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freie presse

Mittwoch, 4. August 2010

Warum die Wikileaks-Dokumente nicht jedem zugänglich gemacht hätten werden dürfen

Der Kolumnist Marc A. Thiessen schrieb in der Washington Post über die fast 92.000 zum Teil geheimen Dokumente, die von Wikileaks veröffentlicht wurden: "WikiLeaks is not a news organization; it is a criminal enterprise." Wikileaks-Mitbegründer Julien Assange sollte verhaftet und die Site geschlossen werden, egal, wo Assange sich auf der Welt befindet.

Zuerst einmal ist Thiessen kein Journalist der Post, sondern Fellow des konservativen American Enterprise Institute, dem regierungsnähe nachgesagt wird.

Seine Meinung ist also nicht überraschend. So radikal und wenig nachvollziehbar sie aber auch sein mag, so schreibt er etwas, das wirklich Sorgen machen sollte: "The Post found that the documents [...] identified about 100 Afghan informants -- often including the names of their villages and family members."

Wikileaks hat das richtige getan, indem sie die Dokumente drei großen Zeitungen (Guardian, New York Times, Der Spiegel) vorab gegeben hatte, denn diese haben sich in den Akten vergraben und die Bedeutung erfasst, haben ihren Sinn übersetzt und Zusammenhänge hergestellt. Es ist ein klassischer Journalisten-Job. Der Öffentlichkeit aber hätten die Dokumente nicht verfügbar gemacht werden dürfen. Alleine schon weil sie den Informantenschutz nicht gewährleisten kann.

Assange ist, wenn die Angaben der Washington Post stimmen, der Informantenschutz egal. Er ist aber für die Folgen für die afghanischen Informanten verantwortlich. Von einer möglichen steigenden Gefährdung der Isaf-Soldaten einmal abgesehen.

Mittwoch, 17. März 2010

Anti-PR einer PR-Agentur

Die Frankfurter Agentur WBCO Public Relations & Business Communications sucht dynamische Media Manager. Zum Aufgabengebiet gehört unter anderem das "Erstellen von journalistischen Texten" sowie ihre "Platzierung".

Irgendwie wie arm, dass PR-Agenturen sich immer selbst diskreditieren müssen. Es ist und bleibt unseriös PR-Artikel in der Presse unterzubringen, die nicht als Werbung gekennzeichnet sind. Und sowieso sind die Leser ja auch nicht blöd. Am Ende nehmen alle Schaden: die Agentur, die Zeitung und der Leser in seinem Vertrauen.

Sonntag, 8. November 2009

Es braucht Menschen wie Lahm

In unser heutigen Zeit, ist alles reglementiert. Frei nach seinem Mund kann man immer weniger reden. Jeder ist nur darauf bedacht, nichts falsches zu sagen, sich keinen Ärger einzuhandeln. Auch im Journalismus bringt das Probleme mit sich. Vor ein paar Monaten habe ich zum Beispiel einmal einen Bahnschrankenwärter besucht, über den ich ein Portrait schreiben wollte. Ein einfacher Schrankenwärter. Um mit diesem Menschen sprechen zu dürfen, musste ich mir die Erlaubnis der Presseabteilung in der Bahn-Konzernzentrale in Berlin holen. Alleine gehen durfte ich dann aber immer noch nicht. Ein Presssprecher aus Stuttgart war die ganze Zeit bei dem Termin dabei. Der arme Schrankenwärter war verständlicherweise etwas eingeschüchtert und sagte kaum etwas. Den Artikel konnte ich dann vergessen.

Umso mehr freut es mich nun, dass Philipp Lahm jemand ist, der den Mut hat, Unbequemes anzusprechen. Man kann darüber streiten, wie offen jemand seine Vorgesetzten kritisieren darf. Und Lahm treibt es ziemlich weit. Aber mein Gott, er beleidigt doch niemanden. Er sagt einfach mal, was jedem einleuchtet. Und dafür bekommt er nun ein richtig dickes Bußgeld vom Verein aufgedrückt. Ich hoffe, dass Lahm sich davon nicht allzu sehr beeindrucken lässt.

Montag, 14. September 2009

Afghanischer Journalist begnadigt

Manchmal erreicht man mit Petitionen wirklich etwas - sogar in Afghanistan.

Der Journalistik-Student Sayed Perwiz Kambachsch hatte einen Artikel über die Rolle der Frau im Koran aus dem Internet heruntergeladen und verbreitet und war dafür zuerst zum Tode, dann aber zu 20 Jahren Haft verurteilt worden (siehe älterer Blogeintrag). Der Vorwurf: Blasphemie und Verleumdung des Islams.

