header_neu

Samstag, 11. August 2007

Szpilman

Hier die Szene aus dem Film "Der Pianist", in der Władysław Szpilman dem Nazi Wilm Hosenfeld begegnet, welcher ihn vor seinen eigenen Leuten versteckt. Der Film von Polanski erzählt die authentische Geschichte von dem polnisch-jüdischen Klavierspieler und Komponisten. Ein sehr bewegender und auch schockierender Film. Im zweiten Video sieht man den echten Szpilman, wie er als alter Mann Chopin spielt - wie schon im ersten Video.



Montag, 6. August 2007

Englische Videos

Kennt zufällig jemand Seiten im Netz - von YouTube mal abgesehen - auf denen man sich gute englischsprachige Videos und Filme ansehen kann? Vorzugsweise in britischem Englisch und am besten Dokus.

Sprüche, die gar nicht gehn

Kennt ihr das auch? Alles war super, bis jemand diesen Spruch gemacht hat. Diesen Spruch! Denjenigen, den du noch nie leiden konntest. Und man fragt sich, wie sich so ein Phrasenmüll in den Köpfen der Leute einbrennen kann.

Mein persönlicher No-Go-Spruch:
Da musst du jetzt durch!

Punkt ist: Man muss nirgends durch - zu keiner Zeit. Letztlich entscheidet man immer selbst und hat immer eine Alternative. Die Frage ist nur, wie dramatisch diese aussieht. Die Redewendung erlaubt keine Zweifel, sie unterdrückt die Differenziertheit der menschlichen Wünsche und Sehnsüchte, schneidet alles weg bis auf ein: "Du musst!" Eine Alternative ist nicht vorgesehen. Der Satz ist komprimierte Unfreiheit und der Tod des unangepassten Geistes.


Auch nicht schön ist:
Appetitt holen ist erlaubt, gegessen wird zu Hause.
(Im Sinne von Sex haben)

Wobei letzterer Spruch vom Sinn her natürlich okay ist und Untreue keine feine Sache ist, aber Wortwahl und die Metapher lassen den Satz urspießig erscheinen. Zum einen klingt es nach Authorität, die einem vorschreibt, wie man seine Sexualität ausleben soll und zum anderen mutet dem "zu Hause essen" etwas zutiefst bürgerliches an. Küchenschürze, die "Mamma am Herd". Absolut unerotisch. Diese Redewendung nimmt der Möglichkeit des Tabubruchs - eine Kernkomponente der Sexualität - seine Faszination.

Was sind eure No-Go-Redewendungen?

Samstag, 28. Juli 2007

Fahrt zur Hölle, Besserwisser

Über Besserwisserei in der deutschen Sprache

In gewissen Abständen lese ich "Sinn machen" oder "Sinn haben". In beiden Fällen muss ich krampfhaft daran denken, dass es "Sinn machen" ja im deutschen gar nicht gibt bzw. dieses falsch aus dem Englischen (make sense) übernommen wurde.

Aber mal ehrlich: es ist mir sowas von scheiß egal. Und wenn irgendwas schlimmer ist, als irgend eine Form, die es eigentlich gar nicht gibt, dann ist es dieses ewige Gequängel und Bessergewisse. Außerdem gibt es "Sinn machen" sehr wohl im Deutschen, ob man will oder nicht. Es hat sich nämlich in der deutschen Sprache durchgesetzt. Fakt. Punkt. Und es wird auch noch die nächsten 500 Jahre benutzt werden. Also wo ich das Problem?

Es gibt wirklich einige Wörter und Begriffe, die nicht schön sein mögen, sich aber leider eingenistet haben. Ich finde es auch nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn man immer daran denken muss, dass diese Wörter nicht "okay" sind, obwohl man nichts gegen sie hat. Dieser kleine Mann im Kopf pisst mich richtig an. Gebt mti ein Messer und ich ... nein, lieber nicht.

"Kriegen" ist übrigens auch so ein Wort. Mein Deutschlehrer sagte früher immer: "Kriegen" sei schlechtes Deutsch, es heiße "bekommen". Jahrelang habe ich mich aufgeregt, wenn ich irgendwo "kriegen" gelesen habe. Mittlerweile nervt mich nur noch, dass ich darauf anspringe. Verdammt, selbst die ZEIT benutzt "kriegen".

