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Samstag, 22. November 2008

Jack London stirbt

londonVor genau 92 Jahren, am 22. November 1916, geht der Lebenskampf eines Weltliteraten zu Ende. Jack London stirbt.

Der große Klondike-Abenteurer hat seit längerem ein Nierenleiden. Mit Morphium versucht er seine Schmerzen zu lindern. Es ist unklar, ob er an seinem letzten Abend, bewusst oder unbewusst, eine Überdosis genommen hat.

Seine Frau Charmian und die Bediensteten finden ihn am Morgen mit blau angelaufenem Gesicht. Neben ihm zwei leere Phiolen.

"Sie flößen ihm Kaffee ein, massieren ihn, aber er wacht nicht auf. Sie bringen ihn in Charmians Glasveranda, legen ihn dort auf ihr Bett. Vier Ärzte eilen herbei, versuchen stundenlang, ihn ins Leben zurückzuholen. Einer brüllt: 'Der Damm ist gebrochen!'

Einmal noch krümmen sich Jacks Finger, als wollte er eine Faust bilden, und die Hand schlägt schwach auf die Matratze. 'Der Tod ist süß', hatte Jack einmal zu Charmian gesagt. 'Der Tod ist Ruhe. Denk nur! - für immer zu ruhen! Ich verspreche dir, wann und wo auch immer der Tod mich holen kommt, werde ich ihn mit einem Lächeln begrüßen.'

Auf seinem fahlen Gesicht liegt nun, so wird es seine Frau erzählen, tatsächlich ein Lächeln.

Draußen versinkt die Beauty Ranch in der Nacht. Um 19.45 Uhr hört sein Herz auf zu schlagen. Der unbesiegbare Jack London, den keine Welle, kein Frost, kein Hieb kleinkriegen konnte, er ist tot." *

* Aus dem Buch: Wilde Dichter: Die größten Abenteurer der Weltliteratur

Was Axl Rose braucht

Wenn Illusionen wahr werden, verlieren sie ihren Mythos und ihren Zauber. Genau das ist jetzt passiert: Nach 17 Jahren ist das neue Album von Guns N'Roses erschienen. "Chinese Democracy".

Das Album ist miserabel. Die Stücke klingen bestenfalls beliebig, Axl Rose ist nur noch ein musikalisch verwahrloster Sänger. Selbst von seiner ehemals verrucht-wehklagenden Stimme bleibt nur noch ein stumpfer bisweilen gar weinerlicher Rest.

Klaus Raab schreibt in der taz Guns N'Roses klinge wie ihre eigene Coverband. Zudem hätten sie damals eine andere Zeit besungen. "Jetzt aber, plötzlich, ist die Band wieder da, mit ihrem - das ist das einzig richtige Wort - ganzen alten Scheiß".

Der Scheiß, das ist für Raab der Glaube "an die Männlichkeit, Strapse, Whiskey, Heroin, an Gitarren natürlich, an die eigene Bedeutung, an die Themen Tod, Krieg und Liebe und daran, dass alle drei zusammengehören. Sie glaubten an lange Haare und das Musikvideo. An dieses Bündel von Dingen glaubt heute kein Mensch mehr."

Axl Rose hat ein kleines Leben musikalisch an sich vorbei ziehen lassen. Ungenutzt. Verschenkt. Gewissermaßen ist er wirklich gestoben, so wie es auf dem Grabstein im Musikvideo zu "Don't Cry" steht: W. Axl Rose 1962 - 1990.

Er wollte den ganz großen Wurf. Das große Comeback. Vielleicht wird sich sein neues Album sogar ganz passabel verkaufen lassen. Doch musikalisch hat Rose versagt. Dabei sind die alten Zeiten nicht tot. Sie gehen vorbei, aber sie sterben nicht. Gerade in unser heutigen Zeit gibt es "die" große Musikrichtung nicht mehr. Sie hat sich wie die Jugendkultur aufgelöst. Wer also 80er/90er-Jahre-Musik machen möchte - warum nicht? Siehe das neue Album von Metallica. Aber "Chinese Democracy" hat seine Wurzeln verloren und hat sich auch nicht erneuert.

Was Axl Rose braucht, ist eine Katharsis (und er braucht wieder eine "singende" Lead-Gitarre wie Slash). Es gibt wohl nur einen Menschen auf der Welt, der ihm dabei helfen kann: Rick Rubin.

Vergessen wir also "Chinese Democracy" und hören uns lieber die alten Songs an. "Don't Cry" zum Beispiel.


Universal möchte anscheinend nicht, dass man ihre Videos einbettet, daher die Attrappe zu You-Tube


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