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Freitag, 3. Dezember 2010

Studiengang Online-Journalismus bringt kaum Journalisten hervor

Auf Xing gibt es eine Alumni-Gruppe meines ehemaligen Studienganges Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt. Einige Absolventen des Studienganges Wissenschaftsjournalismus sind auch darunter. 129 Mitglieder hat die Gruppe. Das müsste etwas mehr als die Hälfte der Absolventen sein. Von den 129 Diplom-Online-Journalisten arbeiten 20 als Journalisten - wenn man ernsthafte Maßstäbe anlegt. Drei von den 20 davon arbeiten ganz oder teilweise im Print-Journalismus.

In Darmstadt muss man im Hauptstudium zwischen den Schwerpunkten Online-Journalismus und Online-PR wählen. In meinem Jahrgang hatten 13 von 32 Journalismus gewählt. 40 Prozent entschieden sich für den Journalismus. Von den bisherigen Absolventen, die in der Gruppe erfasst sind, arbeiten weniger als sieben Prozent als Journalist. Die Ausbildung war spannend und interessant, durch die Zahlen werden die Inhalte nicht schlechter, aber man muss sich fragen, ob der Studiengang den Begriff "Journalismus" zu recht im Titel führt.

An der Universität Dortmund soll laut dem Gründungs-Professor Ulrich Pätzold ein Großteild der Absolventen als Journalist arbeiten. Von meinen elf Mit-Absolventen der Reportageschule arbeitet, soweit ich weiß, nur eine halbtags in der PR, die anderen im Journalismus.

Dass Darmstadt verhältnismäßig wenig Journalisten hervorbringt, muss also auch etwas mit der Ausbildung zu tun haben. Ein wichtiger Faktor ist sicherlich, dass man im Hauptstudium den Schwerpunkt PR wählen kann. Manche entscheiden sich nur deshalb für das Studium. Aber wäre es besser, würde in Darmstadt ausschließlich journalistisch ausgebildet werden? Es muss ja niemand, der nicht möchte, PR-Kurse belegen. Und ganz nebenbei hat das Studium mit PR-Schwerpunkt unter Professor Thomas Pleil einen guten Ruf (wie auch die Textausbildung unter Professorin Friederike Herrmann). Dass die Darmstädter Absolventen notgedrungen in der PR arbeiten, aber eigentlich lieber Journalisten wären, den Eindruck habe ich jedenfalls nicht. Man kann somit nicht sagen, dass der PR-Schwerpunkt die Studenten verführt. Es möchten einfach mehr Studenten PR als Journalismus studieren. Das ist die ganze Wahrheit. Trotzdem wäre es gut, wenn Darmstädter Absolventen mit Schwerpunkt PR einen anderen akademischen Titel als die Journalisten bekämen. Diplom-Online-Public-Relations-Manager oder etwas ähnliches. Aber das scheitert vermutlich am Hochschulrecht.


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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