Auch schön sind die Bücher von Bastian Sick, diesem gottverdammten Besserwisser, der von sich sagt, er möchte nicht belehren, es aber trotzdem tut. Wenn man ihn einmal gelesen hat, ist er wie ein Virus, das sich im Kopf eingenistet hat. In manchen Fällen hat er Recht, da geht es dann aber um grammatische Regeln, die eh jeder kennt, der halbwegs des Deutschen mächtig ist. Was nervt sind Anmerkungen wie, Wörter die auf "-bar" enden würden, gingen gar nicht. "Erklärbar, reparierbar - Überall Barbaren", schrieb er in seinem einen Buch. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich immer, wenn ich ein Wort lese, das auf "-bar" endet, an Sick denken muss.

Fuck you! Verdammte Besserwisser, ich hasse euch alle. Ihr nervt!

Alle sind gleich



„Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher.“

George Orwell: Die Farm der Tiere

Dienstag, 24. Juli 2007

Zornes Traum

Es ist das zornige Voranstürmen. Wir stürmen und stürmen, einzig des Stürmens wegen und haben doch nur Angst zu verlieren, was wir haben und was wir erträumen.

Montag, 23. Juli 2007

Die Emphase des Augenblicks

Da jammert Dirk von Lowtzow wehleidig ins Mikro. Genau wie er es schon damals gemacht hat. Damals vor zehn Jahren. 1997. Wir saßen bei einem Kumpel, tranken Bier, sangen die Texte mit und wussten so gar nicht, was wir mit unserem Leben anfangen sollten. Wir sprachen oder dachten zumindest jeder für sich viel über Frauen nach und wir versuchten unser Nicht-Begreifen der Welt auf zahllosen Partys, wie man sie in gemütlicher Runde auf dem Dorf bei irgendwem zelebriert hat, zu erhellen.

"Ich werde alles drauf verwenden müssen, die Vorgänge genau zu verstehen", schepperte die Stimme des Tocotronic-Sängers blechern aus den Boxen. Nur, um gleich zum Stück "So jung kommen wir nicht mehr zusammen" überzuleiten.

Was hat sich verändert? Sicher, man weiß mehr von der Welt. Wirklich? Man hat sein Ding gemacht. Die meisten werden wohl studiert haben oder kurz vor dem Abschluss stehen. Und nun sitzt man in seiner Bude und hört die wehklagenden Melodien. Gut, dass es vorbei ist. Aber was bleibt? Was ist übrig? Was war unser Klagen? Nur eine chemische Reaktion unseres pubertierenden Hormonhaushaltes? Wissen wir wirklich mehr über das Leben, jetzt? Vielleicht spielt auch alles keine Rolle. Vielleicht ist immer nur die Emphase des Augenblicks wichtig.

Ein kleiner Tod

Ist es das Schicksal der Meisten durch ein angenehmes Leben den Impetus, also das ungestüme nach vorne Drängen, die bodenlose Sehnsucht, die Ekstase der Verzweiflung, das Himmelhochjauchzende und den Schmerz - also all das, was sich in Poesie und Kunst entfalten kann - zu verlieren?

Sonntag, 22. Juli 2007

Celan

Paul Celan stand da. Vor mir. Fremd wie er war. Ich lauschte. Ich hörte hinein. Es flüsterte. Es ahnte Bilder: der Schwermütige. Paris. Verschollener. Ritter der Worte. Verstoßen. Erhaben. Ich sah ihn. Sah ihn vor mir. Griff nach ihm. Las:


Ein Lied in der Wüste

Ein Kranz ward gewunden aus schwärzlichem Laub in der Gegend von Akra:
dort riß ich den Rappen herum und stach nach dem Tod mit dem Degen.
Auch trank ich aus hölzernen Schalen die Asche der Brunnen von Akra
und zog mit gefälltem Visier den Trümmern der Himmel entgegen.

Denn tot sind die Engel und blind ward der Herr in der Gegend von Akra,
und keiner ist, der mir betreue im Schlaf die zur Ruhe hier gingen.
Zuschanden gehaun ward der Mond, das Blümlein der Gegend von Akra:
so blühn, die den Dornen es gleichtun, die Hände mit rostigen Ringen.

So muß ich zum Kuß mich wohl bücken zuletzt, wenn sie beten in Akra . . .
O schlecht war die Brünne der Nacht, es sickert das Blut durch die Spangen!
So ward ich ihr lächelnder Bruder, der eiserne Cherub von Akra.
So sprech ich den Namen noch aus und fühl noch den Brand auf den Wangen.


