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Dienstag, 22. Februar 2011

Tomatensauce und kaputte Bilderrahmen

Fragwürdige Relevanz eines Augenzeugenberichtes vom Erdbeben in Neuseeland

Augenzeugenberichte sind eine Urform des Journalismus. Unter anderem in der Frankfurter Rundschau und in den Stuttgarter Nachrichten ist nun ein Augenzeugenbericht aus dem neuseeländischen Christchurch erschienen, wo zumindest 65 Menschen bei einem Erdbeben ums Leben kamen.

In der Regel sind Augenzeugen Informanten für Journalisten, gute Augenzeugenberichte können auch für sich alleine stehen. Der Augenzeugen-Bericht in der Frankfurter Rundschau und den Stuttgarter Nachrichten wurde gar von einer Journalistin geschrieben. Sissi Stein-Abel arbeitet als Korrespondentin in Neuseeland für deutsche Zeitungen. 13 listet sie auf ihrer Website auf, auf der auch zu lesen ist, dass sie die Deutsche Journalistenschule besucht hat. Das hat mich überrascht.

Der Bericht von Stein-Abel ist keine Reportage und vermittelt nicht das Ausmaß der Tragödie. Der Bericht lässt den Leser, man könnte fast sagen: im Behaglichen. So heißt es: "Schnell die an der Wand baumelnden Bilder abhängen, die noch nicht in tausend Scherben auf den Boden gekracht sind, damit sie beim nächsten Rumpler nicht durch den Raum fliegen und noch mehr Schaden anrichten. Es lebe der alte deutsche Kleiderschrank, er steht unverrückt wie eine Eiche." Im begehbaren Speiseschrank stapeln sich gar "die Vorräte – garniert mit Tomatensauce und Glasscherben – einen halben Meter hoch". Und am Ende wird es fast schon romantisch mit "Nachbeben bei Kerzenschein".

Zwischendurch hat sich die Autorin draußen ein wenig umgeschaut und eingestürzte Kirchen und mit dem Schrecken davongekommene Menschen gesehen. Von den Toten hingegen ist in dem Text nichts zu lesen. Bei den Stuttgarter Nachrichten wurden sie zumindest noch hineinredigiert.

Nachtrag 24. Februar: Nun aber. FR-Autorin Sissi Stein-Abel streift durch das zerstörte Christchurch und spricht mit Überlebenden, Rettungskräften und Polizisten. Schönes Stück.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Kreml-Propaganda in der SZ?

Im Dezember erschien erstmals in der Süddeutschen Zeitung die Beilage Russland heute. Redaktionell verantwortlich ist die Moskauer Rossiskaja Gaseta, eine Zeitung, in dem der Kreml seine Gesetze veröffentlicht. Wie es zu der Kooperation kam und was SZ-Chefredakteur Kister dazu sagt.

Ein Gastbeitrag von Diana Laarz aus Moskau

Wie man die Beilage Russland Heute bezeichnet, das hängt ganz davon ab, mit wem man sich unterhält. Die Anzeigenabteilung der Süddeutschen Zeitung liebt es englisch und nennt die Zusammenarbeit „paid content cooperation“. Der Chefredakteur von Russland heute, Alexej Knelz, ist sichtlich stolz auf „ein journalistisches Produkt und ein wenig Russland-Aufklärung“. Kurt Kister, der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, spricht etwas kühl von einer „mehr als einmal erscheinenden, bezahlten Anzeige, die der Kunde wie eine Zeitung aufgemacht hat“.

Fest steht eines. Das Engagement der Projektredaktion der Rossiskaja Gaseta trifft außerhalb der russischen Grenzen auf Misstrauen. Damit haben die Journalisten in ihrer Redaktion im Norden Moskaus in den vergangenen Jahren gelernt zu leben. Damit werden sie auch bei ihrem neuesten Projekt, dem deutschen, leben müssen.

