RWE hat sich einen Image-Film basteln lassen, der das Energieunternehmen als Grünen Riesen darstellt. Im Netz ist dieser Clip nun mit Untertiteln aufgetaucht, der zeigt, wie grün RWE wirklich ist. Ob alle Zahlen stimmen, kann ich aber nicht sagen.
Interview der Woche im Deutschlandfunk (Skript). Zur Antwort steht FDP-Chef Westerwelle. Der Interviewer springt von einem Thema zum nächsten, lässt Westerwelle schön ausreden und alles gemütlich erklären. Der Interviewer hakt nicht nach, bohrt nicht, konfrontiert nicht, spult nur seinen Fragenkatalog ab. Es gibt keine Debatte, kein Streitgespräch, keine Spannung.
"Es mangelt an der Zivilcourage, sich zu einem militärischen Engagement (im deutschen Sinne, 7an) zu bekennen, das man durchaus begründen kann und begründen muss." Diesen sehr wichtigen Satz schrieb Michael Hanfeld in seiner Rezension zu "Willkommen zu Hause", einem ARD-Spielfilm über einen deutschen Soldaten, der im Afghanistan-Einsatz einen Kameraden und Freund verloren hat und es nicht schafft, zurück in sein altes Leben zu finden.
„Ich will deinen verdammten Krieg nicht in meinem Haus, ich will meinen Frieden“, bringt es die Mutter des Mannes auf den Punkt. Der Film setzt den Zuschauer einer deutschen Reihenhaus-Bürgerlichkeit aus, die man schon als Nicht-Soldat nur schwer ertragen. Es ist dieser unbedingte Wille, den Heile-Welt-Motor um jeden Preis am laufen zu halten, der so sehr verstört. Es ist das sich Nichteinlassen mit der Thematik. "Wie war denn das Essen in Afghanistan?" fragt die Freundin des Soldaten. Mit den Problemen, unter denen Kriegsheimkehrer (und im Übrigen Mitarbeiter humanitärer Organisationen ebenso) leiden können, hat sie sich nicht beschäftigt. Ebenso wenig wie seine Eltern.
Und der Soldat, hervorragend gespielt von Ken Duken, weiß selber nicht so Recht um seine Probleme. Er weiß nur, dass er brechen muss, sobald er gegrilltes Fleisch riecht, dass er ausflippt, wenn er klirrendes Glas hört - um nur ein paar Reaktionen zu nennen.
Der Film ist zwar fiktiv, basiert aber auf realen Erlebnissen etlicher deutscher Soldaten und könnte dokumentarisch-nacherzählter nicht sein. Mehr noch als der Baader-Meinhof-Komplex, der den RAF-Terror früherer Jahrzehnte behandelt, ist "Willkommen zu Hause" ein Pflichtfilm für jeden Bundesbürger. Und darüber hinaus auch für jeden, der auch nur irgend einen Bezug zu Afghanistan, dem Terrorismus oder der muslimischen Welt hat. Gewissermaßen ist das Ansehen dieses Films ein Mindestbeitrag an Zivilcourage.
Bei Youtube kann man sich den Film in voller Länge ansehen.
Die Drehbuchautoren von dem ZDF-Dreiteiler "Die Rebellin", namentlich Christian Jeltsch und Monika Peetz gehören wirklich verprügelt. Soviele vollkommen gekünstelte Drama-Spitzen habe ich mein Leben lang noch nicht gesehen.
Die Filme sind eigentlich wirklich gut. Aber spätestens im dritten Teil bekommt man alle fünf Minuten einen Schreikrampf, weil mit der Brechstange ein Drama herbeigebogen wird. Da können auch schon mal die Darsteller so handeln, wie es nicht zum Charakter der Figuren passt. Von völlig absurden Zufällen ganz abgesehen.
Die Öffentlich-Rechtlichen lösen regelmäßig bei der privaten Presse Angst aus, wenn es um den Journalismus im Internet geht. Die Staatlichen spielen nicht fair, heißt es. Wegen der Steuergelder, die sie erhalten. Die Privaten fürchten, an den Rand gedrängt zu werden.
In dem neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrag gibt es einen Kompromiss: Die Öffentlich-Rechtlichen dürfen soviel Geld ins Internet stecken wie sie wollen, aber nicht für jedes Thema. Fernsehsendungen in der der Mediathek dürfen nur ein paar Tage im Netz stehen - außer sie haben kulturhistorische Bedeutung.
Ein Beispiel für so etwas gibt es nun mit der ZDF-Geschichtsserie "Die Deutschen". In zehn Folgen von König Otto I. bis zu Kaiser Wilhelm II. skizziert der Sender Wurzeln und Entstehung des deutschen Volkes. Claudius Seidl von der FAZ kritisiert zwar, dass dadurch die Bedeutung derjenigen deutschen Gruppen, die sich nicht auf urdeutsche Vorfahren berufen können, verschwiegen wird, das ist aber eine andere Geschichte.
Wirklich eindrucksvoll hingegen ist, wie das ZDF die Serie im Internet präsentiert. Die multimediale Vielfalt überwältigt, die grafische Umsetzung setzt Akzente. Alleine die Navigation ist wegweisend - zumindest im Verhältnis zum gängigen Alltag im deutschen Internet-Journalismus. Der hat nämlich seinen Namen nach wir vor kaum verdient. Auf den großen Nachrichtenseiten im herrscht immer noch der blanke Copy-and-Paste-Wahn von nachrichtlichen Texten. Eine derartige Grundversorgung ist zwar wichtig, allerdings fängt der Journalismus dort erst an und hört dort nicht auf - wie momentan weitgehend üblich.