Die Jahre von dir zu mir

Wieder wellt sich dein Haar, wenn ich wein. Mit de[m] Blau deiner Augen
deckst du den Tisch unsrer Liebe: ein Bett zwischen Sommer und Herbst.
Wir trinken, was einer gebraut, der nicht ich war, noch du, noch ein dritter:
wir schlürfen ein Leeres und Letztes.

Wir sehen uns zu in den Spiegeln der Tiefsee und reichen uns rascher die Speisen:
die Nacht ist die Nacht, sie beginnt mit dem Morgen,
sie legt mich zu dir.

Samstag, 21. Juli 2007

In eigener Sache

Ich habe die letzten Einträge gelöscht oder redigiert. Es bringt nichts, über alles, was einen ärgert, zu bloggen. Dieses Blog soll anspruchsvoller sein, ein Destillat der gereiften Gedanken und keine Toilette durch die man alles Schlechte herunterzuspülen versucht.

Donnerstag, 19. Juli 2007

Worte der Einsamkeit

Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen,
Gebet jeglichem gern, was er im stillen begehrt!
Schaffet dem Traurigen Trost, dem Zweifelhaften Belehrung,
Und dem Liebenden gönnt, daß ihm begegne sein Glück.
Denn euch gaben die Götter, was sie den Menschen versagten:
Jeglichem, der euch vertraut, tröstlich und hülfreich zu sein.

Wer kennt noch Gedichte über die Einsamkeit?

Mittwoch, 18. Juli 2007

Die irren Journalisten von San Juan

Szene aus "The Rum Diary" von Hunter S. Thompson

In meiner Verzweiflung winkte ich mir ein Taxi und sagte dem Fahrer, er solle mich zur DAILY NEWS bringen.
Er starrte mich an.
"Die Zeitung!", brüllte ich und schlug die Wagentür hinter mir zu.
"Ah, sí", murmelte er. "EL DIARIO, sí."
"Nein, gottverdammt", sagte ich. "Die DAILY NEWS - die amerikanische Zeitung - El NEWS."
Er hatte nie davon gehört, also fuhren wir zur Plaza Colón zurück. Ich beugte mich aus dem Fenster und fragte einen Cop. Der wusste es auch nicht, aber schließlich kam ein Mann von der Bushaltestelle herüber und eklärte uns den Weg.

Wir fuhren auf einer gepflasterten Straße einen Berg hinunter ans Wasser. Nichts deutete auf eine Zeitung hin, und ich hatte den Verdacht, dass er mich nur hierher brachte, um mich loszuwerden. Wir bogen um eine Ecke, und plötzlich stieg er in die Bremsen. Ein kreischender Mob versuchte in ein altes, grünliches Gebäude einzudringen, das wie ein Lagerhaus aussah.
"Mach schon", sagte ich zu dem Fahrer. "Da kommen wir leicht dran vorbei."
Er murmelte etwas und schüttelte den Kopf.
Ich schlug mit der Faust auf seine Rückenlehne. "Mach endlich! Keine Fahrt - kein Geld."

Er murmelte wieder etwas, schaltete aber in den ersten Gang, manövrierte den Wagen auf die andere Straßenseite und hielt soviel Abstand wie möglich zwischen uns und dem Mob. Er stoppte, als wir direkt vor dem Gebäude waren, und ich sah, dass es sich um eine Bande von vielleicht zwanzig Puertoricanern handelte, die einen hochgewachsenen Amerikaner in braunem Anzug angriffen. Der widerum stand auf den Stufen und schwang ein großes Holzschild wie einen Baseballschläger.

"Ihr miesen kleinen Penner!", brüllte der Amerikaner. Eine verschwommene Bewegung, dann hörte ich einen dumpfen Schlag und Geschrei. Einer der Angreifer stürzte mit blutendem Gesicht zu Boden. Der Amerikaner zog sich, immer noch sein Schild schwenkend, in Richtung Eingangstür zurück. Zwei Männer versuchten, es sich zu schnappen, und er schlug dem einen so auf die Brust, dass der die Stufen hinunterfiel. Die anderen hielten Abstand, schrien und drohten mit den Fäusten. Der Amerikaner knurrte sie an: "Kommt schon, ihr Penner - holt es euch!"

Keiner rührte sich. Er wartete einen Moment, dann hob er das Schild über die Schulter und warf es mitten in die Menge. Er traf einen Mann in den Bauch, der auf die anderen stürzte. Ich hörte lautes Gelächter, dann verschwan der Amerikaner im Gebäude.
"Okay", sagte ich zu meinem Fahrer. "Das wär's - fahren wir."
Er schüttelte den Kopf und zeigte erst auf den Gebäude, dann auf mich. "Sí, está NEWS." Er nickte, dann zeigte er wieder auf das Gebäude. "Sí", sagte er düster.

