Daedalus & Icarus
Cum puer audaci coepit gaudere volatu
deseruitque ducem caelique cupidine tractus
altius egit iter. rapidi vicinia solis
mollit odoratas, pennarum vincula, ceras;
Tabuerant cerae: nudos quatit ille lacertos,
remigioque carens non ullas percipit auras,
oraque caerulea patrium clamantia nomen
excipiuntur aqua, quae nomen traxit ab illo.
At pater infelix, nec iam pater, Icare, dixit,
Icare, dixit ubi es? qua te regione requiram?
Icare dicebat: pennas adspexit in undis
devovitque suas artes corpusque sepulcro
condidit, et tellus a nomine dicta sepulti.
Da begann sich der Knabe des kühnen Fluges zu freuen, und verließ seinen Vater.
Von Himmelssehnsucht gezogen, stieg er noch höher hinauf.
Die Nähe der glühenden Sonne schmolz das duftende Wachs - das Band der Federn.
Schon war das Wachs zerflossen: Jetzt schwang er nur noch die nackten Arme,
aber sie fassten keine Luft, und sein Mund, der den väterlichen Namen rief,
wurde durch das blaue Wasser aufgenommen, das von ihm seinen Namen bekam.
Doch der unglückliche Vater, der kein Vater mehr war, rief: „Icarus! Icarus!
Wo bist du? Wo muss ich dich suchen, du lieber Icarus!"
Da sah er auf den Wellen Federn.
Und er verfluchte seine Kunst und barg im Grabe des Sohnes Leiche.
Und das Land, wo er ruht, wurd benannt nach dem Namen des Toten.
Metamorphosen des Ovid
Zum Bloggen angeregt durch einen Eintrag bei Samara.
Textquelle 1, Textquelle 2, Bildquelle
Übersetzung, der Leserlichkeit wegen, leicht verändert.
deseruitque ducem caelique cupidine tractus
altius egit iter. rapidi vicinia solis
mollit odoratas, pennarum vincula, ceras;
Tabuerant cerae: nudos quatit ille lacertos,
remigioque carens non ullas percipit auras,
oraque caerulea patrium clamantia nomen
excipiuntur aqua, quae nomen traxit ab illo.
At pater infelix, nec iam pater, Icare, dixit,
Icare, dixit ubi es? qua te regione requiram?
Icare dicebat: pennas adspexit in undis
devovitque suas artes corpusque sepulcro
condidit, et tellus a nomine dicta sepulti.
Da begann sich der Knabe des kühnen Fluges zu freuen, und verließ seinen Vater.
Von Himmelssehnsucht gezogen, stieg er noch höher hinauf.
Die Nähe der glühenden Sonne schmolz das duftende Wachs - das Band der Federn.
Schon war das Wachs zerflossen: Jetzt schwang er nur noch die nackten Arme,
aber sie fassten keine Luft, und sein Mund, der den väterlichen Namen rief,
wurde durch das blaue Wasser aufgenommen, das von ihm seinen Namen bekam.
Doch der unglückliche Vater, der kein Vater mehr war, rief: „Icarus! Icarus!
Wo bist du? Wo muss ich dich suchen, du lieber Icarus!"
Da sah er auf den Wellen Federn.
Und er verfluchte seine Kunst und barg im Grabe des Sohnes Leiche.
Und das Land, wo er ruht, wurd benannt nach dem Namen des Toten.
Metamorphosen des Ovid
Zum Bloggen angeregt durch einen Eintrag bei Samara.
Textquelle 1, Textquelle 2, Bildquelle
Übersetzung, der Leserlichkeit wegen, leicht verändert.
Jan Soefjer - 2005-04-11 01:06
..auch wenn manche Leute mich für diese Aussage töten würden :D
Ich mag an Latein diesen alt-ehrwürdigen intellektuellen, ja fast schon mystischen Hauch. Obendrein ist es eine - zumindest im Gesprochenen - tote Sprache. Das macht sie irgendwie elitärer. Ist bestimmt cool, wenn man mit jemandem auf Latein diskutieren kann.