu haben, dass ich nach dem Studium noch zumindest zwei, drei Monate ins Ausland muss, um mein Englisch aufzubessern. Dahinter steckt natürlich auch, noch einmal alles hinter sich zu lassen, etwas völlig neues zu erleben. Doch auch da schwebt schon wieder das monetäre Damoklesschwert über mir. Geld, Job, strukturierter Lebenslauf. Die bürgerliche Vita ist eine Nanny mit eisenhartem Griff.

Und wir wäre es, alles über Bord zu werfen?

Wohnung aufgeben ohne Pläne zu haben. Keinen Berufsstart vorbereitet zu haben. Das Klavier wieder zum Händler bringen. Das Auto stilllegen. Ein Flugticket kaufen und verschwinden. Einfach so. Bestenfalls mit zwei- bis dreitausend Euro in der Tasche, eher viel weniger. Kein Auslandspraktika, das auf einen wartet, kein fester Job, keine Uni, kein Ziel.

Die ganze Welt stünde mir offen. Oh, ich höre die laute Stimme meines Vaters, wie wahnsinnig man sein könne. Man müsse eine detaillierte Reiseplanung haben, die Kosten durchgerechnet, die Hotels und Unterkünfte gebucht. Doch wie frei ist man, wenn man auf einem Schlitten sitzend durch die Welt gezogen wird?

Montag, 20. November 2006

Studentisches Zurücklehnen

Es ist schon wunderbar. Schön entspannt den Abend verstreichen zu lassen. Lesen, Musik hören, ein Bier trinken, einfach nur rumgammeln. Und alles in dieser entspannten Gewissheit, ausschlafen zu können, um dann mittags in die Uni zu fahren, dreimal einen Kaffee aus dem Automaten zu ziehen und sich dreimal in einen Kurs zu setzen. Einfach nur reinsetzen und zuhören. Eventuell etwas einwerfen, wenn man einen interessanten Gedanken hat. Völlig unverbindlich. So wundervoll entspannend. Schönes Studentenleben. Wenn in fünf Jahren der Alltag immer noch so aussähe, wäre das zwar auch unbefriedigend, doch vorerst ist es einfach wundervoll. Man müsste fast sagen: ein Geschenk.

Samstag, 4. November 2006

Das Rilke-Prinzip

Als hätte er gewusst, wie wenig Zeit im bleibt. So kompromisslos, so entschlossen war sein Weg. Die Rede ist von Rilke. Mit 19 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, mit 51 starb er. Und immer hat er nur geschrieben. Hat sein Studium ignoriert, um zu schreiben. Hat alles ignoriert, um zu schreiben. Als hätte er gewusst, dass er jeden Monat brauchen würde, um das Niederzuschreiben, was seiner Seele mitgegeben worden war.

Andere haben früher mit dem Schreiben begonnen, andere sind nur halb so alt geworden. Doch bei keinem außer ihm beschlich mich bisher der Gedanke stärker, dass er geahnt haben muss, er dürfe nichts "Gescheites" dem Schreiben vorziehen, um seine Zeit auf Erden nicht zu vergeuden.

Samstag, 28. Oktober 2006

Über-Partys

Jetzt gibt es sogar schon Über-25-Parties. Dachte, bis ich zur Über-X-Gesellschaft gehöre, sind noch ein paar Jahre. Nun gut. Worauf ich aber hinaus will: Eigentlich müsste man doch das Alter von Männern und Frauen getrennt angeben. Oft bevorzugen ja Frauen Männer, die älter als sie sind, während es bei Männern anders herum ist. Demzufolge müsste es doch eher heißen: Ü-25-Party (Frauen) & Ü-30-Party (Männer). Das ist natürlich letztlich auch Schwachsinn. Aber eine Party, auf der Frauen unter 25 ausgeschlossen wären (um beim Anfangsbeispiel zu bleiben), fände ich merkwürdig. Nicht, weil mich ältere Frauen weniger interessieren würden, aber warum auf die Hälfte von den Frauen verzichten?

