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Dienstag, 9. Januar 2007

Ein ruhiges Lädchen

Aus: "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Rainer Maria Rilke

Manchmal gehe ich an kleinen Läden vorbei in der rue de la seine etwa. Händler mit Altsachen oder kleine Buchantiquare oder Kupferstecher mit überfüllten Schaufenstern. Nie tritt jemand bei ihnen ein, sie machen offenbar keine Geschäfte. Sieht man aber hinein, so sitzen sie, sitzen und lesen, unbesorgt; sorgen sich nicht um morgen, ängstigen sich nicht um ein Gelingen, haben einen Hund, der vor ihnen sitzt, gut aufgelegt, oder eine Katze, die die Stille noch größer macht, indem sie die Bücherreihen entlang streicht, als wische sie die Namen von den Rücken.
Ach, wenn das genügte: ich wünschte manchmal, mir so ein volles Schaufenster zu kaufen und mich mit einem Hund dahinerzusetzen für zwanzig Jahre.

Nicht nur du, Rainer.

Donnerstag, 4. Januar 2007

Zwei Nachtfotos

Gestern Abend bin ich durch Darmstadt gezogen - mit Kamera und Stativ. Ich wollte einfach raus und weil das Rumgelaufe nicht so sinnlos sein sollte, beschloss ich ein paar Bilder zu schießen. Ich merkte schnell, dass ich Darmstadt mit seine lästigen Menschen sehr unfotogen fand und entdeckte nur ein Motiv. So gab ich bald auf, um mit einem Kumpel was trinken zu gehen. Danach habe ich noch die Whiskyvorräte eines anderen Bekannten geschmälert. Ein Foto schoss ich dann noch auf dem Heimweg geschossen.

Beleuchtete Blätter im Nachthimmel, Mathildenhöhe Darmstadt

Mond über burgartigem Gemäuer, Darmstadt

Der Vorsatz reicht nicht

Ihr wollt mehr Sport machen? Dann gebt nicht auf zu suchen, bis ihr eine sportliche Betätigung gefunden habt, die euch auch begeistert.

Ihr wollt mit dem Rauchen aufhören? Dann fangt an, beim Rauchen darüber nachzudenken, warum ihr raucht. Überlegt, warum das Rauchen Teil eures Lebensgefühls ist.

Mittwoch, 3. Januar 2007

Studivz mit Zeit Campus gemischt

Das Studiverzeichnis wurde, wie Spiegel online meldet, aufgekauft. Nicht von den Betreibern der amerikanischen Vorbild-Plattform Facebook - wie von einigen befürchtet -, sondern von Holtzbrinck. Das ist einer der großen Verlage in Deutschland, dem unter anderem Die Zeit, der Tagesspiegel und das Handelsblatt gehört. Holtzbrinck war auch vorher schon finanziell am Studivz beteiligt.

Zum einen kann man nun auf weiter verbesserten Datenschutz und geschicktere Öffentlichkeitsarbeit hoffen. Interessant ist jedoch, was Holzbrinck mit dem Studivz anstellen wird. Neben ihm zählt lediglich Neon zu den großen deutschsprachigen, studentischen Anlaufstellen im Internet. Wobei bei Neon die einzelnen User aktiver sein dürften, da sie Artikel schreiben und diese kommentieren können. Die Zeit online, die auch zu Holtzbrink gehört, startete nun kürzlich Campus online - begleitend zu dem gedruckten Magazin Zeit Campus, klare Konkurrenz zu Neon.

Konkurrenz zu Neon

Campus online versucht nun seit einigen Wochen eine eigene Community aufzubauen. Bisher sieht das allerdings alles ziemlich dürftig aus. Mit dem Kauf vom Studiverzeichnis - für welches nebenbei um die 100 Millionen Euro bezahlt wurde; es ist also ein absolut durchkalkuliertes Geschäft und kein Gelegenheitskauf -, mit dem Kauf also könnte Holtzbrinck das Studivz mit seiner Campus online-Seite fusionieren, um Neon (Gruner und Jahr) eine volle Breitseite zu verpassen. Natürlich darf man davon ausgehen, dass eine Vermischung der Angebote mit der nötigen Vorsicht von statten gehen würde.

Ebenfalls zu Zeit online und somit zu Holtzbrinck gehört übrigens das Online-Magazin Zuender, welches sich ebenfalls in der Konkurrenz zu Neon sieht, aber viel politischer daher kommt. Und die Zeit-Chefredaktion unter Giovanni di Lorenzo bekundet schon lange, sie möchte mit dem Holtzbrinck-Flagschiff Die Zeit mehr junge Leser und auch mehr Frauen erreichen. Studenten sind da die erste Wahl.

Dienstag, 2. Januar 2007

Küchengespräche als Lebensform

Weihnachten vorbei. Silvester überlebt. Wieder daheim, doch es fühlt sich komisch an. Die Wohnug ist leer.

Alleine wohnen ist toll. Man bestimmt alles selbst und keiner nervt. Und im Studium ist man eh laufend unter Leuten. Anderseits gab es immer diese Phasen. So wie auch jetzt. Ich möchte in der Küche Tee trinken und plaudern. Und nicht extra raus gehen, um Leute zu treffen. Was fehlt ist die WG-Küche - samt Mitbewohner. Schön, dass ich das auch schon mit 26 merke. Nun ja, in einem Jahr wohne ich wohl eh woanders. Berufseinstieg. Hamburg oder München wahrscheinlich. Und wie erstickend einsam die eigenen vier Wände in einer fremden Stadt sind, habe ich ja bereits damals während meiner Zeit in Hamburg gemerkt.

