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Die neue Frankfurter Rundschau

Diese Woche kam die neue Frankfurter Rundschau heraus - im Tabloid-Format. Das ist das Blatt, welches nach dem Krieg als erstes die Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung im amerikanischen Sektor bekam, heute aber seit Jahren im Todeskampf liegt. Die Auflage betrug zuletzt 150.000 Exemplare, was nicht viel ist für eine Tageszeitung, die überregional sein möchte, und die Mitarbeiterzahl wurde in den letzten Jahren durch Entlassungen und Outsourcing von rund 1700 auf 750 Stellen reduziert. Nebenbei wechselte mehrmals der Eigentümer.

Jetzt gehört sie mehrheitlich dem Haus des Verlegers Alfred Neven DuMont, der auch den Kölner Stadt-Anzeiger im Griff hat.
Chefredakteur für den Neuanfang wurde vor einiger Zeit Uwe Vorkötter, der zuvor die Berliner Zeitung redaktionell leitete.

Die letzte große Hoffnung wieder aufzusteigen hat die Rundschau nun mit einem neuen Zeitungsdesign verbunden. Ab sofort erscheint das Blatt im Tabloid-Format. Das ist halb so groß wie das so genannte nordische Format (SZ, FAZ ec.) und punktet mit seinem Magazin-Charakter. Mit dem Wandel einher ging eine komplette Umstrukturierung der Zeitung. Ressorts zum Beispiel haben keine feste Größe mehr und können je nach Bedarf und Themenlage angepasst werden.

Persönlicher Eindruck

Ich finde die neue FR super. Das Tabloid-Format wirkt frisch und attraktiv. Ich war überrascht wie groß der Unterscheid ist. Mittlerweile wünsche ich mir sogar, dass auch die Süddeutsche Zeitung und andere nachziehen mögen.

Die Rundschau lässt sich wunderbar duchstöbern und aufgrund des magazinartigen Lesestils habe ich sogar die Wirtschaft und den Sport überflogen. Ansonsten schmeiße ich diese Bücher immer gleich weg - zumindest bei Tageszeitungen.

Aber auch inhaltlich hat mir die FR sehr gut gefallen. Gute Artikel waren: ein Interview mit Franco Nero (Django), ein Gespräch mit Esther Schweins über ihre Regie am Frankfurter Hof in Mainz, den Leitartikel von Uwe Vorkötter über die Sinnlosigkeit des G8-Gipfels, ein Artikel vom Journalismus-Professor Siegfried Weischenberg über die Medien von morgen und eine elegant geschriebene Reportage über einen deutschen Bankkaufmann, der nun US-Soldat in Afghanistan ist.

Fazit

Schönes Blatt. Ziel erreicht. Die FR wirkt jugendlicher und frischer und punktet mit Journalismus auf anspruchsvollem Niveau. Die FR sollte damit keine alten Leser vergraulen, aber etliche junge dazu gewinnnen. Ich werde mir jedenfalls die Rundschau ab jetzt gelegentlich kaufen. Nun muss nur noch das Online-Angebot der FR richtig ausgebaut werden.
Grungemaster - 2007-06-02 10:20

Unfassbar

"...habe ich sogar die Wirtschaft und den Sport überflogen. Ansonsten schmeiße ich diese Bücher immer gleich weg..."

Sowas macht doch einfach nur sprachlos...
Malte - 2007-06-02 11:47

Es ist auf jeden Fall eine Verbesserung. Und das tut immer gut.
7an - 2007-06-02 15:40

gibts die deutsche qualitätspresse eigentlich auch regulär in der schweiz zu kaufen bzw. habt ihr neben der neuen züricher eigentlich noch eine andere qualiätszeitung?

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Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
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