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Sonntag, 9. November 2008

Hessen - die große Depression

Hessen wählt neu und Ypsilanti schmeißt hin. Neuer Spitzenkandidat ist Thorsten Schäfer-Gümbel, Mr. Nobody.

Ich hätte sie wieder gewählt. Ich stehe hinter dem Programm von Ypsilanti. Und ich mag sie als politische Persönlichkeit. Doch wen soll ich jetzt wählen?

Nicht zu wählen ist keine Option. Ich möchte keine Regierung in Hessen an der Macht sehen, wo die SPD nur in der Opposition ist. Ypsilanti wollte Koch, wollte die komplette CDU abwählen. Es war ein großes Risiko, aber sie hat den Kampf (fast) bis zum Ende gefochten. Das muss man ihr anrechnen. Ihre Spitzenkandidatur hätte sie jedoch nicht aufgeben dürfen.

Sie hätte es in hemingwayscher Manier ertragen sollen. Sie hätte erneut aufs Meer hinausfahren sollen, obwohl klar ist, dass ihr der große Fisch von den Haien zerrissen werden wird. Wahre Größe liegt vor allem darin, im eigenen Niedergang noch Würde zu bewahren und weiterzumachen.

Das gilt auch für die Wähler. Wer jetzt statt SPD die CDU wählt, ist ein Windei. Schäfer-Gümbel zieht jede Koalitionsmöglichkeit in Betracht. Das ist gut so. Denn das mindeste, auf das alle, die für den neuen Kurs von Ypsilanti standen und weiterhin stehen, hoffen sollten, ist eine Regierungsbeteiligung der SPD. Notfalls in einer Koalition mit der CDU. Denn nur wer auch bereit ist, Macht zu teilen, ist der Demokratie würdig.

Das ZDF, die Deutschen und das Web

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Die Öffentlich-Rechtlichen lösen regelmäßig bei der privaten Presse Angst aus, wenn es um den Journalismus im Internet geht. Die Staatlichen spielen nicht fair, heißt es. Wegen der Steuergelder, die sie erhalten. Die Privaten fürchten, an den Rand gedrängt zu werden.

In dem neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrag gibt es einen Kompromiss: Die Öffentlich-Rechtlichen dürfen soviel Geld ins Internet stecken wie sie wollen, aber nicht für jedes Thema. Fernsehsendungen in der der Mediathek dürfen nur ein paar Tage im Netz stehen - außer sie haben kulturhistorische Bedeutung.

Ein Beispiel für so etwas gibt es nun mit der ZDF-Geschichtsserie "Die Deutschen". In zehn Folgen von König Otto I. bis zu Kaiser Wilhelm II. skizziert der Sender Wurzeln und Entstehung des deutschen Volkes. Claudius Seidl von der FAZ kritisiert zwar, dass dadurch die Bedeutung derjenigen deutschen Gruppen, die sich nicht auf urdeutsche Vorfahren berufen können, verschwiegen wird, das ist aber eine andere Geschichte.

Wirklich eindrucksvoll hingegen ist, wie das ZDF die Serie im Internet präsentiert. Die multimediale Vielfalt überwältigt, die grafische Umsetzung setzt Akzente. Alleine die Navigation ist wegweisend - zumindest im Verhältnis zum gängigen Alltag im deutschen Internet-Journalismus. Der hat nämlich seinen Namen nach wir vor kaum verdient. Auf den großen Nachrichtenseiten im herrscht immer noch der blanke Copy-and-Paste-Wahn von nachrichtlichen Texten. Eine derartige Grundversorgung ist zwar wichtig, allerdings fängt der Journalismus dort erst an und hört dort nicht auf - wie momentan weitgehend üblich.

Wie dem auch sei, das ZDF belegt auf ganzer Stärke, was das Medium Internet leisten kann - vor allem, wenn es nicht um schnelle Klicks und reine Kosten-Ertrags-Rechnungen geht. Dafür verdient der Sender Lob.


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Johanna (Gast) - 2013-12-05 10:34
Gut analysiert. Nur bei...
Gut analysiert. Nur bei der politischen Ausrichtung...
7an - 2013-10-10 15:08
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Nur eine kurze Anmerkung. Journalisten denken von ihrem...
Otto Hildebrandt (Gast) - 2013-10-10 14:08

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