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Donnerstag, 10. Juli 2008

Update

Neuer persönlicher Beitrag.

Montag, 30. Juni 2008

Wachsende Ideen

Manche Ideen erblühen sofort und prachtvoll, aber vergehen genau so schnell wieder. Andere Ideen bleiben lange im Boden und schlagen Wurzeln, doch mit jedem Tag werden sie stärker und plötzlich steht da nicht nur ein Baum, es steht ein ganzer verdammter Wald da. Solche Ideen keimen nicht in jedem und nicht sofort, tun sie es aber, kann sie niemand mehr stoppen.

Sonntag, 29. Juni 2008

Wo ist der Bachmannpreis?

Gestern Abend wurde der Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises bekannt, einer der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum - wenn nicht der renommierteste überhaupt. Gewonnen hat Tilman Rammstedt mit einem komischen Text über seinen toten, nervigen Großvater.

Erstaunt war ich zunächst einmal darüber, wie die Online-Presse das Thema verarbeitet hat: Spiegel Online: überhaupt nicht, Zeit Online sowieso nicht (man möchte hintergründiger sein, nicht schnell, passt leider so nicht zum Internet als solches), heute.de: auch Fehlanzeige, tagesschau.de: immerhin ein Einzeiler auf der Startseite, dahinter Meldung mit Bild, focus.de hält den Preis auch nicht für wichtig, FR-online.de: Agentur-Meldung als Kultur-Aufmacher (selber drum gekümmert bzw. mit Kollegin abgesprochen), sueddeutsche.de wiederum begnügt sich mit einem Einzeiler auf der Startseite, dahinter Meldung ohne Bild. Dann die große Überraschung: Welt Online hat einen ausführlichen Korrespondenten-Bericht als Kultur-Aufmacher. Respekt. Und zum Abschluss: Faz.net: Ebenfalls ein Korrespondenten-Bericht in passabler Länge (war sogar mittags einer der Aufmacher), und hierbei der Clou: der große Bericht steht morgen in der Zeitung. Finde ich irgendwie gut. Den Welt-Text habe ich mir ausgedruckt, weil er so lang war (hat sich gelohnt), eigentlich reicht aber auch ein knapper Text fürs Netz und ein Verweis auf die Zeitung am nächsten Tag. Das ist eine sinnvolles Zusammenspiel von Print und Internet.

Hinweisen möchte ich noch unbedingt auf die Website des Bachmann-Preises. Dort gibt es Videoportraits über alle Autoren, ihre Lesungen, die Texte und vieles mehr. Sehr interessant. Und die Texte wurden sogar in mehrere Sprachen übersetzt.

Freitag, 27. Juni 2008

Der italienische Milchkuss

Wer des Italienischen mächtig ist, kann meine Shortstory "Der Milchkuss" nun auch dank Barbara Cunietti in einer Übersetzung lesen.

Montag, 23. Juni 2008

Lima: Medizin für meine Seele

La Avenida Abancay, (c) pierre pouliquin, flickr
La Avenida Abancay, Foto: pierre pouliquin

Jeder Mensch hat eine bestimmte Vorstellung von einer Stadt. Doch wie lebt es sich wirklich dort? Teil vier der Serie Vita Urbana.

Ein Gastbeitrag von Yuri Pumahualca

Prolog

1992 starben immer noch Menschen in Peru. Maschinengewehrsalven zerrissen Polizisten und Bomben die Straßen. „So sterben die Hunde der Regierung“, stand auf Plakaten, die über den Toten lagen. Es war die Botschaft von Sendero Luminoso, des Leuchtenden Pfades, einer Guerilla-Organisation, die den ganzen Staat stürzen wollte. Zigtausende Menschen starben.

1992, da war ich zehn Jahre alt und lebte in Lima, der Hauptstadt Perus. Ich erinnere mich noch daran, wie Bank „Continental“ in unserer Straße explodierte. Und manchmal hatte ich schulfrei, weil die Gewalt wieder durch die Straßen schlich.

1992 war aber auch der Anfang vom Ende des Terrors. Abimael Guzmán, der Anführer des Leuchtenden Pfades wurde verhaftet und mit ihm weitere Köpfe. Viele Guerillas ließen ihre Waffen fallen.

Doch das Lima meiner Kindheit, es war nie wirklich das Lima des Terrors gewesen. Mein Lima, das war vor allem die Jirón Huallaga.

Jirón Huallaga, die Straße meiner Kindheit

Es sind Ferien. Musik und Gelächter mischen sich mit den Düften würziger Mittagsgerichte. Illegale Straßenhändler versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen. “Darf ich vorbei?”, “Vorsicht!”. Überall drängeln sich Triciclos hindurch – dreirädrige Transport-Fahrräder. Unmöglich, hier mit dem Auto zu fahren.

Ich habe soeben ein Paar Schuhe verkauft. Meine Mutter hat einen kleinen Laden. Jetzt in den Ferien bin ich drei Mal die Woche hier und helfe. Aber nun habe ich mir eine Pause verdient.

„Eis! Kaugummi! Zigaretten! Kekse!“ die Händler, unter ihnen viele Kinder, wollen alles an den Mann bringen. Zwischendrin verkauft eine Frau Anticuchos – köstliche Fleischspieße. Die armen Menschen tragen eine leichte Traurigkeit in ihren Gesichtern, aber Optimismus in ihren Stimmen.

An einer Ecke wirbt ein Mann für natürliche Medizin. Sie heile „Leber-, Nieren- und Magenkrankheiten“, sagt er. Die Leute sammeln sich um ihn und lauschen seinem Vortrag über Pflanzen und ihrer Verarbeitung. Ich höre auch zehn Minuten zu, dann frage ich mich, ob der Mann lügt.

Ich gehe weiter, ich habe keine Uhr, aber ich mache mir keine Sorgen. Meine Mutter hat bestimmt wieder von Frau Pérez Besuch bekommen. Die gutmütige Frau Pérez. Sie begrüßt jeden Kunden so herzlich, dass man glauben könnte, der Laden gehöre ihr.

Doch wo soll ich hin? Zur großen Allee, wo der peruanische Präsident Alberto Fujimori lebt? Erst später sollte ich erfahren, dass er die Inflation überwand und weitestgehend den Terror bezwang. Allerdings nur, indem er genauso grausam wie die Terroristen vorging. Selbst 2008 laufen noch Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption gegen ihn.

Ich weiß nicht, ob ich weitergehen soll. Ich habe Angst. Angst, dass mir die Zeit vergeht und meine Mutter vielleicht meine Hilfe braucht. Sie könnte auch überfallen werden. Wer weiß. Doch dann lenken mich die Gerüche des Mercado Centrals „Ramón Castilla“ ab.

Ich sehe Fische und Fleisch jeglicher Art. Der Boden ist nass. Männer tragen Obst und Getreide in großen Tüten aus Stoff. Ich gehe weiter und entdecke einen Spielzeugladen. Vielleicht finde ich etwas, was mir meine Eltern zu Weihnachten schenken könnten. Ich vergleiche die Preise und lerne sie auswendig.

Als ich hinausgehe, werde ich fortgeschwemmt und lande in einer Juwelengalerie Ketten und Ohrringe aus Gold und Silber. Fünfzig Händler konkurrieren hier um Kunden. Ich kaufe mir nichts. Wovon auch? Ich bin doch noch ein Kind. Schon höre ich den Verkehr der großen Allee „La Avenida Abancay“. Mein Herz schlägt höher. Ich habe Angst, weil dort oft große Gruppen von Leuten marschieren. Sie tragen dann Plakate und streiten sich mit der Polizei.

Ich stehe unschlüssig da. Autos und Busse hupen sich gegenseitig an. Die Kassierer der Busse hängen sich an die Tür und schreien die Namen der Orte, zu denen sie fahren. Die Passagiere steigen schnell ein und aus. Niemand verpasst seinen Bus. Er wartet immer. Mehr Geld für den Fahrer.

Nein, heute überquere ich die große Allee nicht – trotz meiner Neugier. Ich habe meine Mutter schon lange genug alleine gelassen.


Yuri Pumahualca wurde in Lima geboren und studiert Romanistik in Frankfurt am Main.

Sonntag, 22. Juni 2008

Soundslide: Der Versuch des Schreibens

Wenn man schreiben will, aber nicht kann, kann man zum Beispiel die Zeit nutzen, um anderen zu zeigen, wie das aussieht. Bitte sehr! (Auf das Bild klicken, um zur Soundslide zu gelangen!)


Sonntag, 15. Juni 2008

Der Milchkuss – eine Sommergeschichte

Maja trug immer etwas sehr Kurzes, wenn sie daheim war, oder eben bei ihm, es war ja nur ein Haus weiter. Meistens eine knappe Shorts oder gleich ein Bikinihöschen - dazu ein Hemdchen. Sie konnte das noch tragen, man würde glauben, sie trüge es noch aus Gewohnheit, eine Zeitlang würde es noch gut gehen, dann wäre ihre Weiblichkeit endgültig unübersehbar. Jetzt jedoch war sie irgendetwas dazwischen.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Rage Against the Machine und ihr Kampf für den Terrorismus

Wie die Rockband Rage Against the Machine Sympathie für einen Terroristen-Anführer und Massenmörder bekundet

"Bombtrack" von der Band Rage Against the Machine war einer der Songs, die früher immer den Clubs liefen, in denen ich meine Wochenenden verbrachte. Es war ein cooler Song, laut, wild und eigentlich reichte das ja auch schon, damit man ihn mochte und dazu tanzte.

Jetzt, viele Jahre später bemerke ich zum ersten Mal, das Rage Against the Machine in dem Musikvideo zu "Bombtrack" Sympathie für Abimael Guzmán bekundet.

Guzmán ist der in Haft sitzende, ehemalige Anführer der Guerilla-Organisation "Leuchtender Pfad", die vor allem zwischen 1980 und 1990 mit Hilfe von Bomben- und Mordanschlägen versucht hat, die peruanische Regierung zu stürzen und einen Staat nach maoistischen Grundsätzen zu errichten.

Die Regierung unter Fernando Belaúnde Terry, welche die Diktatur in Peru ablöste und ein offenes Verhältnis zu Amerika suchte, setzte das Militär ein, um der Bedrohung Herr zu werden. Das Land stürzte in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand, der zigtausende Menschen das Leben kostete. Laut Angaben der Deutschen Welle alleine 25.000 durch den Leuchtenden Pfad in der Hochphase des Konfliktes.

Die Regierung hat allerdings ebenfalls zahllose Morde zu verantworten. Jeder Hochlandbauer war für sie ein Terrorist. Die Guerillas widerrum zwangsrekrutierten die Bauern. Und beide Seiten übten Vergeltung an der Landbevölkerung, wenn man der Auffassung war, diese arbeitete mit der anderen Partei zusammen.

Rage Against the Machine, deren Sänger Zack de la Rocha in Long Beach in Kalifornien aufwuchs, titelt nun in ihrem Video:

"For 13 years the people of peru have waged revolutionary war against their oppressive U.S. backed government. Their Movement is known as Sendero Luminoso or Shining Path."

Das Video endet mit den Worten: "The people continue their heroic struggle."

Dienstag, 10. Juni 2008

Die Traurigkeit hinter den Nachrichten

Es sind diese Meldungen, die von der Welt überhört werden. Die untergehen und nur am Rande des Medienrauschens erklingen. Oft haben sie keine Bedeutung für eine große Leserschaft und sind auch nicht tragisch genug, um eine Masse zu erreichen. Vielleicht muss man sagen: zum Glück. Wir können es nicht ändern und nicht helfen. Die Nachrichten bringen nur einen kleinen Schmerz und man hat sie hoffentlich bald wieder vergessen.

Und doch sind es gerade diese Meldungen, hinter denen eine unglaubliche Traurigkeit steht – vielleicht, weil wir ein Einzelschicksal besser nachempfinden können als eines von vielen – eines wo alles ineinander verschwimmt und schnell abstrakt und unwirklich wird.

Es sind Meldungen wie die von dem jungen Mädchen, welches von einem Pferd getötet wurde. Beiläufig. Aus Versehen. Es trat aus. Und sie stand dahinter. Es sind Meldungen wie die von dem jungen Motorradfahrer, der gestern von einem Kleinlaster übersehen wurde und noch an der Unfallstelle starb. Sie tauchen unscheinbar auf, diese Meldungen. Und sie erlöschen so schnell wie das Unglück geschehen ist.

Sonntag, 8. Juni 2008

Über den Neuanfang

"Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten." - Gotthold Ephraim Lessing

Wir glauben schnell, dass wir unser Leben jederzeit umkrempeln könnten, wenn wir nur wollten. Wir glauben, dass wir das Alte hinter uns lassen könnten. Können wir wirklich?

