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Samstag, 11. Dezember 2010

Thomas Gottschalk verteidigt gefährliche Wetten

Nach dem Unfall von Samuel Koch bei "Wetten, dass ...?" wird viel über die Zukunft der Sendung geredet. Immer hört man aber, es müsse erst alles geprüft und untersucht werden, bevor man irgendwas entscheiden könne. Das erinnert mich an die Loveparade. Bei vielen Unfällen sagen die Verantwortlichen erstmal, man müsse alles prüfen. Damit ersparen sie sich ein Schuldeingeständnis beziehungsweise ein Abstreiten aller Schuld.

Auch Thomas Gottschalk sowie der ZDF-Intendant Markus Schächter und der ZDF-Programmchef Thomas Bellut sagen, es müsste erst mal alles geprüft werden.

Muss es das? Führen wir uns den Stunt noch mal vor Augen. Ein junger Student mit Nebenberuf Stuntman läuft mit Sprungfedern auf ein auf ein ihn zufahrendes Auto zu. Mit einem Vorwärtssalto will er über das Auto springen. Bei manchen, aber nicht allen "Wetten, dass ...?"-Wetten gibt es Risiken. Bei einem Stunt immer. Samuels Kochs Wette zeichnet sich dadurch aus, dass das Risiko seiner Wette zugleich die eigentliche Herausforderung ist. Koch musste es schaffen über die immer größer werdenden Autos zu springen, ohne beim Salto mit dem Hinterkopf von dem Auto erfasst zu werden. Der Unfall war also nicht nur ein Unfall, sondern das einzuplanende Scheitern. Samuel Koch musste seinen Unfall einkalkulieren. Um das zu Verstehen, muss man kein Stuntman sein.

Thomas Gottschalk sagt nun gegenüber dem Spiegel: "Wenn ich gedanklich alle 'Wetten, dass..?'-Sendungen durchgehe, die ich in 23 Jahren moderiert habe, bestand womöglich in mehr Fällen Lebensgefahr, als es mir aus heutiger Sicht lieb sein kann." Soviel zu seiner Selbstkritik. Dann sagt Gottschalk: "Jedes Ski- oder Formel-1-Rennen halte ich für tausendmal gefährlicher als das, was bislang bei uns zu sehen war. Für mich ist jeder Snowboard-Sprung ein potentieller Suizidversuch."

Das sagt viel über Gottschalk aus. Jeder Snowboard-Sprung ein potentieller Suizidversuch? Das ist wirklich lächerlich. Und der Formel-1-Vergleich? Vor Jahrzehnten war die Formel-1 außer Frage lebensgefährlich. Jede Fahrt. Heute prallen die Autos mit 200 Stundenkilometern in einen Reifenstapel, doch die Fahrer steigen unverletzt aus ihren Monocoque-Cockpits.

Gottschalks Vergleich soll die Wette von Samuel Koch und Wetten, die ähnlich gefährlich sind, entschuldigen, ja legitimieren. Thomas Gottschalk ist also entweder egal, wenn Menschen ihre Gesundheit in seiner Show ernsthaft riskieren oder er nimmt es zugunsten der Show in Kauf. Wenn die anderen Verantwortlichen beim ZDF auch so denken, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis Gottschalk wieder fragen wird: "Weh getan?"


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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