Ein Blick in die erste Ausgabe von „Russland Heute“ liefert ein 16 Seiten langes, buntes, durchaus kritisches Schlaglicht auf Russland. Es geht – natürlich – um Gaslieferungen, Russlands Automobilbranche, Luschkows Misswirtschaft und Sobjanins holprigen Start. Die Kinder von Anna Politkowskaja erinnern sich an ihre Mutter, das große Filmstudio Mosfilm ist in der Moderne angekommen und das Schwerpunktthema widmet sich der Integration. „Von Integration oder Assimilation kann keine Rede sein“, stellt der Kaukasusexperte Alexej Malaschenko fest. Eine objektive und kritische Berichterstattung und vor allem mehr Hintergrund soll Russland Heute den deutschen Lesern bieten, sagt Chefredakteur Alexej Knelz. Themen wie Lifestyle und Kultur, die über mangelnder Pressefreiheit, Oligarchentum und Putinismus oft in Vergessenheit geraten, werden ins Blatt gerückt. Alexej Knelz, in Wolgograd geboren und mit neun Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland ausgewandert, bezeichnet sich selbst als „waschechten Schwaben“. Sein Schwäbisch habe er sich erst wieder abtrainieren müssen, als er Anfang des Jahrtausends für sein Journalisitkstudium an der Lomonossow-Universität nach Moskau kam. Auf eine Feststellung legt der Chefredakteur besonders viel Wert. Die Redaktion von Russland Heute veröffentlicht zwar Artikel, die schon in anderen russischen Medien erschienen sind, doch Inhalte des Mutterhauses, der Rossiskaja Gaseta, kommen nicht ins Blatt.

Angst vor Kreml-Propaganda

Egal welche Verordnung oder welches Gesetz – in Russland wird erst rechtskräftig, was in der Rossiskaja Gaseta veröffentlicht wurde. Für die Erfüllung dieser Aufgabe fließt Geld aus der Staats- in die Zeitungskasse. Kein Wunder also, dass der Zeitung der Ruf eines Verlautbarungsorgans der russischen Regierung anhaftet, die Angst vor Kreml-Propaganda geht um.

Als der Verlag 2007 – auf Inititiative des Außenministeriums – begann, mit einer internationalen Projektredaktion Beilagen für ausländische Zeitungen zu erstellen, war der Widerstand zunächst groß. Inzwischen aber erscheint die Beilage in elf Ländern in neun Sprachen. Die Kunden sind keine Leichtgewichte. Le Figaro aus Frankreich ist dabei, der Daily Telegraph aus England und die New York Times. Demnächst soll eine Ausgabe in China erscheinen.

Das Geschäftsmodell ist immer dasselbe. Die Redaktion in Moskau liefert das komplette Produkt und zahlt zusätzlich dafür, um die Beilage unterzubringen. Auch bei der Zusammenarbeit mit der Süddeutschen Zeitung ist das nicht anders. Der Vertrag gilt zunächst ein Jahr, ab Februar erscheint Russland Heute monatlich. Wieviel die Rossiskaja Gaseta der Süddeutschen Zeitung zahlt, darüber schweigt sich Eugene Abow, Leiter der internationalen Projektredaktion, aus. Nur so viel: „Es reicht, um die Produktions- und Vertriebskosten zu decken.“

Ursprünglich sei eine Kooperation mit dem Axel Springer Verlag geplant gewesen, sagt Abow, dann kam die Finanzkrise dazwischen. Schließlich rückte die Süddeutsche Zeitung ins Visier. Die Geschäftsführung in München habe auf das Angebot aus Moskau zögerlich reagiert, das gibt Abow gern zu. „Das Geschäftsmodell war sehr neu für sie und sie brauchten Zeit es zu überprüfen.“ Die zu erwartenden Überweisungen aus Moskau mögen die Entscheidung positiv beeinflusst haben. Ebenso ein Blick auf die bereits publizierten Beilagen rund um den Erdball. Noch nie hätten Verlag oder Chefredaktion der Rosiskaja Gaseta Einfluss auf den Inhalt der Beilagen genommen, sagt Alexej Knelz. Und auch Eugene Abow versichert: „Alle unsere Journalisten sind unabhängige Schreiber.“

Die Redaktion der Süddeutschen Zeitung ist für die neue Beilage um Zustimmung gebeten worden. Sie hat zugestimmt. Unter einer Bedingung, sagt Kurt Kister: „Es muss klar erkennbar sein, dass diese Beilage nichts mit der Redaktion der Süddeutschen Zeitung zu tun hat.“

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Zur Autorin: Diana Laarz hat die Zeitenspiegel-Reportageschule besucht, bekam aber während der Ausbildung das Angebot, über das Institut für Auslandsbeziehungen als Redakteurin bei der Moskauer Deutschen Zeitung zu arbeiten. Seit eineinhalb Jahren ist sie dort Redakteurin und arbeitet nebenher als freie Korrespondentin. Auch in Russland Heute erscheint demnächst ein Artikel von Laarz - über die Verschärfung der Visabestimmungen für deutsche Russlandreisende.

