Wen interessieren in der Presse Texte über irgend welche verdammten Trainings-, Entspannungs oder was weiß ich was für Methoden, die ihnen in ihrem dämlichen Job helfen sollen? MICH NICHT!
Harald Schmidt hat von den Late-Night-Shows genug.
Dem Spiegel gegenüber sagte er, sie ruinierten sein Privatleben. Damit überlässt er Oliver Pocher, mit dem er eigentlich bald gemeinsam auftreten wollte, das Feld. Schmidt möchte nur noch eine Nebenrolle spielen. Seine Aussagen deuten jedoch auf einen baldigen Komplett-Rückzug hin.
Ob die öffentliche Kritik zu dem ursprünglich geplanten Sendekonzept Schmidts Entschluss bestärkt hat, ist nicht bekannt. Laut dem Entertainer kam die Idee mit der Partnerschaft mit Pocher nicht von der ARD-Programmdirektion, sondern von Schmidt selbst. Inwieweit die zuletzt sinkenden Quoten der Late-Night-Show zu dem Entschluss beigetragen haben, ist ebenfalls unklar.
Auf ein Schreiben an den Vorsitzenden des WDR-Rundfunkrates, Reinhard Grätz, hin
(siehe Blogeintrag vom 15.05.07), erklärte dieser: "Wir, insbesondere die im Programmausschuss vertretenen Mitglieder, werden das Ergebnis der neuen Zusammenarbeit [von Schmidt und Pocher, 7an] [...] nach Sendestart aufmerksam begleiten." Wenn Schmidt sich jedoch nun - vielleicht nach anfänglicher Unterstützung Pochers - völlig aus dem Late-Night-Showbusiness zurückziehen würde, käme er damit möglicher Kritik an der Union Schmidt/Pocher zuvor.
Super Sache. You Tube hat seine Software verbessert. Bei jedem Video findet sich jetzt ein Menü, aus dem man sich direkt den Code zum Einbinden der Clips kopieren kann. Außerdem finden sich Videos, die zum betrachteten passen. Wirklich nett.
Diese Woche kam die neue Frankfurter Rundschau heraus - im Tabloid-Format. Das ist das Blatt, welches nach dem Krieg als erstes die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung im amerikanischen Sektor bekam, heute aber seit Jahren im Todeskampf liegt. Die Auflage betrug zuletzt 150.000 Exemplare, was nicht viel ist für eine Tageszeitung, die überregional sein möchte, und die Mitarbeiterzahl wurde in den letzten Jahren durch Entlassungen und Outsourcing von rund 1700 auf 750 Stellen reduziert. Nebenbei wechselte mehrmals der Eigentümer.
Jetzt gehört sie mehrheitlich dem Haus des Verlegers Alfred Neven DuMont, der auch den Kölner Stadt-Anzeiger im Griff hat.
Chefredakteur für den Neuanfang wurde vor einiger Zeit Uwe Vorkötter, der zuvor die Berliner Zeitung redaktionell leitete.
Die letzte große Hoffnung wieder aufzusteigen hat die Rundschau nun mit einem neuen Zeitungsdesign verbunden. Ab sofort erscheint das Blatt im Tabloid-Format. Das ist halb so groß wie das so genannte nordische Format (SZ, FAZ ec.) und punktet mit seinem Magazin-Charakter. Mit dem Wandel einher ging eine komplette Umstrukturierung der Zeitung. Ressorts zum Beispiel haben keine feste Größe mehr und können je nach Bedarf und Themenlage angepasst werden.
Persönlicher Eindruck
Ich finde die neue FR super. Das Tabloid-Format wirkt frisch und attraktiv. Ich war überrascht wie groß der Unterscheid ist. Mittlerweile wünsche ich mir sogar, dass auch die Süddeutsche Zeitung und andere nachziehen mögen.
Die Rundschau lässt sich wunderbar duchstöbern und aufgrund des magazinartigen Lesestils habe ich sogar die Wirtschaft und den Sport überflogen. Ansonsten schmeiße ich diese Bücher immer gleich weg - zumindest bei Tageszeitungen.