Mir dämmerte, dass wir uns vor der DAILY NEWS befanden - meinem neuen Zuhause. Ich warf noch einen letzten Blick auf den stinkenden Mob und beschloss, wieder ins Hotel zu fahren. In diesem Moment hörte ich neues Geräusch. Ein Volkswagen hielt hinter uns. Drei Cops stiegen aus, schwangen ihre Schlagstöcke und schrien etwas auf spanisch. Einige aus dem Mob, andere blieben, um zu diskutieren. Ich schaute noch einen Moment zu, dann gab ich dem Fahrer einen Dollar und flitzte ins Gebäude.

Auf einer Tafel stand, die Nachrichtenredaktion der NEWS befinde sich in der ersten Etage. Ich nahm den Fahrstuhl und rechnete schon damit, auszusteigen und mich inmitten der nächsten Gewaltszene wiederzufinden. Doch die Tür öffnete sich zu einem dunklen Flur, und etwas weiter linke waren nur die üblichen Geräusche einer Lokalredaktion zu hören.

In dem Moment, als ich die Redaktion betrat, fühlte ich mich gleich besser. Es herrschte freundliches Chaos, das beständige Klappern von Schreibmaschine und Fernschreiber und sogar der Geruch von wirkten vertraut. Der riesige Raum schien fast leer zu sein, obwohl mindestens zehn Leute zu sehen waren. Der Einzige, der nicht arbeitete, war ein kleiner, dunkelhaariger Mann am Schreibtisch bei der Tür. Er saß zurückgelehnt da und starrte an die Decke.

Ich ging zu ihm hinüber, und als ich etwas sagen wollte, wirbelte er auf seinem Stuhl herum. "Na schön!", zischte er. "Zum Teufel noch mal, was willst du?"
Ich starrte auf ihn herab. "Ich fange hier morgen an", sagte ich. "Mein Name ist Kemp, Paul Kemp."
Er lächelte matt. "Entschuldigung - dachte, du wärst hinter meinen Negativen her."
"Was bitte?", fragte ich.
Er grummelte etwas von "klauen alles unterm Hintern weg" und "aufpassen wie ein Schießhund".
ich sah mich im Raum um. "Die sehen normal aus."
Er schnaubte. "Diebe - alles Ratten." Er stand auf und streckte mir die Hand hin. "Bob Sala, Fotoredaktion. Was führt dich heute Abend zu uns?"
"Ich muss unbedingt was essen."
Er lachte. "Pleite?"
"Nein, ich bin reich - ich finde bloß nirgends ein Restaurant."
Er ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen. "Da kannst du froh sein. Das erste, was du hier lernst - vermeide Restaurants."
"Warum?", fragte ich. "Die Ruhr?"
Er lachte. "Die Ruhr, Filzläuse, Gicht, die Franzosenkrankheit - du kannst dir hier alles einfangen, einfach alles." Er sah auf die Uhr. "Warte zehn Minuten, und ich nehm dich mit rauf zu Al's."


Mal sehen, wie es morgen bei mir in der Redaktion läuft.

Samstag, 14. Juli 2007

Das Prinzip Sommer

Ihr wisst schon: der Sommer soll zu einem einzigen ewigen Moment werden, in dem wir uns frei von Müssen und Sollen in weiche Landschaften einfügen und alles sich selbst genügt. Sommer, wie ihn die Kinder aus Bullerbü erlebt haben müssen, oder französische Maler zur vorletzten Jahrhundertwende, die sich für drei Monate auf dem Land einmieteten, um Impressionisten zu werden. Sommer, die wir hatten, bevor sich unser Nur-Kind-Sein in ein Schüler-Sein wandelte und man uns endgültig mit einer langweiligen Realität bekannte machte: der Zeit. Das Leben, das bisher wie ein unerforschtes Stück Dschungel für sich existierte, war fortan einer Ordnung ausgesetzt, die den Sommer als sechswöchige Lücke zwischen zwei Klassenstufen definierte.

- Das Prinzip Sommer (jetzt.de)


Neuester Kommentar

Danke
Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
Kein Interesse
Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

Suche

 



arbeitsprozesse
das schreiben
der autor
der journalismus
digitale welt
diplomtagebuch
freie presse
fundsachen
gedanken
journalismus-studium
medienbeobachtungen
meinung
panorama
persönliches
poeten
reisenotizen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren