Als hätte er gewusst, wie wenig Zeit im bleibt. So kompromisslos, so entschlossen war sein Weg. Die Rede ist von Rilke. Mit 19 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband, mit 51 starb er. Und immer hat er nur geschrieben. Hat sein Studium ignoriert, um zu schreiben. Hat alles ignoriert, um zu schreiben. Als hätte er gewusst, dass er jeden Monat brauchen würde, um das Niederzuschreiben, was seiner Seele mitgegeben worden war.
Andere haben früher mit dem Schreiben begonnen, andere sind nur halb so alt geworden. Doch bei keinem außer ihm beschlich mich bisher der Gedanke stärker, dass er geahnt haben muss, er dürfe nichts "Gescheites" dem Schreiben vorziehen, um seine Zeit auf Erden nicht zu vergeuden.
Ohoh. Wie mir eben von "höherer Stelle" mitgeteilt wurde, muss ich mein Referat in Medienökonomie nicht am vierten Dezember halten, sondern am sechsten November. Montag! Aber Mei. Sonntag Nacht ist auch noch ein Tag.
Apropos liebe Frauen: Heute ist Weltmännertag. Laut seinem Schirmherren Michail Gorbatschow soll den Männern dabei klar werden, dass sie faule Säcke sind und gefälligst mehr Sport treiben sollen - verdeutlicht gesagt. Der Grund: Wir sterben angeblich im weltweiten Schnitt sieben Jahre früher als die Frauen. Drängt sich doch fast die Frage auf, was diese dazu beitragen können. Also, jetzt nicht zum Sterben.
Jetzt gibt es sogar schon Über-25-Parties. Dachte, bis ich zur Über-X-Gesellschaft gehöre, sind noch ein paar Jahre. Nun gut. Worauf ich aber hinaus will: Eigentlich müsste man doch das Alter von Männern und Frauen getrennt angeben. Oft bevorzugen ja Frauen Männer, die älter als sie sind, während es bei Männern anders herum ist. Demzufolge müsste es doch eher heißen: Ü-25-Party (Frauen) & Ü-30-Party (Männer). Das ist natürlich letztlich auch Schwachsinn. Aber eine Party, auf der Frauen unter 25 ausgeschlossen wären (um beim Anfangsbeispiel zu bleiben), fände ich merkwürdig. Nicht, weil mich ältere Frauen weniger interessieren würden, aber warum auf die Hälfte von den Frauen verzichten?
Das letzte Wort in die Tastatur gehackt, entspannt auf die Enter-Taste gedrückt. Der Blog-Kommentar ist verschickt. Und dann kommt diese wundervolle Meldung:
Mein Lächeln gefriert mir im Gesicht. Mein Kommentar nirgends zu finden. Kennt jemand virtuellen Sprengstoff? Dann jage ich den Texterblog vom Zünder mit Mach 3 am heiligen Herrn vorbei. Versprochen.
Es gibt Feiern, von denen man schon im Voraus weiß, dass sie schlecht sein werden. Zu solch einer werde ich heute gehen.
Die Semesteranfangspartys auf meinem Campus zeichnen sich - wegen seiner kleinen Größe - durch einen begrenzten Teilnehmerkreis sowie durch eine beachtenswert einfallslose Musikauswahl in zweifelsfrei absichtlich schlechter Kombination aus. Was will ich dort also?
In Vorahnung des nahenden Endes meines Studiums - noch ein dreiviertel Jahr, aber ein wenig Hyperventilation sei mir vergönnt - tauche ich noch einmal so tief in dieses ein, wie nur möglich. Dazu gehören auch schlechte Semesterpartys. Des Weiteren habe ich kürzlich eine neue Kommilitonin entdeckt, die mir sympathisch schien. Leider konnte ich mit ihr noch kein Wort wechseln. Die Sache mit den Frauen also, mag sich der Leser an dieser Stelle denken und hat damit sogar Recht.
Doch ich befürchte a) dass die Person, die ich überhaupt nicht kenne, sich bereits freizügig mit einem anderen meines Geschlechtes zusammen getan hat, der - wie immer in solchen Geschichten - bemerkenswert schlichte Charaktereigenschaften sein eigen nennt. Und dass ich b) besagte Frau erst gar nicht zu Gesicht bekomme.
Doch ich gedenke, die mir für diesen Abend zugedachte Rolle des Enttäuschten - und in Folge des Zynikers - nicht einzunehmen. Ich werde stattdessen etwas Scotch mitnehmen und mich im Plausch mit anderweitigen sympathischen Mitstudentinnen und Kommilitonen stilvoll betrinken. Die Folgen entglittener Werbeversuche um meist zweitklassige Frauen überlasse ich dezent anderen.
Die Ödnis sitzt mir so tief im Hals, ich möchte versuchen sie zu erbrechen. Von mir auch aus heraus schneiden. Der Erfolg ist fraglich. Alkohol hilft, wie ich weiß, auch nur bedingt. Dann schütte ich mich zu, höre traurige Musik, entschlummere zwei Stunden später und frage mich morgen früh, warum ich so frustriert war. Diese gottverfluchte Langeweile. Ich ersticke an meiner Zufriedenheit. Ach hinaus soll ich? Ins Gedränge der debilen Jugend? Mich unifomieren ins godot-hafte Vergnügen meiner Weltmitbewohner? Wie konnte die Menschheit mit dieser Monotonie nur so lange überleben? Und morgen ist immer noch Wochenende.