Aber auch inhaltlich hat mir die FR sehr gut gefallen. Gute Artikel waren: ein Interview mit Franco Nero (Django), ein Gespräch mit Esther Schweins über ihre Regie am Frankfurter Hof in Mainz, den Leitartikel von Uwe Vorkötter über die Sinnlosigkeit des G8-Gipfels, ein Artikel vom Journalismus-Professor Siegfried Weischenberg über die Medien von morgen und eine elegant geschriebene Reportage über einen deutschen Bankkaufmann, der nun US-Soldat in Afghanistan ist.
Fazit
Schönes Blatt. Ziel erreicht. Die FR wirkt jugendlicher und frischer und punktet mit Journalismus auf anspruchsvollem Niveau. Die FR sollte damit keine alten Leser vergraulen, aber etliche junge dazu gewinnnen. Ich werde mir jedenfalls die Rundschau ab jetzt gelegentlich kaufen. Nun muss nur noch das
Online-Angebot der FR richtig ausgebaut werden.
Es gibt wieder das ZEIT Magazin Leben. Eigentlich ist es zwar nur ein anderes Format - aus dem Ressortbuch wurde eine Beilage und ob es wirklich umfangreicher ist, werde ich noch untersuchen - aber dennoch ist es eine wirklich schöne Dreingabe zur ZEIT und eine Bereicherung der Presselandschaft.
Inhaltlich trumpfen sie beim Magazin richtig auf. Ab der ersten Ausgabe ist
Günter Wallraff, der sich damals bei der Bild einschleuste, mit dabei. Und wird regelmäßig Undercover-Geschichten schreiben. Seine erste Recherche führte ihn in zwei Callcenter, deren Methoden er im Detail festhielt.
Marietta Slomka, Sprecherin beim ZDF heute journal, ist einfach nur wundervoll mit gnadenlosen kritischen Natur. In der heutigen Sendung (PS: heute ist Dienstag, denn bevor ich nicht geschlafen habe, ist nicht morgen) hat sie Christian Frommert, Sprecher vom T-Mobile Team, regelrecht zerpflückt. Auslöser der ganzen Thematik waren frühere Fahrer vom T-Mobile Team, die bekannten, gedopt zu haben. Die beste Zwischenfrage von Slomka:
Herr Frommert, ein großer Konzern steckt Millionen in sein wichtigstes Sportmarketing und will von all dem, was sich in diesem Sport abgespielt hat, nichts gewusst haben? Wer soll ihnen das den glauben?
Man muss etwas tun. Anbei die Mails, die ich geschrieben habe, um der Union von Pocher und Schmidt entgegen zu wirken.
Die erste Mail ging an den Programmdirektor der ARD, Günter Struve - und in abgewandelter Form auch an Reinhard Grätz, den Vorsitzenden des WDR-Rundfunkrats.
Sehr geehrter Herr Struve,
Sehr geehrte ARD-Programm-Direktion,
Ich möchte mich mit der Bitte an Sie wenden, die geplante Aufnahme von Herrn Oliver Pocher in die Harald Schmidt-Show zu überdenken. Laut Landesrundfunkgesetz hat die ARD den so genannten öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erfüllen. Er soll garantieren, dass das Programm eine seriöse ausgewogene Mischung aus Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung bietet. Herr Pocher steht mit seiner bisherigen Art der medialen Selbstinszenierung in Widerspruch dazu.
Es wäre Schade, wenn sich die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland mit dem Engagieren von Herrn Pocher zu Teilen dem Anspruch beraubt, dem sie sich seit der Gründung verschrieben hat.
In heutigen Zeiten bedeutet Pressefreiheit nicht mehr so sehr, sich politisch frei äußern zu können, sondern vielmehr, eine gesellschaftskritische Stimme in Zeiten medialer Verdummung und Quotenhörigkeit zu sein. Die gebührenfinanzierten Sender sollten in dieser Hinsicht ein Leuchtfeuer sein, an dem sich die kritische bundesdeutsche Presse ausrichten kann.
Ich hoffe, meine Bedenken nachvollziehbar erläutert zu haben. Mehr vermag ich nicht zu tun. Weise und charaktervolle Entscheidungen mögen andere treffen.
Hochachtungsvoll
Jan Söfjer
Die zweite Mail ging an Harald Schmidt selbst:
Sehr geehrter Herr Schmidt,
Wenn es einen gesellschafts- und medienkritischen Feuilletonisten im deutschen Fernsehen gibt, dann sind Sie das. Doch nun ereilte die Bastion der letzten deutschen, anspruchsvollen Zuschauer die Nachricht, sie würden ab Herbst mit Herrn Oliver Pocher gemeinsam Ihre Sendung moderieren. Natürlich muss man da als Zuschauer keine Bedenken haben, dass Herr Pocher Sie ernsthaft in seinen Schatten manövrieren könnte. Soviel Charakter wird er in diesem Leben schwerlich noch erreichen können. Doch alleine die reine Infiltration in das Herz der deutschen TV-Kritik, die Infiltration Ihrer Sendung, Herr Schmidt, verdirbt eben dieser den Charakter aufs Schlimmste. Es ist der Todesstoß des Unterschichtenklamauks, der Triumph der Egalität über den Respekt.
Herr Schmidt, vielleicht mag es sein, dass Sie die Verantwortung für die Mitarbeiter ihrer Produktionsfirma abhält, zu sehr der Linie zu folgen, die Sie seit Jahrzehnten im deutschen Fernsehen folgen. Doch Bedanken Sie, dass der Schaden, der eine Union mit Herrn Pocher anrichten würde, irreversibel wäre. Es gibt immer eine Alternative. Und wenn die ARD nicht erkennen mag, in welch Dilemma sie sich begibt, dann, lieber Herr Schmidt, reden Sie doch einmal mit Arte, dem allerletzten Kämpfer für Kultur im Fernsehen.
Mit freundlichsten Grüßen
Jan Söfjer
Nachtrag von 15:39 Uhr: Irre, Grätz schreibt zurück, er werde sich an die WDR-Intendantin wenden.
Auch, wenn nichts bei rumkommen sollte, ich finde, es ist alleine schon gut, Verantwortlichen bewusst zu machen, dass kritische Stimmen da sind und diese sich engagieren. Genauso wie damals, als ich für die Medienseite der Süddeutschen Zeitung eine Medienkritik über die Stern-Serie über käufliche Schönheit geschrieben habe bzw. schreiben wollte und mich in der Angelegenheit auch an die Stern-Chefredaktion gewandt habe. Letztlich habe ich zwar das Thema fallen gelassen, weil es eine zu schmale Gratwanderung war bzw. weil es der SZ zu heikel war, aber es ist dennoch gut gewesen durch das Erbitten einer Stellungnahme Präsenz zu zeigen.
Es nervt mich, wenn ich schnell einen Eindruck von einem Journalisten - von dem ich zum Beispiel einen Artikel gelesen habe - bekommen möchte und über ihn im Netz nichts finde. Kein Profil, kein Bild, gar nichts. Irgendwie finde ich das nicht seriös, wenn sich jemand, der sich mit seinem Schaffen der Öffentlichkeit präsentiert, so versteckt.
Na endlich! Der
Guardian online hat einen Relaunch gemacht. Das wurde aber auch bitter nötig. Gelegentlich kaufe ich mir ja mal die gedruckte Ausgabe, aber die Online-Version habe ich bisher boykottiert - einzig, weil das Layout so mies war. Da bin ich empfindlich und konsequent.
Andere relaunchen schon zum zweiten Mal, seit der Online-Journalismus ernst zu nehmen ist.
Zeit online nämlich. Dabei haben sie erst vor eineinhalb Jahren ein neues Design aufgelegt. Eigentlich fand ich
das alte Layout nicht schlecht. Aber der Weisheit letzter Schluss war es natürlich nicht.