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Mittwoch, 23. Januar 2008

Zum Tode von Heath Ledger


Bild: Screenshot nytimes.com

Heath Ledger ist tot. 28 Jahre wurde er. Man kennt ihn aus Brokeback Mountain, Casanova, Ritter aus Leidenschaft, Brothers Grimm und Die vier Federn.

Ledger war mir in all diesen Filmen äußerst sympathisch. Doch den Menschen kannte ich natürlich nicht. Ich wusste nichts von seiner zerrissenen, selbstzweifelnden Art. Nichts von seiner melancholischen Verachtung gegenüber dem Film-Business, das ihn am liebsten immer nur in Teeniestreifen und seichten Romanzen gezeigt hätte.

Doch der Australier, dessen Vorname Emily Brontës düsterer Romanfigur Heathcliff aus dem Buch Sturmhöhe entliehen ist, hat sich solchen Rollen bald verweigert - auch mit finanziellen Konsequenzen - was ihn aber nicht daran hinderte, trotz Schulden spendabel zu sein.

Heath Ledger wurde oft als der Rastlose beschrieben, als ein Getriebener, dem es verwehrt war, seine Wurzeln auszustrecken und sich wirklich selbst zu finden - und dieses auch leben zu dürfen.

Nach der Partnerschaft mit der Schauspielerin Michelle Williams und der Geburt von Tochter Matilda Rose schien es, als hätte sich alles zum Guten gewendet - im gelbgestrichen Häuschen im begrünten Brooklyn, wo man mit den Nachbarn per Du ist.

Doch all dieses zerbrach. Angeblich sollen Depressionen und Drogen Schuld gewesen sein. Aber wer hat schon Einblick? Vor allem: Welcher Journalist, der sich - wie ich im Übrigen auch - die nötigen Informationen hier und da zusammenklaubt, hat schon einen Einblick in den Menschen Heath Ledger gehabt?

Doch eigentlich ist das alles gar nicht wichtig. Es reicht, sich diesen Blick von ihm auf manchen Fotos zu vergegenwärtigen, auf denen der Kurt Cobain-Fan seine Augen leicht verengt und wirkt, als sei ihm die ganze Welt, all unser Treiben hier fremd und unverständlich.

Zwei Mal wird er noch ins Kino kommen. Zwei Rollen hat er vor seinem Tod noch mit Persönlichkeit gefüllt: die des jungen Bob Dylan (I’m Not There) und die des verdorbenen Joker (The Dark Knight). Es werden Filme sein, die der Komplexität des Menschen Heath Ledger gerecht werden. Sich selbst kann er nicht mehr gerecht werden.

Sein Tod ist somit auch eine Botschaft. Es ist die Botschaft aller zu jung gestorbenen, feinfühligen Menschen - auch derer, die nicht im öffentlichen Gedächtnis einen Platz gefunden haben:

Weiche niemals vor der Angst zurück, den Weg zu gehen, den du wirklich begehrst - aber achte darauf, wohin du getrieben wirst.


PS: Ich möchte zwei Portraits empfehlen, die den Menschen Heath Ledger weitaus tiegründiger darstellen, als es die derzeitigen Nachrufe schaffen. Der erste Text ist von 2005, der zweite keine drei Monate alt


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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