Wir hören sehr erwachsene Büromädchen von Wagemut und Aufbruch reden - und eigentlich auch jeden anderen. Doch können wir wagemutig sein? Wollen wir überhaupt wagemutig sein?

"Hat sich erst einmal alles eingespielt, sind Lebenspartner und Beruf gefunden, verschließen sich Menschen zunehmend dem Neuen. [...] Das steht in einem merkwürdigen Kontrast zu dem gerade von Vertretern der Ü-30-Generation oft beschworenen Wunsch nach grundlegenden Veränderungen. Offenbar kollidiert der theoretische Wunsch nach Neuem mit einer realen Furcht vor Veränderung", war nun in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung zu lesen.

Nichts gegen ein geregeltes Leben, in dem man es sich gemütlich gemacht hat. Ich selbst mag das sehr. Aber warum reden dann die Menschen immer soviel von Veränderung, wenn sie doch nie etwas ändern?

Vielleicht ist der Glaube an das Neue, daran, dass sich etwas ändert, auch eine Art Medizin. Mir selber hat zum Beispiel der Gedanke an einen Umbruch sehr den Berufseinstieg erleichtert. Durststrecken lassen sich besser aushalten, wenn man Wasser hinter der nächsten Düne wähnt.

Trotzdem: Wozu all das Gelaber, wenn man doch niemals handelt? Weil die Menschen Angst haben.

Vor einem halben Jahr habe ich einen Kumpel in England besucht, um mich bei einem Tag der offenen Tür für einen Master zu informieren. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so nervös und unruhig gewesen wie die Nacht zuvor und den ganzen Tag bis es abends endlich losging. Mehr noch: Ich hatte Angst. Es gab nichts zu befüchten. Es war keine große Sache. Aber ich hatte Angst. Es war der symbolische Schritt, der mir Angst gemacht hat. Der Geruch nach Neuanfang. Und Neuanfang heißt auch immer, das Alte abzureißen - vieles zu verlieren, was man besitzt, was einem eine Heimat ist.

Als ich vor einem dreiviertel Jahr zum ersten Mal getrampt bin, hatte ich auch Angst. Fühlte sich ganz schön blöd an, so an der Straße zu stehen und den Daumen zu heben. Richtig mies fühlte ich mich, als ich zwei Stunden an Autobahnrasthöfen stand und niemand anhielt. Und irgendwann wurde es dunkel.

Neulich habe ich eine zweiwöchige Reise durch Deutschland gemacht. An manchen Tagen wusste ich nicht, wo ich die nächsten Tage schlafen würde. Ich habe viel gecouchsurft, manchmal bin ich wieder getrampt. Es gab nie eine Sicherheit.

Das bedeutete Stress, aber ich habe eine Freiheit erfahren, die ich vorher nie erlebt habe, die ich nicht kannte. Ruhiger bin ich auch geworden. Was soll schon passieren? Ein Wahnsinnn, wie verrückt sich viele Menschen in ihrem hektischen kleinen Leben machen.

Und seit ich auf die Gastfreundschaft anderer Menschen angewiesen war, bin ich selber viel gastfreundlicher. Es ist ja eine Sache, ob man nur bei Couchsurfing.com angemeldet ist oder ob man fremde Menschen einlädt, bei sich zu pennen.

Vermutlich sind die Menschen zu leichtfertig mit ihren Wünschen. Zu unehrlich. Ideen für Aufbrüche und neue Lebensabschnitte müssen vorsichtig gesäät und gehegt werden. Sie müssen wachsen. Viele Keime werden verkümmern. Es Bedarf Arbeit und Pflege, eine Idee groß werden zu lassen. Eine reelle Idee, keine Utopie, wohlgemerkt.

Und dann, wenn die Idee Wurzeln geschlagen hat, so starke Wurzeln, dass sie einen tragen kann, dann muss man den Hammer holen und die Ketten, die einen halten, zerschlagen. Aber die Ketten, das sind keine schmerzenden Handschellen. Die Ketten, das sind das eigene Haus, der Arbeitsplatz, die Bündnisse mit den Freunden. All das muss man zerschlagen, um loszukommen.


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Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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