Wie dem auch sei, das ZDF belegt auf ganzer Stärke, was das Medium Internet leisten kann - vor allem, wenn es nicht um schnelle Klicks und reine Kosten-Ertrags-Rechnungen geht. Dafür verdient der Sender Lob.
Gestern Abend wurde der Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises bekannt, einer der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum - wenn nicht der renommierteste überhaupt. Gewonnen hat Tilman Rammstedt mit einem komischen Text über seinen toten, nervigen Großvater.
Erstaunt war ich zunächst einmal darüber, wie die Online-Presse das Thema verarbeitet hat: Spiegel Online: überhaupt nicht, Zeit Online sowieso nicht (man möchte hintergründiger sein, nicht schnell, passt leider so nicht zum Internet als solches), heute.de: auch Fehlanzeige, tagesschau.de: immerhin ein Einzeiler auf der Startseite, dahinter Meldung mit Bild, focus.de hält den Preis auch nicht für wichtig, FR-online.de: Agentur-Meldung als Kultur-Aufmacher (selber drum gekümmert bzw. mit Kollegin abgesprochen), sueddeutsche.de wiederum begnügt sich mit einem Einzeiler auf der Startseite, dahinter Meldung ohne Bild. Dann die große Überraschung: Welt Online hat einen ausführlichen Korrespondenten-Bericht als Kultur-Aufmacher. Respekt. Und zum Abschluss: Faz.net: Ebenfalls ein Korrespondenten-Bericht in passabler Länge (war sogar mittags einer der Aufmacher), und hierbei der Clou: der große Bericht steht morgen in der Zeitung. Finde ich irgendwie gut. Den Welt-Text habe ich mir ausgedruckt, weil er so lang war (hat sich gelohnt), eigentlich reicht aber auch ein knapper Text fürs Netz und ein Verweis auf die Zeitung am nächsten Tag. Das ist eine sinnvolles Zusammenspiel von Print und Internet.
Es sind diese Meldungen, die von der Welt überhört werden. Die untergehen und nur am Rande des Medienrauschens erklingen. Oft haben sie keine Bedeutung für eine große Leserschaft und sind auch nicht tragisch genug, um eine Masse zu erreichen. Vielleicht muss man sagen: zum Glück. Wir können es nicht ändern und nicht helfen. Die Nachrichten bringen nur einen kleinen Schmerz und man hat sie hoffentlich bald wieder vergessen.
Und doch sind es gerade diese Meldungen, hinter denen eine unglaubliche Traurigkeit steht – vielleicht, weil wir ein Einzelschicksal besser nachempfinden können als eines von vielen – eines wo alles ineinander verschwimmt und schnell abstrakt und unwirklich wird.
Es sind Meldungen wie die von dem jungen Mädchen, welches von einem Pferd getötet wurde. Beiläufig. Aus Versehen. Es trat aus. Und sie stand dahinter. Es sind Meldungen wie die von dem jungen Motorradfahrer, der gestern von einem Kleinlaster übersehen wurde und noch an der Unfallstelle starb. Sie tauchen unscheinbar auf, diese Meldungen. Und sie erlöschen so schnell wie das Unglück geschehen ist.
Ich mag iTunes. Ich kaufe meine gesamte Musik dort. Es ist so schnell und praktisch. Klick. 21, 22, 23. Und der Song läuft. Bis jetzt.
Bis jetzt. Jetzt sagte iTunes, ich brauche ein Update. Ich sagte, gut. iTunes sagte, vorher brauchst du Service Pack2 für Windows. Ich mag das Service Pack2 nicht. Ich habe es trotzdem installiert.
Es dauerte Stunden. Und ich habe jetzt drei Gigabyte weniger auf meinem Rechner - von fünf die ich noch hatte. iTunes lässt mich jetzt wieder Musik kaufen. Alles sieht ganz neu aus. Ich bin mir aber nicht sicher, ob auch vorher schon so viele Lieder nicht zugeordnet waren. iTunes vergisst nämlich manchmal seine Musik, vergisst einfach, wo es sie hingelegt hat. Vielleicht haben die Apple-Programmierer das so gemacht, damit das Programm menschlicher wirkt. Humaner Faktor oder so. Gibt da sicher auch einen englischen Begriff für.
Na egal. Hauptsache ich kann wieder ganz schnell und praktisch Musik kaufen. Oder? Oder?
Nein. es geht nicht mehr. Nachdem ein Lied ganz schnell und praktisch geladen wurde, muss es "bearbeitet" werden. Was es da zu bearbeiten gibt, sagt mir iTunes aber nicht, auch wenn es zwei Minuten dauert - pro Lied.
Ich mochte iTunes. Ich habe meine gesamte Musik dort gekauft. Es war so schnell und praktisch. Klick. 21, 22, 23. Und der Song lief.
Ich habe mir so gut wie nie Musik kostenlos aus dem Internet geladen. Bisher war es nicht schnell und praktisch. Und außerdem haben auch die Musiker Lohn verdient. Sogar die Label, und, ja, sogar das Marketing. Die paar Euro spielen für mich keine Rolle. Hauptsache schnell und praktisch.
Vielleicht ist es so, wie wenn man, sagen wir - stark übertrieben - im Iran wohnt und plötzlich ein neuer Präsident kommt, der alles wieder in die Steinzeit reißt. iTunes hat jetzt auch einen neuen Präsidenten - und macht mich zum Emigranten.