Vor ein paar Tagen ist der afghanistanische Präsident Hamid Karsai nun der Petition gefolgt und hat Kambachsch begnadigt.

Mittwoch, 9. September 2009

Kommunikationsstrategien

Amüsant, wenn ein Konzernpressesprecher, dem man ein paar mehr oder weniger kritische Fragen gestellt hat, am Ende des Gespräches bittet, den Chefredakteur des eigenen Blattes zu grüßen.

Sonntag, 23. August 2009

Von der Leyen und die Pressefreiheit

Familienministerin Ursula von der Leyen hat eine Kita besucht. Die Presse war eingeladen. Nur Spiegel-TV war nicht erwünscht.



via netzpolitik.org

Dienstag, 28. April 2009

Journalistenpreise als PR

Habe gerade eine Liste mit Journalismus-Preisen überflogen. Erkenntnis: Journalismus-Preise sind meistens indirekte PR. Ausgezeichnet werden zum Beispiel herausragende Beiträge, die ...

... zeigen, welche Rolle erneuerbare Energien für Deutschland spielen.

... dazu beitragen, die Öffentlichkeit für Kinderrechte bzw. deren Verletzungen zu sensibilisieren.

... junge Menschen ermutigen, sich publizistisch mit biblischen Werten, jüdisch-christlicher Kultur ... zu beschäftigen.

... der Bedeutung von Holzpackmitteln ... Rechnung tragen.

Wenn es mit der PR nicht so recht klappt, kann man also einfach einen Journalismus-Preis ausloben. Vorteil: Man bekommt für das Preisgeld (meist so 1000 bis 2000 Euro) gleich zahlreiche Publikationen in der Presse.

Dienstag, 10. März 2009

Artikel verbreitet: 20 Jahre Haft

Der 23-jährige Journalistik-Student Sayed Perwiz Kambachsch hat einen Artikel über die Rolle der Frau im Koran aus dem Internet heruntergeladen und verbreitet. Dafür muss er nun 20 Jahre ins Gefängnis. Der Vorwurf: Blasphemie und Verleumdung des Islams.

Ein Gericht in Masar-i Scharif hatte Kambachsch zuerst hinter verschlossenen Türen zum Tode verurteilt. Die Richter standen laut der Organisation Reporter ohne Grenzen offenbar unter massivem Druck von Mullahs.

Ein Berufungsgericht in Kabul hat das Todesurteil im vergangenen Herbst in eine 20-jährige Gefängnisstrafe umgewandelt. Der Verteidiger des Angeklagten, Mohammed Afsal Nuristani, wurde nicht angehört. Zeugen durften nicht einberufen werden.

Das Kabuler Gericht bestätigte nun vor wenigen Wochen diese Entscheidung. Das Urteil basiere auf einer Anklage, die gegen afghanische Gesetze verstoße, so Anwalt Nuristani. Er erfuhr von dem Richterspruch, als er gerade dabei war, seinen Verteidigungsbrief einzureichen. "Wie können sie so eine Entscheidung treffen, ohne abzuwarten, was die Verteidigung zu sagen hat?", fragte der Verteidiger. Nuristani will sich dafür einsetzen, dass das Verfahren neu aufgerollt wird.

Kambachsch, der neben seinem Studium als Reporter für die Tageszeitung Jahan-e-Naw ("The New World") arbeitete, war am 27. Oktober 2007 festgenommen worden. Das Berufungsgericht hält an der Anklage fest, obwohl die afghanische Verfassung Pressefreiheit garantiert.

Reporter ohne Grenzen befürchtet nun, dass Kambachsch ins Pul-e Charkhi-Gefängnis in Kabul oder ins Gefängnis von Masar-i Scharif im Norden Afghanistans gebracht wird. In diesen Haftanstalten müsse der Journalist um sein Leben fürchten, da unter den Insassen viele Taliban seien, so die Organisation.

Sie fordert jetzt den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai auf, sich für den Verurteilten einzusetzen.

Wenn Ihr Sayed Perwiz Kambachsch helfen möchtet, unterschreibt die Petition an Karzai für Kambachschs Freilassung. Quelle: Reporter ohne Grenzen Nachtrag von September 2009: Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist der Petition gefolgt und hat Sayed Perwiz Kambachsch begnadigt.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Virus Suchmaschinen-Optimierung

Es ist erschreckend, wie schnell sich gestandene Print-Redakteure seriöser Tageszeitungen für Themen wie Suchmaschinen- Optimierung vereinnahmen lassen und nicht sehen, wie schnell dieses die journalistische Integrität unterwandern kann.


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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