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Sonntag, 2. November 2008

Abenteurer der Literatur

Vor hundert Jahren oder so konnte man einfach zum nächsten großen Seehafen gehen und anheuern. Melville und Conrad haben gewissermaßen so den Grundstein für ihre Karriere gelegt. Erst die Erfahrung, dann das Schreiben. Heute kann man für 10 Euro durch Europa jetten. Ferne exotische Länder reizen nicht mehr als die Sehenswürdigkeit vor der Haustür. Überall warten schon junge Backpacker und Backpackerinnen. Die Welt ist entzaubert. Es reicht nur noch für wahnsinnig schöne Landschaftserlebnisse, die man mit seiner Digicam knipst und ins Internet stellt. Die Welt der Abenteurer-Literaten ist vorbei. Aber über was soll man schreiben, wenn man eine reale Anregung braucht, aber das eigene Leben nichts hergibt und in der Welt nichts mehr zu entdecken ist. Oder gibt es noch etwas, über das noch nicht gebloggt wurde?

Wie man Sprachen lernt

Manche Menschen haben Glück. Sie wachsen bereits mehrsprachig auf. Oder sie haben fantastischen Unterricht bei hochkompetenten Lehrern. Oder sie erkennen als Schüler oder Student, dass sie ins Ausland müssen, um live zu lernen und bekommen dazu auch die Gelegenheit und die nötige finanzielle Unterstützung sowie den familiären Rückhalt. Wenn das alles nicht der Fall ist, wird es schwierig.

Das Problem ist, dass einem gerade durch Fremdsprachenunterricht, das Lernen oftmals gründlich verdorben wird. Man schaue sich nur an, was die BBC in ihrem bbclearningenglish-Programm bei Youtube reinstellt. Eine Fremdsprache zu lernen, heißt oft, den würdelosesten Mist ertragen zu müssen. Ich aber ertrage es einfach nicht, mir Unterrichtsstoff anzutun, der offensichtlich für lern- und sprachbehinderte Menschen gestaltet wurde.

Ich erinnere mich daran, wie wir uns selbst noch im Studium im Englischkurs einander einen Ball zuwerfen sollten, damit klar war, wer etwas sagen musste. In einem anderen freiwilligen Englischkurs lehrte eine Indierin mit grausamem Akzent, bei der wir Buchstaben in die richtige Reihe ordnen mussten, damit das Ursprungswort herauskommt. Kurz um: Meine Englischkurse waren oftmals die reinste Qual oder zumindest träge und uninspiriert. Wirklich gut in Erinnerung geblieben ist mir nur meine letzte Dozentin in der Hochschule, die mir nach dem allerletzten Kurs einen dreistündigen Privatunterricht gab. Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Was kann man tun, wenn man eine Sprache verbessern möchte und nicht ins entsprechende Land kann? Filme, Serien etc. schauen, Bücher und Zeitungen lesen. Okay. Vielleicht hat man einen ausländischen Kumpel, mit dem man eine andere Sprache üben kann. Dafür lohnt es sich übrigens im studivz nach Tandempartnern in entsprechenden Gruppen zu suchen, um sich auf Chats in Straßencafés zu verabreden.

Eine andere sehr gute Gelegenheit sind wissenschaftliche Videos auf YouTube. Mittlerweile gibt es ganze Kanäle von Universitäten, die Kurse aufnehmen und ins Netz stellen. Das MIT macht das zum Beispiel auf hohem Niveau. Leider sind fast nur technische Kurse dabei. Und leider habe ich immer zu wenig Zeit und viel zu viele andere drängende Interessen, um irgendwo die goldene Perle zu suchen und zu finden. So versickert also schon wieder alles im virtuellen Treibsand.

Aber falls jemand zufällig, hervorragende englische Video-Kurse über Themen wie Literatur, Soziologie, Kulturwissenschaften, Geschichte, Kreativitätsforschung oder irgend etwas Abgefahrenes entdeckt, möge er mich doch bitte per Kommentar darauf hinweisen.


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