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Was Axl Rose braucht

Wenn Illusionen wahr werden, verlieren sie ihren Mythos und ihren Zauber. Genau das ist jetzt passiert: Nach 17 Jahren ist das neue Album von Guns N'Roses erschienen. "Chinese Democracy".

Das Album ist miserabel. Die Stücke klingen bestenfalls beliebig, Axl Rose ist nur noch ein musikalisch verwahrloster Sänger. Selbst von seiner ehemals verrucht-wehklagenden Stimme bleibt nur noch ein stumpfer bisweilen gar weinerlicher Rest.

Klaus Raab schreibt in der taz Guns N'Roses klinge wie ihre eigene Coverband. Zudem hätten sie damals eine andere Zeit besungen. "Jetzt aber, plötzlich, ist die Band wieder da, mit ihrem - das ist das einzig richtige Wort - ganzen alten Scheiß".

Der Scheiß, das ist für Raab der Glaube "an die Männlichkeit, Strapse, Whiskey, Heroin, an Gitarren natürlich, an die eigene Bedeutung, an die Themen Tod, Krieg und Liebe und daran, dass alle drei zusammengehören. Sie glaubten an lange Haare und das Musikvideo. An dieses Bündel von Dingen glaubt heute kein Mensch mehr."

Axl Rose hat ein kleines Leben musikalisch an sich vorbei ziehen lassen. Ungenutzt. Verschenkt. Gewissermaßen ist er wirklich gestoben, so wie es auf dem Grabstein im Musikvideo zu "Don't Cry" steht: W. Axl Rose 1962 - 1990.

Er wollte den ganz großen Wurf. Das große Comeback. Vielleicht wird sich sein neues Album sogar ganz passabel verkaufen lassen. Doch musikalisch hat Rose versagt. Dabei sind die alten Zeiten nicht tot. Sie gehen vorbei, aber sie sterben nicht. Gerade in unser heutigen Zeit gibt es "die" große Musikrichtung nicht mehr. Sie hat sich wie die Jugendkultur aufgelöst. Wer also 80er/90er-Jahre-Musik machen möchte - warum nicht? Siehe das neue Album von Metallica. Aber "Chinese Democracy" hat seine Wurzeln verloren und hat sich auch nicht erneuert.

Was Axl Rose braucht, ist eine Katharsis (und er braucht wieder eine "singende" Lead-Gitarre wie Slash). Es gibt wohl nur einen Menschen auf der Welt, der ihm dabei helfen kann: Rick Rubin.

Vergessen wir also "Chinese Democracy" und hören uns lieber die alten Songs an. "Don't Cry" zum Beispiel.


Universal möchte anscheinend nicht, dass man ihre Videos einbettet, daher die Attrappe zu You-Tube

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