Freitag, 13. Oktober 2006

Vorbetrachtungen einer Nacht

Es gibt Feiern, von denen man schon im Voraus weiß, dass sie schlecht sein werden. Zu solch einer werde ich heute gehen.

Die Semesteranfangspartys auf meinem Campus zeichnen sich - wegen seiner kleinen Größe - durch einen begrenzten Teilnehmerkreis sowie durch eine beachtenswert einfallslose Musikauswahl in zweifelsfrei absichtlich schlechter Kombination aus. Was will ich dort also?

In Vorahnung des nahenden Endes meines Studiums - noch ein dreiviertel Jahr, aber ein wenig Hyperventilation sei mir vergönnt - tauche ich noch einmal so tief in dieses ein, wie nur möglich. Dazu gehören auch schlechte Semesterpartys. Des Weiteren habe ich kürzlich eine neue Kommilitonin entdeckt, die mir sympathisch schien. Leider konnte ich mit ihr noch kein Wort wechseln. Die Sache mit den Frauen also, mag sich der Leser an dieser Stelle denken und hat damit sogar Recht.

Doch ich befürchte a) dass die Person, die ich überhaupt nicht kenne, sich bereits freizügig mit einem anderen meines Geschlechtes zusammen getan hat, der - wie immer in solchen Geschichten - bemerkenswert schlichte Charaktereigenschaften sein eigen nennt. Und dass ich b) besagte Frau erst gar nicht zu Gesicht bekomme.

Doch ich gedenke, die mir für diesen Abend zugedachte Rolle des Enttäuschten - und in Folge des Zynikers - nicht einzunehmen. Ich werde stattdessen etwas Scotch mitnehmen und mich im Plausch mit anderweitigen sympathischen Mitstudentinnen und Kommilitonen stilvoll betrinken. Die Folgen entglittener Werbeversuche um meist zweitklassige Frauen überlasse ich dezent anderen.

Sonntag, 8. Oktober 2006

Ich amüsiere mich zu Tode

Die Ödnis sitzt mir so tief im Hals, ich möchte versuchen sie zu erbrechen. Von mir auch aus heraus schneiden. Der Erfolg ist fraglich. Alkohol hilft, wie ich weiß, auch nur bedingt. Dann schütte ich mich zu, höre traurige Musik, entschlummere zwei Stunden später und frage mich morgen früh, warum ich so frustriert war. Diese gottverfluchte Langeweile. Ich ersticke an meiner Zufriedenheit. Ach hinaus soll ich? Ins Gedränge der debilen Jugend? Mich unifomieren ins godot-hafte Vergnügen meiner Weltmitbewohner? Wie konnte die Menschheit mit dieser Monotonie nur so lange überleben? Und morgen ist immer noch Wochenende.

Mittwoch, 4. Oktober 2006

Ausgespielt

Vor ungefähr zehn Jahren verabschiedete ich mich von der Computer-Spielerei (über die alten PC-Zeiten schrieb ich neulich bereits). Obgleich ich hin und wieder versucht habe, an alte Zeiten anzuknüpfen und mich zumindest für dieses oder jenes Spiel zu begeistern, wird die Asche wohl im Großen und Ganzen Asche bleiben.

Für Feuer hätte nun das Rollenspiel Gothic 3 sorgen können. Ich hatte bereits überlegt, inwieweit ich meine PC hätte aufrüsten müssen, um die Hardwareanforderungen des Spieles zu erfüllen (es wären mindestens 400 Euro für eine neue Grafikkarte und mehr Arbeitsspeicher gewesen). Doch nachdem ich gestern, zum ersten Mal nach zwei Jahren, wieder eine Nacht Gothic 2 gespielt habe, beschleichen mich Zweifel.

Bezaubernde Grafik und grandioser Soundtrack samt markigen Sprechern hin oder her, im Grunde sind die Gothic-Teile doch reine Prügelspiele. Würde man die Kampfparts komplett heraus nehmen, bliebe von Spiel und Story nicht allzu viel übrig. Mittlerweile langweilt micht so etwas. Geistreiches (Rollen-)Spiel ist etwas anderes. Aber das sucht man auf einem Computer wahrscheinlich vergebens.


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