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Daedalus & Icarus

Cum puer audaci coepit gaudere volatu
deseruitque ducem caelique cupidine tractus
altius egit iter. rapidi vicinia solis
mollit odoratas, pennarum vincula, ceras;
Tabuerant cerae: nudos quatit ille lacertos,
remigioque carens non ullas percipit auras,
oraque caerulea patrium clamantia nomen
excipiuntur aqua, quae nomen traxit ab illo.
At pater infelix, nec iam pater, Icare, dixit,
Icare, dixit ubi es? qua te regione requiram?
Icare dicebat: pennas adspexit in undis
devovitque suas artes corpusque sepulcro
condidit, et tellus a nomine dicta sepulti.



Da begann sich der Knabe des kühnen Fluges zu freuen, und verließ seinen Vater.
Von Himmelssehnsucht gezogen, stieg er noch höher hinauf.
Die Nähe der glühenden Sonne schmolz das duftende Wachs - das Band der Federn.
Schon war das Wachs zerflossen: Jetzt schwang er nur noch die nackten Arme,
aber sie fassten keine Luft, und sein Mund, der den väterlichen Namen rief,
wurde durch das blaue Wasser aufgenommen, das von ihm seinen Namen bekam.
Doch der unglückliche Vater, der kein Vater mehr war, rief: „Icarus! Icarus!
Wo bist du? Wo muss ich dich suchen, du lieber Icarus!"
Da sah er auf den Wellen Federn.
Und er verfluchte seine Kunst und barg im Grabe des Sohnes Leiche.
Und das Land, wo er ruht, wurd benannt nach dem Namen des Toten.

Metamorphosen des Ovid
Zum Bloggen angeregt durch einen Eintrag bei Samara.


Textquelle 1, Textquelle 2, Bildquelle
Übersetzung, der Leserlichkeit wegen, leicht verändert.
Samara - 2005-04-13 14:51

Latein is sooo schöön! ^_^
..auch wenn manche Leute mich für diese Aussage töten würden :D
Jan Soefjer - 2005-04-13 14:56

Wahrscheinlich unter anderem der grobmotorische Einzeller *g*.

Ich mag an Latein diesen alt-ehrwürdigen intellektuellen, ja fast schon mystischen Hauch. Obendrein ist es eine - zumindest im Gesprochenen - tote Sprache. Das macht sie irgendwie elitärer. Ist bestimmt cool, wenn man mit jemandem auf Latein diskutieren kann.
Malte - 2005-04-13 18:39

nur blöd dass mich diese Passage an meine mündliche Latein-Abi Prüfung erinnert :-( ich musste dafür 800 Hexameter Ovid vorbereiten; daraus wälte der Prüfer dann 15 Verse zum übersetzten aus... und natürlich im Hexameter rezitieren ;-) Hast Du gewusst dass die Verse im alten Rom nicht einfach vorgesprochen wurden, sondern eher vorgesungen (die Stimme wird bei den Betonungen gehoben). Und dass die Vorleser (Sänger) wie die heutigen Rapper Verse hatten um "gaps zu fillen", falls sie den Text vergessen hatten...
Jan Soefjer - 2005-04-13 21:54

Das war mir neu. Coole Sache. Aber die Römer haben nicht immer "gesungen", wenn sie Latein sprachen oder?
Malte - 2005-04-13 22:26

nö... in "the passion of christ" wird die lateinische Sprache perfekt von den Schauspielern umgesetzt - das klingt dann sehr nach Italienisch. "Gesungenes" Latein konnte man in den Theatern finden, wo die Dichter in gutem, akzentfreiem Latein rezitierten, und in den Pausen die Philosophen barfuss durch die Wandelgänge schlenderten und die grössten Philosophien der Welt entwarfen ;-) (na ja, manchmal darf man ja übertreiben). Ach und die ganze Römische Kultur ist sowieso nur eine Kopie des Hellenismus. Die Griechen waren die Künstler und Denker, während die Römer Bauern und Krieger waren (und sich durchaus an ihrer "Unterentwicklung" störten). Ein Sprichwort sagt: Vergil ist nur der Mond Homers. Das hat was, denn Vergil (der grösste lateinische Dichter) hat seine grossartigsten Geschichten alle von Homer geklaut, sie eigentlich nur vom Griechischen ins Latein übersetzt ;-)

In diesem Sinne: Nullum est iam dictum, quod non sit dictum prius ;-)
Jan Soefjer - 2005-04-13 22:39

Da möchte ich aber widersprechen. Es hängt schließlich davon ab, wie eng man den Kreis zieht. Für manche Gelegenheiten, ist das Zitat von Terenz jedoch sehr schön.

Von Vergil habe ich noch nie gehört. Von Homer selbstverständlich. Spätestens seit Petersens Troja kennt ihn wohl "jeder".
Malte - 2005-04-13 22:42

Von Vergil stammt die Aeneis, das berühmte "arma virumque cano, troiae..." also die Troy-Story aus der Sicht der Trojaner und des Aeneas... das gute an Lateinischen Sprichwörtern ist in der Tat, dass man sie an vielen Gelegenheiten einfach einwerfen kann, ohne überhaupt genau zu wissen, was man damit sagen will ;-)
Jan Soefjer - 2005-04-13 22:50

Haha stimmt. Klingt immer opulent. Apropos: Ich lese gerade Kants Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können *g*.
Malte - 2005-04-13 22:58

um diese Zeit ;-) ich konnte diesen kantigen Kant nie leiden... komisch. Bin einfach Kant-Mensch. So wie ich Mozart nicht leiden kann, ohne dass ich genau sagen könnte, warum.
Jan Soefjer - 2005-04-13 23:07

Lieber jemandem offen ablehnend gegenüber stehen, als falsch freundlich.
Naturalia non sunt turpia. - Natürliche Dinge sind keine Schande.
alphazeichen - 2005-04-22 22:34

Ovid

Ich find Ovid klasse :). Pygmalion und Galatea war immer das Idealbild meiner Frühpubertät. Ja der gute Ovid. Man ist immer hin und weg.


http://www.latein-pagina.de/ovid/pic_ovid_10/pygm1.jpeg

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