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Freitag, 11. Februar 2011

Zeit Online-Chef: Auf dem falschen Fuß erwischt

Für den aktuellen journalist habe ich die Titelstory geschrieben. Thema: Sind Online-Journalisten immer noch Redakteure zweiter Klasse? Um dieser Frage nachzugehen habe ich mich in sechs Online-Redaktionen (stern.de, spiegel.de, zeit.de, sueddeutsche.de, suedkurier.de, mopo.de) umgeschaut. Ich wollte aber keine Verlags-PR hören, wollte nicht hören, wie toll alles funktioniert, wie wahnsinnig integriert die Onliner sind. Ich wollte wissen, wie es wirklich aussieht, wollte auch kritische Stimmen haben. Deshalb war mir schnell klar, dass ich die aktiven und ehemaligen Online-Redakteure aus besagten Redaktionen, mit denen ich gesprochen habe, nicht würde namentlich nennen können, ja ihre Identität sogar teilweise würde verschleiern müssen.

Mir war von Anfang an klar, dass einige Leute meinen Text nicht sehr mögen würden, aber das ist bei kritischem Journalismus nun mal der Fall. Leider verstehen das selbst Journalisten oft nicht. Zeit-Chefredakteur Wolfgang Blau gehört offenbar dazu. Dabei ist Zeit Online wirklich nicht schlecht weggekommen.

Die kritischsten Formulierungen, die obendrein fast alles Zitate sind, laufen: Die Onliner bei der Zeit arbeiten unter dem Diktat der Stechuhr, haben nicht das gleiche Renomee und Gehalt wie Print-Redakteure und müssen sich erst beweisen, wenn sie fürs Blatt schreiben wollen. Alles bekannte, erwartbare, typische Merkmale von Online-Redakteuren.

In einem Twitter-Post vom 4. Februar schreibt Blau als Antwort auf den Artikel: "Wundern uns über Recherchemethoden des "Journalist". "Streifzug durch Redaktion" ohne Besuch Redaktionssitz Prenzlauer Berg? #gonzo"

Mit dem Redaktionssitz hat Blau leider Recht. Ich hatte die Redaktion fälschlicherweise in Prenzlauer Berg angesiedelt. Ein Ex-Redakteur von Zeit Online hatte mir gesagt, dass die Redaktion in Berlin mit dem Zeit Magazin zusammen säße. Google Maps bestätigt das (siehe hier). Ich habe das leider nicht weiter geprüft, doch Google Maps-Informationen sind wohl nicht per se glaubwürdig. Ich möchte mich für diesen Fehler bei meinen Lesern entschuldigen.

Aber zurück zu Wolfgang Blau. Ich schrieb ihm via Twitter, wie der Fehler passiert ist. Dass ich für so eine Undercover-Story nicht auf einen Kaffee vorbeikomme, dazu muss ich wohl nichts sagen. Alles in Ordnung also soweit. Offenbar nicht.

Nun sehe ich, dass Wolfgang Blau mich bei Twitter blockiert hat (siehe Screenshot). Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich nun dazu sagen soll, aber ein bisschen seltsam erscheint es mir schon.

Michael Skibbes Allergie gegen die Presse

Da haben wir es wieder: Ein Fußballer benutzt mal seinen Verstand, wenn er mit der Presse spricht und wagt, seinem Trainer höflich in eigener Sache zu widersprechen und schon wird er kaltgestellt.

Man kennt das bereits von Philipp Lahm. Dieser hatte allerdings krass den Trainer kritisiert, der daraufhin zu Recht nicht so begeistert war. Doch dass nun Eintracht-Trainer Michael Skibbe den ehemaligen Kapitän Ioannis Amanatidis kaltstellt, nur weil dieser in einem Interview gegenüber der Frankfurter Rundschau sagt, er sei besser in Form als Skibbe behaupte, das steht in keinem Verhältnis. Es zeigt, wie wenig Eigenständigkeit und Charakter einem Fußballspieler zugestanden werden, wenn er nicht einmal ein harmloses Interview mit der Presse führen kann ohne drastische Konsequenzen fürchten zu müssen.

Michael Skibbe hat offenbar ein Problem mit der Presse, oder sollte man gar sagen Pressefreiheit? Seinem Auftreten bei der Pressekonferenz nach hätte er am liebsten alle Journalisten rausgeworfen (siehe das Video im FR-Artikel). Auf eine Frage von FR-Sportredakteur Thomas Kilchenstein, ob Amanatidis suspendiert sei, antwortete Skibbe, als würde er mit einem Schuljungen sprechen, dem man alles fünf Mal erklären muss: "Herr Kilchenstein? (Seufzen) Soll ich es noch mal sagen? (Pause) Möchten Sie es noch mal hören, Herr Kilchenstein? (Pause) Er spielt keine Rolle mehr in meinen Planungen."

Offenbar hatte Skibbe das allerdings nicht mit Vereinschef Heribert Bruchhagen besprochen, denn dieser wusste, als ihn ein Journalist fragte, von nichts. In der Pressemitteilung heißt es nun: "Amanatidis spielt vorerst keine Rolle.


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Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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