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Montag, 16. April 2007

First Life

In der taz gab es einen Artikel in dem Autor Martin Reichert das "First Life" aus Sicht von "Second Life" beschreibt. Super scharf.

Langsam wird das "First Life" ziemlich anstrengend. Und man fragt sich auch immer mehr, was das hier eigentlich soll. Die Menschen sehen größtenteils ziemlich scheiße aus und wollen weder mit einem reden noch mit einem schlafen. Man weiß nicht, wer sie wirklich sind und was sie wollen. Sie haben nichts Besseres zu tun, als Euros nachzujagen, und stehen nicht mal offen dazu, dass sie es nur auf Sex abgesehen haben.

Akkord ist kein guter Nebenjob

Seit Ende Januar jobbe ich ja wieder an einer Tankstelle - neben meinen journalistischen Jobs, die gerade wegen dem Diplom ein wenig auf Eis liegen. Ich fand das auch gut, da ich so ein kalkulierbares Gehalt habe. Beim Schreiben muss man die Themen ja erst einmal verkaufen beziehungsweise Aufträge bekommen. Eigentlich ist Tankwart auch ein cooler Posten. Dachte ich bisher.

Heute war ich erst wieder vier Stunden kassieren. Eigentlich nicht viel. Und doch ist es die Grenze des Belastbaren. Man fängt mit einer langen Kundenschlange an und man hört mit einer langen Kundenschlange auf. Dazwischen bleibt nicht einmal Zeit, um auf Toilette zu gehen.

Außer sonntags abends, wo ein Kollege die anderen Arbeiten macht, muss man auch noch sämtliche Waren, die die Kunden kaufen, wieder nachfüllen, Mülleimer auf dem Hof leeren, den Kundenraum wischen und so weiter. Wenn ich also alleine arbeite muss ich nach Feierabend eine Stunde unbezahlt weiterarbeiten, weil man während dem Kassieren nichts schafft.

Ich habe über sechs Jahre an Tankstellen gejobbt und immer war es ein cooler Job. Doch so etwas wie jetzt habe ich noch nicht erlebt. Die Kundenfrequenz liegt derzeit bei weit über einem Kunden pro Minute. Im Schnitt! Konkret heißt das: Es ist immer eine Schlange da, die es abzuarbeiten gilt.

Eigentlich mag ich diesen Job, weil man seine Ruhe hat. Erstens vor Chefs und zweitens Ruhe generell. Klar kommen etliche Kunden, klar muss man alles im Griff haben, Sachen nachfüllen etc. Aber man hat auch normaler Weise immer hier und da ein paar Minuten Luft, ein paar Minuten Ruhe - gerade abends, wo man auch mal nebenbei ein wenig in Magazinen stöbern oder sich mit Kunden etwas länger unterhalten kann. Das ist das Prinzip Tankstelle. Alles andere würde auch nicht das mäßige Gehalt rechtfertigen.

Ich möchte gar nicht auf die Tankstelle zu sprechen kommen, bei der ich damals gearbeitet habe und dass dort super viele coole Kollegen waren. Es hingen auch immer welche dort rum - mich eingeschlossen. Vielleicht weil diese Tanke mehr wie ein Jugendtreff als ein Arbeitsplatz wirkte. Wie auch immer. Dort war die Welt noch in Ordnung. Vielleicht lag es auch nur daran, dass eine freie Tankstelle gegenüber war und mehr als Hälfte aller Kunden abgegriffen hat.

Nun arbeite ich bei so einer Freien und es gibt keine andere Tankstelle in der Nähe. Ich will mich wirklich nicht allzu sehr anstellen. Aber die Arbeit dort ist einfach zuviel. Das Geld sowieso außen vor gelassen. Ich denke, ich sollte wieder mehr - oder nur noch - schreiben. Auch, wenn es da keine finanzielle Garantie gibt. Anderseits verdiene ich mit einem Artikel so viel wie an drei Tankstellenschichten. Ein paar Stunden schreiben gegen drei Tage Akkordhölle.


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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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