Freitag, 11. Februar 2011

Zeit Online-Chef: Auf dem falschen Fuß erwischt

Für den aktuellen journalist habe ich die Titelstory geschrieben. Thema: Sind Online-Journalisten immer noch Redakteure zweiter Klasse? Um dieser Frage nachzugehen habe ich mich in sechs Online-Redaktionen (stern.de, spiegel.de, zeit.de, sueddeutsche.de, suedkurier.de, mopo.de) umgeschaut. Ich wollte aber keine Verlags-PR hören, wollte nicht hören, wie toll alles funktioniert, wie wahnsinnig integriert die Onliner sind. Ich wollte wissen, wie es wirklich aussieht, wollte auch kritische Stimmen haben. Deshalb war mir schnell klar, dass ich die aktiven und ehemaligen Online-Redakteure aus besagten Redaktionen, mit denen ich gesprochen habe, nicht würde namentlich nennen können, ja ihre Identität sogar teilweise würde verschleiern müssen.

Mir war von Anfang an klar, dass einige Leute meinen Text nicht sehr mögen würden, aber das ist bei kritischem Journalismus nun mal der Fall. Leider verstehen das selbst Journalisten oft nicht. Zeit-Chefredakteur Wolfgang Blau gehört offenbar dazu. Dabei ist Zeit Online wirklich nicht schlecht weggekommen.

Die kritischsten Formulierungen, die obendrein fast alles Zitate sind, laufen: Die Onliner bei der Zeit arbeiten unter dem Diktat der Stechuhr, haben nicht das gleiche Renomee und Gehalt wie Print-Redakteure und müssen sich erst beweisen, wenn sie fürs Blatt schreiben wollen. Alles bekannte, erwartbare, typische Merkmale von Online-Redakteuren.

In einem Twitter-Post vom 4. Februar schreibt Blau als Antwort auf den Artikel: "Wundern uns über Recherchemethoden des "Journalist". "Streifzug durch Redaktion" ohne Besuch Redaktionssitz Prenzlauer Berg? #gonzo"

Mit dem Redaktionssitz hat Blau leider Recht. Ich hatte die Redaktion fälschlicherweise in Prenzlauer Berg angesiedelt. Ein Ex-Redakteur von Zeit Online hatte mir gesagt, dass die Redaktion in Berlin mit dem Zeit Magazin zusammen säße. Google Maps bestätigt das (siehe hier). Ich habe das leider nicht weiter geprüft, doch Google Maps-Informationen sind wohl nicht per se glaubwürdig. Ich möchte mich für diesen Fehler bei meinen Lesern entschuldigen.

Aber zurück zu Wolfgang Blau. Ich schrieb ihm via Twitter, wie der Fehler passiert ist. Dass ich für so eine Undercover-Story nicht auf einen Kaffee vorbeikomme, dazu muss ich wohl nichts sagen. Alles in Ordnung also soweit. Offenbar nicht.

Nun sehe ich, dass Wolfgang Blau mich bei Twitter blockiert hat (siehe Screenshot). Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich nun dazu sagen soll, aber ein bisschen seltsam erscheint es mir schon.

Michael Skibbes Allergie gegen die Presse

Da haben wir es wieder: Ein Fußballer benutzt mal seinen Verstand, wenn er mit der Presse spricht und wagt, seinem Trainer höflich in eigener Sache zu widersprechen und schon wird er kaltgestellt.

Man kennt das bereits von Philipp Lahm. Dieser hatte allerdings krass den Trainer kritisiert, der daraufhin zu Recht nicht so begeistert war. Doch dass nun Eintracht-Trainer Michael Skibbe den ehemaligen Kapitän Ioannis Amanatidis kaltstellt, nur weil dieser in einem Interview gegenüber der Frankfurter Rundschau sagt, er sei besser in Form als Skibbe behaupte, das steht in keinem Verhältnis. Es zeigt, wie wenig Eigenständigkeit und Charakter einem Fußballspieler zugestanden werden, wenn er nicht einmal ein harmloses Interview mit der Presse führen kann ohne drastische Konsequenzen fürchten zu müssen.

