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Zeitreise in den Plattenladen

Vorhin wollte ich eine CD im Laden kaufen. Ich gehe also nach der Arbeit in den Saturn rein. Zu viele Menschen, bunt, grelles Interieur, die Musikabteilung im vierten Stock. Völlig orientierungslos steuere ich drauf los. Ich erreiche die Independent-Sparte direkt über fünf Umwege. Wie lange war ich eigentlich nicht mehr in einer CD-Abteilung? Don't know. Auf jeden Fall finde ich die Scheiben nicht, die ich suche (In Extremo, Subway to Sally, Lacuna Coil).

Tagesoperation: Musikkauf

Mal ehrlich: Wer geht denn noch in ein Geschäft und hört sich Musik an? Wie antiquiert ist das bitte? Und dieser Aufwand! Dann muss man auch noch einen freien CD-Player finden und nach dem Probehören überlegen, ob man die Scheibe nun erwirbt oder doch noch nicht - und womöglich noch einmal den Weg in Kauf nehmen *ächz*.

Currently hearingy: Lacuna Coil - Heaven's a lie
kafkaesk - 2005-09-15 23:51

ich gehe eigentlich gerne in plattenläden (in richtige, wo das personal noch ahnung von der materie hat) höre dort musik und stöbere dort herum.
7an - 2005-09-15 23:57

wie aufwändig. dafür gibts doch last.fm
MissVelvet - 2005-09-16 00:55

Das ist wohl bei Saturn immer so... als ich vorn paar monaten die letzte Running Wild kaufen wollt hab ich mich dumm und dämlich gesucht. Als ich dann völlig resigniert den Landen wieder verlassen wollt (ich hatte mich eh schon gewundert, das die da keine richtige Metal Abteilung hatten... in der die die da hatten war nämlich nur in Extremo, Subway to Sally etc, also alles was du suchst ;) ), da stolperte ich quasi zufällig über den zweiten Teil besagter Abteilung, ganz am Arsch der Welt...

versteh das mal einer...

Aber kompetente Plattenläden gibts in Hamburg doch wie Sand am mehr, und zu meinem Leidwesen kennt mein Freund die auch noch alle... und alle Verkäufer mit Namen wenn nich noch besser, da trau ich mich kaum noch mit ihm in die Stadt wenn die Läden noch offen haben...
7an - 2005-09-16 01:01

Das ist natürlich schon was anderes. Aber einen wirklichen Individualtitätsfaktor haben doch nur die Schallplattenläden. Anderweitige Musikgeschäfte sind ein Relikt des letzten Jahrhunderts und werden aussterben wie die CD.
MissVelvet - 2005-09-16 01:33

Stimmt wohl, aber wenn man die Massen betrachtet, dann ist die Schalplatte ja auch schon lange tot. Doch bei Nostalgiekern wird auch die CD in irgend einem Sinne überleben ;)
chuck - 2005-09-16 04:59

ich denke nicht, dass plattenläden aussterben werden. du vergisst einen wichtigen faktor: es gibt noch andere musikrichtungen, deren hörerschaft sich nicht in einem internet-affinen alter befindet, beispielsweise volksmusik, musik für kinder, teilweise klassik, pop. die verkaufen auch heute noch platten im gold- und platin-bereich, ergo: irgendwer muss die dinger auch holen. manche leute haben von online-shopping einfach auch keine ahnung oder trauen der sache nicht. eben diese gehen in plattenläden. oder jene, die keine lust haben, 24 stunden bis drei tage oder noch mehr auf die ware zu warten.

was "antiquiert" betrifft: ich finde das ganze wesentlich entspannter, als erst mal den real- oder media-player zu starten, danach mit 30-sekunden snippets in 64kb-qualität abgespeist zu werden und dann entscheiden zu müssen, ob ich bereit bin, 15 oder mehr euro zu investieren. du kannst dir die scheiben im laden länger anhören, hin und wieder findest du noch leute für fachsimpeleien und und und. bits und bytes ersetzen den menschlichen faktor einfach nicht und daher wird der plattenladen niemals aussterben. was auch gut so ist. und das du die gesuchten scheiben in hamburg nirgendwo findest, ist kaum vorstellbar ;)
7an - 2005-09-16 08:18

Leichter, schneller, persönlicher


Musik online beziehen heißt für mich primär, sie runterzuladen. I-Tunes und Co. machen die Sache leicht. Die dortigen Demostreams besitzen eine hohe Qualität und die Alben kosten fünf bis sieben Euro weniger, weil die Hülle gespart wird. So schön die Cover und Booklets auch sein mögen, nach zwei Mal anschauen, landen sie eh im Schrank. Ganz zu schweigen vom Aufwand die CD-Songs in mp3s zu konvertieren.

Alte Menschen werden sicherlich nicht Musik downloaden. Doch was spielen sie für eine Rolle im zukünftigen Musikkonsum? Mit ihnen werden nach und nach die CD-Läden bis auf einige kleine Szenehändler verschwinden, wo Kenner auch weiterhin ihre Fachgespräche führen können. Im Media Markt oder Saturn habe ich mich jedenfalls noch nie mit meinem Nachbarn über Musik unterhalten und über das Ambiente dort reden wir lieber nicht. Wie viel einfacher es da doch ist, über Social Music-Software Gleichgesinnte zu finden.
chuck - 2005-09-16 11:08

Ich gebe dir durchaus recht, was das Herunterladen anbelangt. Das macht aber derzeit noch keinen großen Teil des Musikmarktes aus, worüber sich die Musikindustrie ja auch stetig beschwert. I-Tunes ist für die Internet-Musikindustrie ähnlich wie SpOn für den Onlinejournalismus: ein Erfolgsmodell unter 99 gescheiterten. Wenn heruntergeladen wird, dann meist illegal. Beide Arten sind jedoch für bereits erwähnte Gruppierungen ein technisches Hindernis.

Alte Leute werden in naher Zukunft zwar verschwinden, das allerdings nur, um neuen alten Leuten Platz zu machen. Ob die dann Volksmusik hören, steht auf einem anderen Blatt (ich gedenke, auch in hohem Alter noch Social Distortion oder The Bones mitzugröhlen, sei's nur der alten Tage willen). Das du natürlich über Social Music-Software neue Freunde findest, ist charakteristisch für die Zeit, in der wir leben. Es sei dir aber versichert, dass es auch im Media Markt klappt, die Vorteile von face-to-face-Kommunikation habt ihr ja vielleicht noch bei Vincon gehabt ;)
7an - 2005-09-16 11:39

Die Erfolgsmodelle werden zunehmen und die zukünftigen alten Leute werden Netzaffin sein.

Wie groß ist denn bitte die Chance, im Media Markt spontan coole Leute kennen zu lernen?

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