Über die Verlogenheit politischer Journalisten
Frank A. Meyer schreibt im Cicero über die Verlogenheit von politischen Journalisten. Und er hat ein wirklich schönes Beispiel zur Hand. Wir erinnern uns noch an Steinbrücks Kritik am zu geringen Kanzlergehalt - und damit vielleicht seinem künftigen Gehalt. Und der Gier, die ihm angekreidet wurde. Meyer erzählt, wie es dazu kam:
Die Journalisten Christiane Hoffmann, Eckart Lohse und Markus Wehner interviewen für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung den Kanzlerkandidaten der SPD. Sie thematisieren die geringen Gehälter der Politiker im Gegensatz zu den bonusfetten Bezügen in der Wirtschaft. Die Frage an Peer Steinbrück lautet: „Verdient die Kanzlerin zu wenig?“ Eine schlichte, eine klare, eine direkte Frage – sollte man meinen. Die Aufforderung zu einer schlichten, einer klaren, einer direkten Antwort – sollte man meinen. Peer Steinbrück ging auch genau so darauf ein – schlicht, klar, direkt: „Eine Bundeskanzlerin oder ein Bundeskanzler verdient in Deutschland zu wenig – gemessen an der Leistung, die sie oder er erbringen muss, und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt.“ Peer Steinbrück sagte, was er denkt. Zur Zufriedenheit der drei Journalisten – sollte man meinen. Weit gefehlt! In derselben Ausgabe der FAS wird dem Interviewpartner die eingeforderte Aussage sogleich mit voller Wucht um die Ohren gehauen: „Kanzler-Bezüge: Steinbrück und das liebe Geld“, lautet der vorwurfsvolle Titel auf Seite eins. Und der Autor des Aufmachers, Majid Sattar, gibt sich verzweifelt: „Warum will ihm nichts gelingen?“
Ehrliche Sätze würden zum publizistischen Straftatbestand, sagt Meyer und fordert: "Interviewte Politiker müssten von den Journalisten vor der Einvernahme die Belehrung empfangen: 'Alles, was Sie jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden.'"
Meyer erwähnt dann auch noch Steinbrücks Aussage, er kaufe keinen Pinot Grigio unter fünf Euro. Da war er dann der Luxus-Sozi. Ganz zu schweigen vom damaligen Linke-Chef Klaus Ernst, der sagte, zwölf Euro für einen guten Wein, seien ein Spitzenpreis. Riesenempörung. Dabei weiß jeder, der auch nur einmal im Leben mehr als 1,99 Euro-Wein getrunken hat, dass man im Weinladen quasi keinen Wein unter fünf Euro findet. Und jeder, der auch nur einen Hauch von Interesse an Wein hat, weiß, dass man Fünf-Euro-Weine gut zur Pasta am Mittag nehmen kann, etwas bessere Weine aber erst ab zehn Euro beginnen, wirklich gute ab 15/18 Euro - nach oben offen. Und was für Wein trinken diese Journalisten eigentlich, die Steinbrück und Ernst eine Flasche für zwölf oder gar fünf Euro ankreiden? Lieblichen im 1,5-Liter-Tetrapack?
Viele Journalisten verwechseln eine kritische Haltung mit schlechtem Charakter. Eine kritische Haltung bedeutet nicht, sein Gegenüber in die Pfanne zu hauen. Es bedeutet fair und standhaft zu bleiben, auch unbequeme Fragen zu stellen, offen anzusprechen - selbst, wenn das den Journalisten selbst unter Druck bringt.
Die Journalisten Christiane Hoffmann, Eckart Lohse und Markus Wehner interviewen für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung den Kanzlerkandidaten der SPD. Sie thematisieren die geringen Gehälter der Politiker im Gegensatz zu den bonusfetten Bezügen in der Wirtschaft. Die Frage an Peer Steinbrück lautet: „Verdient die Kanzlerin zu wenig?“ Eine schlichte, eine klare, eine direkte Frage – sollte man meinen. Die Aufforderung zu einer schlichten, einer klaren, einer direkten Antwort – sollte man meinen. Peer Steinbrück ging auch genau so darauf ein – schlicht, klar, direkt: „Eine Bundeskanzlerin oder ein Bundeskanzler verdient in Deutschland zu wenig – gemessen an der Leistung, die sie oder er erbringen muss, und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt.“ Peer Steinbrück sagte, was er denkt. Zur Zufriedenheit der drei Journalisten – sollte man meinen. Weit gefehlt! In derselben Ausgabe der FAS wird dem Interviewpartner die eingeforderte Aussage sogleich mit voller Wucht um die Ohren gehauen: „Kanzler-Bezüge: Steinbrück und das liebe Geld“, lautet der vorwurfsvolle Titel auf Seite eins. Und der Autor des Aufmachers, Majid Sattar, gibt sich verzweifelt: „Warum will ihm nichts gelingen?“
Ehrliche Sätze würden zum publizistischen Straftatbestand, sagt Meyer und fordert: "Interviewte Politiker müssten von den Journalisten vor der Einvernahme die Belehrung empfangen: 'Alles, was Sie jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden.'"
Meyer erwähnt dann auch noch Steinbrücks Aussage, er kaufe keinen Pinot Grigio unter fünf Euro. Da war er dann der Luxus-Sozi. Ganz zu schweigen vom damaligen Linke-Chef Klaus Ernst, der sagte, zwölf Euro für einen guten Wein, seien ein Spitzenpreis. Riesenempörung. Dabei weiß jeder, der auch nur einmal im Leben mehr als 1,99 Euro-Wein getrunken hat, dass man im Weinladen quasi keinen Wein unter fünf Euro findet. Und jeder, der auch nur einen Hauch von Interesse an Wein hat, weiß, dass man Fünf-Euro-Weine gut zur Pasta am Mittag nehmen kann, etwas bessere Weine aber erst ab zehn Euro beginnen, wirklich gute ab 15/18 Euro - nach oben offen. Und was für Wein trinken diese Journalisten eigentlich, die Steinbrück und Ernst eine Flasche für zwölf oder gar fünf Euro ankreiden? Lieblichen im 1,5-Liter-Tetrapack?
Viele Journalisten verwechseln eine kritische Haltung mit schlechtem Charakter. Eine kritische Haltung bedeutet nicht, sein Gegenüber in die Pfanne zu hauen. Es bedeutet fair und standhaft zu bleiben, auch unbequeme Fragen zu stellen, offen anzusprechen - selbst, wenn das den Journalisten selbst unter Druck bringt.
7an - 2013-03-25 15:40