Hemingway und das Schreiben
Wir sind alle von Anfang an verflucht, und auch Du musst erst furchtbar verletzt werden, bevor Du ernsthaft schreiben kannst. Aber wenn Du diesen verfluchten Schmerz fühlst, benutze ihn und betrüge nicht damit. Sei damit so ernsthaft wie ein Wissenschaftler.
Ernest Hemingway in einem Brief an F. Scott Fitzgerald
Ernest Hemingway in einem Brief an F. Scott Fitzgerald
7an - 2008-04-28 14:41
Im Geiste dürstend schleppt ich müd
Mich hin durch finstrer Wüste Dünen,
Als dort mir, wo der Weg sich schied,
Sechsflüglig ein Seraph erschien.
Mit seinen Finger, leicht wie Traum,
Berührt er meine Augen kaum,
Sie taten auf sich, weithin reichend,
Erschrocknen Adleraugen gleichend.
Und meine Ohren rührt er dann,
Und Schall und Dröhnen füllt sie an:
Und ich vernahm der Himmel Beben,
Und Flug der Engel in der Höh,
Und Zug der Drachen unter See,
Und Wuchs der erdentsprossnen Reben.
Und meinem Mund neigt er sich zu
Und riß die Zunge aus im Nu,
die sündig-schwatzhaft eitle schlechte
Und die der weisen Schlange gab
Dafür in meines Mundes Grab
Mir seine blutbefleckte Rechte.
Und meine Brust zerhieb sein Schwert,
Mein zitternd Herz draus zu entraffen,
Und eine Kohle, glutgenährt,
Schob er in meiner Wunde Klaffen.
Wie tot lag in der Wüste ich,
Und Gottes Ruf erging an mich:
"Steh auf, Prophet, und sieh, und höre!
Mein Wille fülle dich hinfort,
Und wandelnd über Land und Meere
Durchglüh die Herzen mit dem Wort!"
A. Puschkin: Der Prophet (1827), Übersetzung Rolf-Dietrich Keil