header_neu

Küchengespräche als Lebensform

Weihnachten vorbei. Silvester überlebt. Wieder daheim, doch es fühlt sich komisch an. Die Wohnug ist leer.

Alleine wohnen ist toll. Man bestimmt alles selbst und keiner nervt. Und im Studium ist man eh laufend unter Leuten. Anderseits gab es immer diese Phasen. So wie auch jetzt. Ich möchte in der Küche Tee trinken und plaudern. Und nicht extra raus gehen, um Leute zu treffen. Was fehlt ist die WG-Küche - samt Mitbewohner. Schön, dass ich das auch schon mit 26 merke. Nun ja, in einem Jahr wohne ich wohl eh woanders. Berufseinstieg. Hamburg oder München wahrscheinlich. Und wie erstickend einsam die eigenen vier Wände in einer fremden Stadt sind, habe ich ja bereits damals während meiner Zeit in Hamburg gemerkt.

Meine nächste Bude wird ne große WG. Mit coolen Leuten, Kochsessions und aufwiegelnden, philosophischen, blödsinnigen Küchengesprächen. Mein Gott, das eindeutigste Merkmal des Studententums und ich entdecke diese Lebensform erst danach.

Manchmal typisch für mich: länger brauchen aber dann 'n Salto machen. Nun, manche bleiben ewig in ihrer alten Haut. Aber wie soll schon Vergil gesagt haben: "Felix qui potuit rerum cognoscere causas. - Glücklich, wem es gelang, den Grund der Dinge zu erkennen."
Raine - 2007-01-02 23:25

Ich bin eigentlich kein Fan von WGs.
Habe häufig von unsozialen, nervigen, merkwürdigen oder ekligen Mitbewohnern gehört, so dass ich mir das immer sehr anstrengend vorgestellt habe. Aber wenn du das so schreibst, hört sich das ja doch sehr schön an. Einsamkeitsgefühle kommen so gar nicht erst auf.
Aber ich glaub, ich leb trotzdem lieber im Chaos...in meinem eigenen. ;-)
7an - 2007-01-02 23:33

ich weiß, was du meinst. ich hätte auch keine lust auf sehr viele wgs. man muss wirklich die richtigen leute treffen. das ist zwar nicht so schwer wie partnersuche, aber allein der vergleich soll hier bezeichnend sein.

im übrigen wohnst du noch daheim, oder? ich komme ja auch gerade von dort. wenn man sich mit seinen eltern gut versteht, ist das fast schon eine art vorzeige-wg. das problem ist schlicht, dass man in einer eigenen bude wirklich immer allein ist. mir leuchtet das auch erst nach drei jahren in eigenen wohnungen ein. aber mach ruhig mal ein praktikum in einer fremdem stadt, wo du fast oder gar keinen kennst. die decke deiner wohnung wird dich erschlagen.
Raine - 2007-01-03 15:31

Nein, ich wohne seid knapp 2 Jahren nicht mehr zu Hause. ;-)
Ich bin vom Dorf in eine böse, fremde Großstadt gezogen und wohne jetzt im Studentenwohnheim.
Habe dort auch niemanden gekannt, aber mich eigentlich recht schnell eingelebt.
Aber ich weiss was du mit "von Decke erschlagen" meinst. Meist hilft dann einfach nur rausgehen. :-)
7an - 2007-01-03 15:36

aber das ist es ja. ich möchte eben oft nicht raus, mich aufraffen, in ein lautes lokal, mich mit freunden und bekannten koordinieren, alkohol trinken und geld ausgeben - es reicht manchmal schon eine nette person im nächsten raum zu wissen.
ginko - 2007-01-02 23:40

Irgendwann lernt man, auch mit dem Alleinsein zurecht zu kommen. Dann kann man Nähe vielleicht sogar mehr genießen, im Wissen, sie nicht unbedingt zu benötigen. Man reift daran, mit sich selbst auszukommen...irgendwann.
7an - 2007-01-03 00:08

das ist nicht der punkt, den ich meinte. was heißt schon zurecht kommen? ich wohne seit drei jahren alleine und es war überwiegend wunderbar. aber man braucht einfach seinen pool an bekannten und freunden. und, was mir erst jetzt bewusst wurde, tut es meist unheimlich gut, einfach mal mit jemandem reden zu können. mit jemandem, der vor einem steht - so halbverbindlich, ohne gleich einen freund einladen zu müssen.

außerdem hat das lernen "mit sich selbst auszukommen" schon so was über-reifes. motto: ich steh fest im beruf, hab meinen alltag, kleine freuden, bin ne gestandene person, und so weiter. ich hab da angst vor. der gedanke legt mir ketten ums gemüt. vielleicht bin ich sehr geprägt von einer gesellschaft, die möglichst lange ausprobieren möchte, unverbindlich und frei leben. vielleicht. ich weiß es nicht.

ps: mit mir selbst komme ich übrigens wunderbar aus. es gibt nix besseres, als in stille und einsamkeit zeit verstreichen zu lassen. aber eben nicht immer. das große metropolen-revoluzza-wg-leben kommt erst noch. auch die erwachsene und gereifte persönlichkeit ist nur eine haut, aus der man heraus wachsen kann.
Matthias Gerhards - 2007-01-03 07:11

Gegen die Einsamkeit hilft eine WG leider auch nicht immer. Aber es ist die Lebensform, die der untergegangenen Großfamilie am nächsten kommt. Das sollte die CDU/CSU gesetzlich fördern. Die haben das nur noch nicht verstanden. Gut, durch den unvermeidlichen Konsum illegaler Drogen bekommt der konservative Anstrich wieder leichte Risse. Aber sonst! WG's können richtig viel Spaß machen. Aber auch viel Ärger. Aber auch das ist schließlich in einer Großfamilie nicht anders.

Trackback URL:
https://jan.twoday.net/stories/3134213/modTrackback



Neuester Kommentar

Danke
Vielen Dank für diese Sätze: "Es sollte eine sehr gute...
Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
Kein Interesse
Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

Suche

 



arbeitsprozesse
das schreiben
der autor
der journalismus
digitale welt
diplomtagebuch
freie presse
fundsachen
gedanken
journalismus-studium
medienbeobachtungen
meinung
panorama
persönliches
poeten
reisenotizen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren