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Opfer in Causa Wulff ist nicht die Presse

Der Deutsche Journalisten-Verband hat sich gegen den Vorwurf zur Wehr gesetzt, die Journalisten hätten den am heutigen Freitag zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff mit ihrer Berichterstattung verletzt. "Es ist die Pflicht der Journalistinnen und Journalisten, über politische Affären und Skandale kritisch zu berichten", sagt DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken.

Das stimmt natürlich, aber Konken blendet damit auch die medialen Auswüchse aus, die es im Fall Wulff gegeben hat. Er hätte nur einmal einen Blick in die Titelgeschichte des aktuellen DJV-Magazins "journalist" werfen müssen, um zu sehen, was gemeint ist. Das Magazin zeichnet übrigens aus, dass es eine komplett andere - nämlich differenzierte - Haltung als Konken in seiner Kolumne eingenommen hat.

Das soll nicht heißen, dass die Auswüchse der Presse Wulff (zu unrecht) aus dem Amt gejagt haben. Er hat berechtiger wie unberechtiger, angemessener wie übertriebener Kritik standgehalten, erst die Staatsanwaltschaft hat ihn verjagt. Konken schreibt in der "journalist"-Kolumne, Wulff habe einen "unverzeihlichen Fehler begangen", als er versuchte, einen Artikel bei Springer aufzuhalten. Für Konken ist also dieser Versuch Wulffs ein größerer Fehler als Wulffs Taten, gegen welche die Staatsanwaltschaft ermitteln möchte. Das ist selbstbezogen. Die Presse ist in der Causa Wulff nicht das Opfer, das Opfer ist die Republik, die unter der Affaire eines in mancherlei Hinsicht unsensiblen Präsidenten gelitten hat. Und das Opfer ist das Amt des Bundespräsidenten, das durch einen erneuten - wenn dieses Mal auch gerechtfertigten - Rücktritt weiteren Schaden genommen hat.

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Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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