Meine nächste Bude wird ne große WG. Mit coolen Leuten, Kochsessions und aufwiegelnden, philosophischen, blödsinnigen Küchengesprächen. Mein Gott, das eindeutigste Merkmal des Studententums und ich entdecke diese Lebensform erst danach.

Manchmal typisch für mich: länger brauchen aber dann 'n Salto machen. Nun, manche bleiben ewig in ihrer alten Haut. Aber wie soll schon Vergil gesagt haben: "Felix qui potuit rerum cognoscere causas. - Glücklich, wem es gelang, den Grund der Dinge zu erkennen."

Sonntag, 31. Dezember 2006

Krawumm

Der Mensch ist ein verlorenes Ding, welches am Jahresende mit viel Krawumm seinem bedeutungslosen Selbst trotzen möchte.

Freitag, 29. Dezember 2006

Untugenden

Die beiden größten gesellschaftlichen Schanden unserer Zeit sind das Rauchen und das Fernsehen. Beide Vergiften. Die eine den Körper und die andere den Geist.

Dienstag, 26. Dezember 2006

Alleine Reisen

Nach dem Diplom plane ich eine kleine mehrwöchige oder mehrmonatige Reise. Alleine, zu Fuß, per Zug und per Anhalter. Vielleicht durch Masuren/Ostpreußen und Schlesien. Wunderschöne einsame Landschaft. Kindheitsorte von Eichendorff, Novalis, Kant und Chopin. Und von meiner noch lebenden Großmutter sowie einem Großvater, den ich nie kennen gelernt habe.

Wer von euch ist schon mal alleine gereist? Und damit meine ich nicht drei Wochen in einer Ferienanlage oder an einem festen Ort.

Korrektur: Novalis stammt nicht aus Polen. Eigentlich hatte ich Kopernikus erwähnen wollen, der aus Polen stammt, muss aber die Namen in Gedanken verdreht haben.

Freitag, 15. Dezember 2006

Dezembernacht

Es war in einer kalten Dezembernacht. Eigentlich war es vorhin, doch ich liebe diese nostalgische Art zu schreiben. Ich saß also draußen auf dem Balkon. Warm angezogen. Eine Petroleumlampe auf dem Tisch, ein Glas Rotwein in der Hand. In der anderen ein Buch. Durch die kühle Luft bewunderte ich den tiefblauen Sternenhimmel, der ein einziges Gemälde war. Ich mochte die Welt so ruhig. So still wie ein schlafender Hund, an dessen senkende und hebende Brust man sich legen kann. So saß ich da und las Wolfgang Büscher. Ein Journalist Mitte 50, der von Berlin nach Moskau gegangen ist - zu Fuß. Er prägte mich die Tage ziemlich. Der Geist des Reisens hatte mich endlich erreicht. Manche mögen glauben, ein Studium fern der Heimat mache einen Menschen erwachsen, lasse einen reifen. Ich sage, nur das Reisen schafft es wirklich. Ich bin noch nie wirklich gereist. Es wird bald Zeit. Doch erst einmal las ich die ersten Zeilen des Buches.

Eines Nachts, als der Sommer am tiefsten war, zog ich die Tür hinter mir zu und ging los, so geradeaus wie möglich nach Osten. Berlin war ganz still an diesem frühen Morgen. Alles, was ich hörte, war das Pochen der eigenen Schritte auf den Dielen, dann auf Granit. Eine Süße lag in der Luft, das waren die Linden, und Berlin lag wach, aber es hörte mich nicht. Es lag wach wie immer und wartete wie immer und hing wirren, gewaltigen Träumen nach, die aufblitzten wie das Wetterleuchten dort über dem Häusermassiv. Es hatte geregnet die Nacht, ein Bus führ vorüber, seine Rücklichter zogen rote Spuren über den nassen Asphalt. Verkehr kam auf, in den Alleen schrien die Vögel, zitternd sprang die Stadt an, bald würden Angestellte in breiter Formation in ihre Büros fahren. Damit hatte ich nichts mehr zu tun.

Während ich die ersten 15 Seiten las, fielen drei Sternschnuppen vom Himmel. Ich wünschte mir - in der Reihenfolge - Glück mit den Frauen, Glück mit dem Reisen und gewaltiges Glück für Menschen, die in vorwiegend Dritte Welt-Ländern von Folter und Tod bedroht sind. Ich schaute in die Nacht und die Nacht schaute wie ein alter Großvater mit weisen Augen zurück.

Montag, 11. Dezember 2006

Fürs Tempo

Die Tage kam eine einmalige Jubiläumsausgabe von Tempo auf den Markt, dem legendären Zeitgeist-Magazin, welches vor zehn Jahren eingestellt wurde. Obwohl das Heft bei SpOn relativ zerrissen wurde, werde ich es mir noch besorgen. Gerade musste ich allerdings feststellen, dass es nicht die beste Idee ist, einem Tankwart am Telefon zu erklären, was das für ein Heft ist, in der Hoffnung, er habe ein Exemplar rumliegen. Geht auch ständig abwärts mit den Leuten, seit ich nicht mehr zu diesem Nebenberufsstand gehöre. Neulich erst blickte mich ein junges Mädel an einer Esso (vermutlich sogar Studentin) völlig entgleist an, als ich nach der ZEIT fragte.

Sonntag, 10. Dezember 2006

...

Dieses Land braucht mehr Gedanken.


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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