Michael Skibbe hat offenbar ein Problem mit der Presse, oder sollte man gar sagen Pressefreiheit? Seinem Auftreten bei der Pressekonferenz nach hätte er am liebsten alle Journalisten rausgeworfen (siehe das Video im FR-Artikel). Auf eine Frage von FR-Sportredakteur Thomas Kilchenstein, ob Amanatidis suspendiert sei, antwortete Skibbe, als würde er mit einem Schuljungen sprechen, dem man alles fünf Mal erklären muss: "Herr Kilchenstein? (Seufzen) Soll ich es noch mal sagen? (Pause) Möchten Sie es noch mal hören, Herr Kilchenstein? (Pause) Er spielt keine Rolle mehr in meinen Planungen."

Offenbar hatte Skibbe das allerdings nicht mit Vereinschef Heribert Bruchhagen besprochen, denn dieser wusste, als ihn ein Journalist fragte, von nichts. In der Pressemitteilung heißt es nun: "Amanatidis spielt vorerst keine Rolle.

Montag, 7. Februar 2011

Warum sich bei sueddeutsche.de unter Stefan Plöchinger nichts ändern wird

Von allen Seiten hört man derzeit, die Online-Redaktionen sollen aufhören, alle die gleichen Nachrichten zu produzieren und endlich mal mit richtigem Online-Journalismus anfangen (siehe beispielsweise Interview mit Thomas Knüwer hier und hier oder Lorenz Lorenz-Meyer)

Bei sueddeutsche.de hatte Ex-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs immerhin damit begonnen, "weniger News auf die Seite zu packen und mehr in die Tiefe zu gehen", wie er auf den Mainzer Tagen der Fernsehkritik 2010 sagte. Der neue Chefredakteur Stefan Plöchinger, der im März anfängt, könnte sich nun weitgehend von der Agentur-Hechelei verabschieden und mit richtigen Online-Journalismus anfangen. Aber das wird wohl nicht geschehen.

Im Interview mit der neuen NR-Werkstatt Online-Journalismus sagt Plöchinger, er möchte zwar mehr ausprobieren und die mediale Vielfalt des Netzes nutzen, hinderlich seien jedoch die Routine und die Nöte des Alltags in Online-Redaktionen. Plöchinger sagt: "Man muss sich zwingen, für kreative Formen Raum freizuschaufeln - und, falls sie sich bewähren, in den Alltag überführen."

Das hört sich zuerst einmal gut an, in Wahrheit aber ist die Resignation bereits inbegriffen. "Sich zwingen", "Raum freischaufeln", "in den Alltag überführen": Das alles klingt wahnsinnig mühevoll, es klingt nach Ausnahme. Und zwar deshalb, weil Plöchinger am alten Content-Schubser-News-Modell festhält. Dann jedoch kann er, selbst wenn er ab und an etwas ausprobieren möchte, nicht damit rechnen, dass die Online-Redakteure begeistert sind. Wenn man sich nämlich auf das unkreative Nine-to-Five-Content-Producing eingelassen hat, fühlt es sich sehr störend an, wenn man plötzlich aus dieser "ruhigen" Welt herausgerissen wird.

Als ich noch bei der Frankfurter Rundschau vor Ort bei gearbeitet habe, sollte ich beispielsweise einmal mit einer Kamera raus gehen und Bilder von einer Gewerkschafts-Demo schießen. Gleich am Morgen. Ein andermal sollten ich und meine neuen freien Kollegen, einmal etwas Multimediales produzieren. Am Ende hat das alles viel Spaß gemacht, aber Anfangs fühlte ich mich wirklich gestört und wollte nur in Ruhe meine alte Arbeit machen.

Das Problem ist: Die klassische Content-Arbeit und der kreative Online-Journalismus haben eine komplett entgegengesetzte Geisteshaltung. Beides zusammen geht nicht. Man kann nicht plötzlich von einem hochgetakteten News-Rhythmus auf Laisser-Faire-Kreativ-Modus umschalten. Sonst entstehen bestenfalls schrundige Textchen oder wackelige Webvideos. Plöchinger muss sich entscheiden. Entweder große Teile der Redaktion arbeiten wirklich kreativ ohne Korsett, oder sie machen ihren alten Content-Job weiter.

Nachtrag vom 8. Mai 2013: Plöchinger hat Süddeutsche.de grundlegend verbessert und vielleicht sogar moderner gemacht, als es Spiegel Online ist. Plöchinger hat sich zu einem der innovativsten Online-Chefredakteure im Land entwickelt, von dessen Ideen und Gedanken die ganze Branche profitiert.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Abo-Rückgänge


Für größeres Bild bitte klicken

Die IVW hat die Zahlen für das vierte Quartel 2010 veröffentlicht. Ich habe mir mal die Abo-Verkäufe der FR, der FAZ und SZ in den letzten zwölf Jahren angeschaut und in einem Diagramm veranschaulicht. Thomas Knüwer, den ich für die Februar-Ausgabe des journalist interviewt habe, hat sich bereits einige Gedanken zu den IVW-Zahlen gemacht.

Freitag, 28. Januar 2011

Britische Banalitäten

Der ehemalige Guardian-Redakteur Tim Radford hat 25 Gebote, ja sie heißen wirklich so, über das journalistische Schreiben formuliert. Leider sind es nur Selbstverständlichkeiten, die ein bisschen besserwisserisch rüberkommen. Wollte das gerade als Kommentar schreiben, aber die Kommentarfunktion ist geschlossen. Passt nicht so richtig zu solch einem Text. Naja, dann zitiere ich noch mal Radford: "And here is another thing to remember every time you sit down at the keyboard: a little sign that says 'Nobody has to read this crap.'"

kik: Menschen-Ausbeutung mit System


Foto: ARD

Die Billigmodekette kik kennt fast jeder, wenige jedoch die Menschen, welche die unfassbar günstige Kleidung nähen. Frauen in Bangladesh, die unter gefängnisähnlichen Bedingungen arbeiten und so wenig verdienen, dass sie nicht einmal einen Arzt für todkranke Verwandte bezahlen können.

Doch auch die deutschen Verkäuferinnen arbeiten, nach deutschen Maßstäben, zu unwürdigen Bedingungen. Da wird schon einmal sechs Winter lang die Heizung nicht repariert oder eine ganze Belegschaft gefeuert, weil sie eine Gewerkschaft gründen will.

Die ARD Panorama-Redaktion hat das System kik in einem beeindruckenden Beitrag verdichtet, den man sich online ansehen kann.

Auszeichnungen & Presenter-Methode

Der Panorama-Beitrag wurde mit dem 2. Platz des Otto-Brenner-Preises ausgezeichnet. Presenter Christoph Lütgert wurde nun für den Beitrag zudem von dem Magazin Wirtschaftsjournalist zum Wirtschaftsjournalisten des Jahres gewählt. Die Arbeit seiner Kollegen Dietmar Schiffermüller, Sabine Puls, Britta von der Heide und Kristopher Sell muss aber genauso gewürdigt werden. Vielleicht sollte man zumindest bei Presenter-Reportagen alle Redakteure mal kurz vor der Kamera zeigen. Das Panorama-Team hätte es für diesen starken Beitrag sehr verdient.

Dienstag, 25. Januar 2011

Mein Notizbuch auf Facebook

Wie rechts oben in der Seitenleiste zu sehen ist, habe ich nun auch eine berufliche Facebook-Seite erstellt. Sie ist allerdings kein Abbild dieses Blogs, sondern eine eigenständige Seite. Oft blogge ich nicht über etwas, weil ich nicht die Zeit für einen Blogeintrag habe, der, so finde ich, immer fundiert und ausformuliert sein muss. Die Facebook-Seite ermöglicht es mir nun, auch mal schnell etwas mitzuteilen - ohne jedoch die Zeichenbeschränkung von Twitter. Und wer schaut schon (ständig) auf Twitter? Das Gleiche gilt auch für Blogs, wie ich finde. Deshalb die Seite, auf der ich obendrein meine journalistische Arbeit dokumentieren möchte.

