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Mittwoch, 28. März 2007

Diplom: Tag 1 und 2

Der Frühling ist schuld!

Nachtrag zu Tag 2, 5:33 Uhr: Habe die Einleitung geschrieben. Knapp eine Seite. Vor dem ins Bett gehen, nicht nach dem Aufstehen, wohlgemerkt. Wenn ich für die restlichen 59 Seiten auch jeweils einen Monat brauche, bin ich in fünf Jahren fertig. Mom? Dad? Zahlt ihr mir noch so lange Unterhalt?

Der Reporter im Orient

Sein Ort ist die Hotelbar. Hier laufen alle Strippen zusammen. Vor ihm liegen drei Handys, eine zerknautschte Schachtel Zigaretten, ein in Leder gebundenes Notizbuch. Einer seiner Kontaktmänner vor Ort eilt herbei und berichtet wieder von einem Schusswechsel in einem der Armenviertel der Stadt. Er selbst verlässt selten das Hotel. Der Besuch der schmuddeligen Bar um die Ecke ist schon investigative Recherche. Beim Trinkgeld ist er großzügig, wenn ihm der Barkeeper ein paar Informationen steckt. Spesen!

Zurück im Hotel zündet er sich eine Zigarette an, nippt am Whiskyglas und beginnt an seinem Bericht zu schreiben. Schließlich streift er sich die schusssichere Weste über, beigefarben mit vielen Täschchen. Zehn Minuten noch bis zur Live-Schalte. Ein Blick in den Spiegel: Sitzt die Frisur? Er probt die sorgenvolle Miene. Dann steigt er aufs Hoteldach - immer die Treppe nehmen, das verstärkt den gehetzten Eindruck - und setzt seinen Bericht ab (7an: man denke sich hier die Stimme von Ulrich Tilgner): "Der Orient gleicht einem Pulverfass. Die Situation ist ruhig, aber angespannt."

Aus: Klischees im Orient - Typisch deutsch, Spiegel Online / Zenith

Französische Literaten

Beim Klavierunterricht fragte ich heute meine französische Lehrerin, ob in Frankreich im Französischunterricht primär französische Literaten besprochen würden (und nicht deutsche zum Beispiel), denn in einem kleinen Anfall von Überheblichkeit dämmerte mir, dass die Franzosen ja eigentlich nie große Literaten hatten - Rimbaud mal außen vor. Dieser Gedanke war nun aber nicht wirklich richtig. Zumindest ist mir das bewusst, seit ich mir eben die Wikipedia-Biographien von Charles Baudelaire, Victor Hugo, François-René de Chateaubriand, Stendhal, Honoré de Balzac und Paul Verlaine durchgelesen und noch die ein paar anderer überflogen habe. Baudelaire ist dabei der Schärfste überhaupt:

Nachdem er als Externer 1839 das "bac" dennoch abgelegt hatte, begann er lustlos ein Jurastudium, trieb sich aber meist in der Pariser Literaten- und Künstler-Bohème herum, schrieb Gedichte (was er spätestens seit 1838 tat), machte Schulden und hatte ein Verhältnis mit einer Prostituierten. [...]

Nach Erreichen der Volljährigkeit 1842 verlangte er seinen Anteil am Erbe des Vaters (sehr stattliche ca. 75.000 Francs) und begann das Geld in einer luxuriösen Dandy-Existenz zu verschleudern, tatkräftig unterstützt von seiner neuen Geliebten, der Schauspielerin Jeanne Duval, die ihn vermutlich auch mit Syphilis ansteckte. [...]

Mehr Glück hatte er mit den Berichten über Kunstausstellungen (Salons), die er ab 1845 mit zunehmender Kompetenz verfasste. Da er sich jedoch den Konsum von Haschisch, Opium und Alkohol angewöhnt hatte, war er ständig in Geldnot, was wiederum seine Neigung zu Depressionen verstärkte.

Ach ja, und Honoré de Balzac, dieser kleine Lump, hat sich sein adliges "de" einfach dazu gedichtet. Soweit ich richtig gelesen habe, wurde er auch nie nachträglich geadelt und selbst in der Nachwelt hat sich das "de" gehalten. So einfach ist das also. Vielleicht sollte ich das auch machen. Und dann aber auch noch gleich meinen Nachnamen französisieren - so wie es mein alter Prof immer getan hat. Jan von Söfjé also. Ich muss das mal bei meinem nächsten Artikel versuchen.


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