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Freitag, 28. August 2009

Verschmelzung von FR und Berliner Zeitung: eine Frage der Qualität

Als im Januar 2009 der Alt-Verleger Alfred Neven DuMont der britischen Heuschrecke David Montgomery seine deutschen Zeitungen abkaufte, war die Erleichterung groß. Vor allem bei der Berliner Zeitung, die unter Montgomery und seinem Mann fürs Grobe, dem damaligen Chefredakteur und Geschäftsführer Josef Depenbrock, wegen hoher Rendite-Ansprüche ausgepresst wurde. Montgomery kaufte damals in ganz Europa Zeitungen. Sein Plan: durch Synergien der einzelnen Blätter ein riesiges verlflochtenes Medienunernehmen zu schaffen. Alle Zeitungen sollten von allen profitieren. Vorteil: weniger Kosten. Nachteil: Die journalistische Vielfalt und die Eigenständigkeit der einzelnen Zeitungen nimmt ab.

Als Montgomerys Plan nicht aufging und er im Zuge der Weltwirtschaftskrise in Geldnot kam, schlug DuMont zu und kaufte ihm seine deutschen Titel ab. Alle jubelten. Die Süddeutsche Zeitung titelte: "Der Ritter vom Print".

Diesen Ruf hat sich DuMont nun verspielt. Vor wenigen Tagen gab der Konzern M. DuMont Schauberg, zu dem unter anderem der Kölner Stadt-Anzeiger, die Frankfurter Rundschau, die Berliner Zeitung, die Netzeitung und die Hamburger Morgenpost gehören, bekannt, dass die Berliner Zeitung künftig keine eigenständige Wirtschaftsredaktion mehr haben wird. Alle Texte, bis auf die lokalen, sollen von der Frankfurter Rundschau geschrieben werden. Der Ressortleiter Wirtschaft der Berliner Zeitung und seine Kollegen, von denen mit Sicherheit bald einige gehen werden müssen, sollen dann vor allem die fremden Texte in das eigene Blatt einpassen.

Neben dem Wirtschaftsressort, wird auch das Wissenschaftsressort künftig von Frankfurt aus geleitet. Die Rundschau verliert im Gegenzug ihre Medienredaktion. Geplant ist zudem ein Redaktions- und Reporterpool in Berlin, der die überregionalen Politik-Artikel für alle Zeitungen der DuMont-Gruppe produzieren soll. Weitere Ressortzusammenlegung, darunter Feuilleton und Panorama, stehen zur Debatte.

Das Entsetzen bei den betroffenen Zeitungen ist groß. Die Redaktionsversammlung der Berliner Zeitung schrieb einen offenen Protestbrief an die Konzernspitze. Konstantin Neven DuMont, Vorstandschef des Verlages, sagte jedoch gegenüber der Süddeutschen Zeitung, er könne die Aufregung nicht so recht nachvollziehen. Das alles sei erst der "Beginn einer Debatte".

Bei der Diskussionsrunde media coffee in Düsseldorf sagte DuMont vorgestern zudem: "Ich kann nicht verstehen, dass man sich dagegen wehrt, dass die Spitzenschreiber anderer Blätter auch im eigenen Blatt erscheinen." Für ihn bedeuten die Redaktions-Zusammenlegungen offenbar lediglich eine Verbesserug der journalistischen Qualität.


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Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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