Wie ich soeben erfahren habe, hat mein damaliger Kommilitone und Kumpel Fabian Schweyher ebenfalls kürzlich eine berufliche Facebook-Seite errichtet. Wer sich für Multimedia-Journalismus interessiert, dem sei die Seite sehr empfohlen.

Montag, 24. Januar 2011

Pressefreiheit in Tunesien?

AFP meldet: Larbi Nasra, der Eigentümer eines der größten privaten Fernsehsender in Tunesien, sei festgenommen worden. Über diesen solle er versucht haben, die Rückkehr des geflohenen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali zu ermöglichen. Der Sender sei abgeschaltet worden.

Soviel zur neuen Pressefreiheit in Tunesien. Auch wenn ich die Lage nur schwer beurteilen kann, so scheint es doch, als wenn die Revolution aufpassen müsste, nicht selber zur Diktatur zu werden.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Das System Maschmeyer

Heute Abend um 21.45 Uhr läuft auf ARD eine halbstündige Doku darüber, wie Carsten Maschmeyer als Gründer des Finanzdienstleisters AWD sein Vermögen mit dem Betrug von Kleinanlegern gemacht haben soll. Maschmeyers Anwalt hat über Monate hinweg versucht, den Beitrag zu verhindern.

Siehe auch den SZ-Artikel "Die Papierflut-Taktik"

Nachtrag vom 15.01.11: Besser bald die Doku online ansehen, bevor Maschmeyer noch mehr Szenen rausstreichen lässt.

ARD: Programmbeschreibung: Er kennt sie alle - die Großen und Mächtigen in diesem Land. Bundespräsident Christian Wulff macht Urlaub in seiner Villa auf Mallorca, Altbundeskanzler Gerhard Schröder nennt ihn einen "Freund" und Familienministerin Köhler lässt sich von seinem Unternehmen beraten: Dass ausgerechnet der Gründer des umstrittenen Finanzdienstleisters AWD, Carsten Maschmeyer, ein enger Freund der Spitzen unserer Gesellschaft ist, macht seine Opfer fassungslos.

Der AWD hatte vielen Kleinanlegern, die ihren Lebensabend finanziell absichern wollten, so genannte Schrottimmobilien und Geschlossene Fonds verkauft, die längst nicht das brachten, was versprochen worden war. So klagen ungezählte Anleger über den Verlust ihrer gesamten Ersparnisse. Der Reporter Christoph Lütgert von der Redaktion Panorama hat die AWD-Opfer besucht.

Lütgert versuchte herauszufinden, warum ein Mensch wie Carsten Maschmeyer eine solch hohe Anziehungskraft auf Politiker ausübt, die sogenannte "Hannover-Clique" ist bereits zum feststehenden Begriff geworden. Mehrere Politiker bzw. Ex-Politiker äußern sich zu ihrem Verhältnis zu Maschmeyer - nur der AWD-Gründer selber weigert sich monatelang, ein Interview zu geben. Dann begegnet Panorama-Reporter Lütgert dem AWD-Gründer Carsten Maschmeyer in Frankfurt auf einer Finanzmesse.

Ein Film der Panorama-Redaktion über Freund- bzw. Seilschaften - und mögliche Interessenskonflikte von Kristopher Sell, Johannes Edelhoff und Sabine Puls.

Montag, 10. Januar 2011

Zu viel Ruhm für die Amokläufer

Wieso läuft dieser Amoklauf in den USA mit sechs Toten eigentlich so prominent? Weil er in den USA passierte? Weil der Täter einer Kongressabgeordneten in den Kopf schoss? Spiegel Online zeigt übergroß die Fratze des Täters. Wie ein Denkmal. Ruhm und Ehre für den Täter. Negativ aber umfassend. Auch andere Onlineseiten fahren das Thema groß. Gab es nicht mal die Kritik, dass mediale "Huldigung" von Tätern potentielle neue Täter anregt? Vor allem wenn sie so gewaltig ausfällt. Bringt es überhaupt noch etwas über die Motive von Amokläufern in den Medien nachzudenken? Es würde reichen, nur der Opfer zu gedenken und die Täter mit ein paar Sätzen abzuhandeln.


Neuester Kommentar

Danke
Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
Kein Interesse
Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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